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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Valencia glänzt mit Architektur und Kulinarik

Ein langes Band von Attraktionen von großen Grüngürtel bis in die Altstadt

von von Karin Willen

(23.02.2017)  Valencia hat ihren Stadtpark im Flussbett. Und folgte damit 1957 uralten Trockenlegungsplänen der arabischen Eroberer für den Fluss Turia. Seitdem spazieren und joggen Valencianer in weiten Teilen des über 12 Kilometer langen Flussbetts in Gärten und unter Bäumen und Brücken, das die Stadt heute wie ein grünes Band vom großem Zoo namens Bioparc im Westen, an der Altstadt vorbei, mit der 1991 errichteten „Stadt der Künste und Wissenschaften“ verbindet. Diese „Stadt in der Stadt“ in der nach Madrid und Barcelona drittgrößten spanischen Stadt ist einzigartig.


Bioparc Valencia: Wildtiere im edlen Ambiente
Foto: Karin Willen
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Spaniens mit 180 Metern längste Brücke „L’ Assut d’Or“ trennt das blendend weiße Ensemble von Europas größtem Aquarium „Océanografico“ und dem blauweiß prangenden Multifunktionsgebäude „Ágora“. Die organisch-futuristischen Gebäude spiegeln sich in den sie umgebenden Wasserflächen und wirken trotz ihrer Dimensionen wie Spielzeug eines Weltraumriesen zwischen den Fronten mächtiger Wohnbauten.


Kunstvolle Aussichten: Spiegelungen auf die Brücke „L’ Assut d’Or“
Foto: Karin Willen
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Sie sind das Werk des heimischen Architekten Santiago Calatrava, der damit aller Welt demonstriert, dass er sich ebenso als Bildhauer und Ingenieur versteht. Dem Opernhaus gab er die Form eines Helmes mit einem frei schwingendem Bügel darüber.


Musiktempel: Valencias Opernhaus hat der Architekt die Form eines Helms gestaltet
Foto: Karin Willen
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Das 3D-Kino-Planetarium gestaltete er als Auge, das sein Lid auf und zuklappen kann. Ein langgestrecktes Schattenhaus, das sich über dem Parkplatz erhebt und einen kleinen botanischen Garten mit Skulpturen birgt, sieht aus wie ein halbiertes Walfischskelett. Und das Naturkundemuseum, das an eine Kauri-Muschel erinnern soll, kommt ohne rechten Winkel aus, hat aber Platz für viele Experimente und Erklärungen wie das Foucaultsche Pendel.

Auch in den anderen Gebäuden passiert Großes. Im „Océanografico“ spaziert man durch und unter die Weltmeere, während über einem Haie, Weißwale, Pinguine, Robben oder bizarre Mondfische ihre Bahnen ziehen.

Dennoch lässt sich auch ein wenig Tradition in dem futuristischen Kultur- und Freizeitkomplex erleben. Etwa an den Horchata-Ständen, an denen die traditionelle eisgekühlte Erdmandelmilch ausgeschenkt wird.


Tradition im futuristischem Bauwerk: Horcha-Stand
Foto: Karin Willen
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Wer allerdings kulinarisch tiefer eintauchen will in das klassische Valencia, kann sich beim Torre Santa Catalina in der Altstadt umsehen. Dort werden seit zwei Jahrhunderten zur Horchata in der gleichnamigen, mit Keramiken gefliesten Horchatería frische Fartons gebacken, die in die Mandelmilch oder in dickflüssige Schokolade getunkt werden.

Noch nicht einmal fünf Minuten zu Fuß entfernt findet sich mit dem Mercado Central Spaniens schönste Markthalle. Hier türmen sich an rund 400 Ständen unter anderem die Orangen kunstvoll auf, denen die Stadt einen Teil ihres Reichtums verdankt. Freilich kann man unter den schmiedeeisernen Jugendstilbögen auch besten Iberico-Schinken, köstliche Muskatellerrosinen oder die Zutaten zu einer echten Valencianer Paella einkaufen, die entweder Fisch oder Huhn, nie aber beides zusammen enthält.


Große Auswahl: Iberico-Schinken in der Jugendstil-Markthalle
Foto: Karin Willen
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Der Reis fürs typische Gericht wird südlich der Stadt angebaut, nahe der Albufera, dem größten Binnensee Spaniens. Bewässert wird mit einem System, das seit den Mauren in Betrieb ist.
Nicht selten trifft man morgens auf dem Markt übrigens den deutschen Sternekoch Bernd Knöller. Der gebürtige Schwarzwälder deckt den täglichen Bedarf seines kleinen Restaurants „Riff“ im Ausgehviertel um die Gran Via Marqués del Turia ein. Die Weine für seine exquisite Mittelmeerküche lässt er sich allerdings auch aus Deutschland schicken. Auch Apfelsekt vom Obsthof Schneider aus Frankfurt-Niedererlenbach kann hier geordert werden.

Die fast 500-jährige maurische Herrschaft ist in Valencia dagegen schon schwerer zu entdecken. Nach der christlichen Rückeroberung 1238 wurde das muslimische Erbe fast komplett getilgt.


Touristenattraktion: Wassergericht in der Altstadt
Foto: Karin Willen
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Als eines der wenigen Überbleibsel hat sich das Wassergericht jeden Donnerstag um 12 Uhr vor der Kathedrale erhalten. Acht Männer schlichten hier seit mehr als 1000 Jahren Streitigkeiten, die mit den Bewässerungskanälen der Stadt zusammenhängen. Eingesetzt wurde das Gericht um das Jahr 960 vom Kalifen Al Hakam.

Heute warten die Richter allerdings vergeblich auf Beschwerden über zu wenig Wasser. Kaum jemand arbeitet noch in der Landwirtschaft, der Fluss ist umgeleitet, und fürs Freizeitvergnügen gibt es jede Menge salziges Mittelmeerwasser.

Informationen
Jeweils im Frühling und im Herbst – in diesem Jahr vom 30. März bis 9. April sowie vom 19. bis 29 Oktober – veranstaltet die Stadt eine zehntägige „Offene Küche“, die Cuina Oberta (www.valenciacuinaoberta.com). Daran nehmen fast 70 Restaurants teil, darunter auch das „Riff“ von Bernd Knöller.
www.visitvalencia.com.