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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Gala mit besonderem Flair

Hessischer Filmpreis in der Alten Oper

von Michael Hörskens

(17.10.2017) Die Verleihung des Hessischen Filmpreises in der Frankfurter Alten Oper war einmal mehr ein Höhepunkt im Kultur-Kalender der Mainmetropole. Zahlreiche Prominente aus dem Filmgeschäft oder der Politik verliehen der Gala einen besonderen Glanz. Hervorragend und souverän führte Moderator Jochen Schropp durch den Abend.

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Ulrich Tukur erhielt den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für sein Lebenswerks von Volker Bouffier
Foto: Hörskens
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Florian Bartnolomäi, in Frankfurt geboren, war bei der Gala in der Alten Oper mit von der Partie
Foto: Hörskens
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Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Ehrenpreises des Hessischen Ministerpräsidenten an Ulrich Tukur für sein Lebenswerk. Der 60 Jahre alte, im hessischen Viernheim geborene Schauspieler ist dem Publikum aus vielfach preisgekrönten Kino- und Fernsehfilmen bekannt. Er gilt als einer der renommiertesten Filmschauspieler seiner Generation in Deutschland. Tukur studierte in Tübingen Germanistik, Anglistik und Geschichte, 1980 begann er an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst eine Ausbildung im Fach Schauspiel.

Noch während seines Studiums engagierte ihn der Regisseur Michael Verhoeven für die Rolle des Widerstandskämpfers Willi Graf in dem preisgekrönten Film „Die Weiße Rose“. Es folgten weitere Glanzrollen, etwa als Erwin Rommel, wofür er 2012 den „Bambi“ als bester Schauspieler national erhielt. Auch als Zoodirektor Bernhard Grzimek überzeugte Ulrich Tukur ebenso wie in dem Streifen „Stauffenberg“. Seit 2010 ermittelt der Hesse als Kommissar Murot im HR-Tatort.

„Der Preis ist Ausdruck für unseren Respekt für die Lebensleistung von Ulrich Tukur“, betonte Ministerpräsident Volker Bouffier in seiner Laudatio. Er nannte den 60-jährigen einen großartigen Schauspieler, Autor und Musiker. „Sie haben uns viele Persönlichkeiten der Zeitgeschichte nähergebracht, dabei gelingt es Ihnen hervorragend, mit großer Überzeugungskraft die unterschiedlichen Charaktere darzustellen“, lobte Bouffier.

„Diesen Preis aus Hessen habe ich voll und ganz verdient“, schmunzelte Ulrik Tukur in seiner Dankesrede. „Ich bin nicht nur gebürtiger Viernheimer, sondern habe in meiner Jugend auch in Hanau und Großkrotzenburg gelebt.“ Und er ergänzte noch schelmisch: „Schade, dass der Preis nicht dotiert ist.“ Sonst hätte er zu einem Fünf-Liter-Bembel nach Sachsenhausen eingeladen.

Ein weiteres Highlight bildete die Verleihung des Preises an Corinna Harfouch als beste Schauspielerin für ihre Rolle in „Viel zu nah“. Die Jury urteilte, dass Corinna Harfouch in dem Film „selbstbewusst eine atemberaubende Präsenz entwickelt.“ Gleichzeitig ordne sie ihr Spiel demütig der Geschichte unter. „Sie lebt förmlich in den Sätzen des Drehbuchs“, befanden die Juroren.

Die Auszeichnung als bester Schauspieler ging an Jens Harzer für den Tatort „Amour fou“, in dem er einen schwulen Witwer spielt - „traurig, hochintelligent, unnahbar“, so die Jury und begründete ihr Votum: „Mit seinem berührenden Spiel schickt er uns auf eine Reise, in der wir mit Ablehnung starten, dann zweifeln, rätseln und verdächtigen und am Ende zu Tränen gerührt sind. 

In diesem Jahr wurde erstmals durch Kunst- und Kulturminister Boris Rhein der mit 7500 Euro dotierte Newcomerpreis vergeben. Er ging an Jasna Fritzi Bauer. Sie wurde 1989 in Wiesbaden geboren und gehörte zuerst dem Jugendclub und später dem Ensemble des Hessischen Staatstheaters an. Von 2012 bis 2015 stand sie am Wiener Burgtheater auf der Bühne. Im Jahr 2013 war sie für ihre Rolle in dem Drama „Scherbenpark“ als „Beste Schauspielerin“ für den Hessischen Fernsehpreis nominiert.  „Jasna Fritzi Bauer ist eine der ausdrucksstärksten und begehrtesten Jungschauspielerinnen ihrer Generation. Ihre Darstellung von problematischen Jugendlichen sucht Ihresgleichen“ lobte Rhein. Mit großer Spielfreude und mitreißender Energie weck sie Empathie beim Zuschauer und überzeuge mit ihrem Spiel.

Mit den Hessischen Kinokulturpreisen wurden gewerbliche und nichtgewerbliche Kinos in Hessen ausgezeichnet. Die Preise werden für eine besondere Programmgestaltung verliehen, welches das kulturelle Engagement der Kinos würdigt. Für gewerbliche Kinos wurden Preisgelder von insgesamt 75 000 Euro verliehen. Sie gingen unter anderem an die Frankfurter Kinos „ Mal Seh'n“,  „Orfeo's Erben“  und die „Harmonie Kinos“, den „Traumstern“ in Lich, das Lichtspielhaus Lauterbach oder das Kammer-Palette-Atelier in Marburg. Nichtgewerbliche Kinos, Kommunale Kinos und Abspielstätten erhielten insgesamt 20 000 Euro. Ausgezeichnet wurden etwa das Kommunale Kino Eschborn, das Murnau Filmtheater in Wiesbaden, das Unikino in Darmstadt und auch sie Frankfurter Kinos „Pupille“, das Filmforum Höchst und das Kino des Deutschen Filmmuseums in Sachsenhausen.

Zahlreiche Film- und Fernsehstars wie Josefine Preuß, August Zirner oder der frühere Frankfurter Tatort-Darsteller Peter Lerchbaumer waren der Einladung zur festlichen Gala in der Alten Oper gefolgt. Auch ehemalige Preisträger wie Margarita Broich sowie die Jurymitglieder Nina Kronjäger und der gebürtige Frankfurter Florian Bartholomäi feierten mit.

„Eine glänzende Verleihung des Hessischen Film und Kinopreises hat die Alte Oper wieder einmal zum Strahlen gebracht. Ich beglückwünsche alle Gewinnerinnen und Gewinnern zu ihrem Erfolg und freue mich über eine sehr gelungene Veranstaltung“, sagte Boris Rhein.  Der Hessische Film- und Kinopreis sei zu einem festen Bestanteil der deutschen Filmszene geworden. „Darauf sind wir stolz. Eine Preisverleihung wie heute Abend zeigt nicht nur die Bandbreite schauspielerischen Könnens und herausragende Regie-Arbeit. Sie demonstriert gleichzeitig den Erfolg guter Förderung, die zu außergewöhnlichen Projekten führt“, so der Minister.