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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Zum 15. Mal Kabarett, Musik und Literaturim Götzenhainer Maislabyrinth

von Adolf Albus

(28.07.2016)  Dreieich - Auf eine ebenso fa cettenreiche wie unterhaltsame Mischung aus Kleinkunst und Konzerten dürfen sich einmal mehr die Besucher einer Veranstaltungsreihe freuen, die aus dem Programm des Kultursommers Südhessen gar nicht mehr wegzudenken ist.
Wie in den vergangenen Jahren handelt es sich dabei um ein gemeinsames Projekt der „Bürgerhäuser Dreieich“ und der Landwirtsfamilie Frank: Auch 2016 locken das Maislabyrinth der Franks und das neben diesem aufgebaute Zelt der „Bürgerhäuser“, die dort vom 16. Juli bis zum 4. September ihr bereits 15. Programm „Kabarett, Musik und Literatur im Mais“ präsentieren.

Kulturelle Leckerbissen zum kleinen Preis: Das ist fabelhaft, da muss man einfach zugreifen! Dies gilt bei den Gastspielen bekannter Gesichter ebenso wie bei den Auftritten kreativer Köpfe, die erstmals ihre Visitenkarte im Mais vor den Toren Götzenhains abgeben. Ort des Geschehens ist und bleibt eine landwirtschaftliche Fläche neben der Ortsumfahrung Götzenhain, zu erreichen über die Straßen „Im Höchsten“ und „Vor der Pforte“. Eröffnet wurde das Maislabyrinth bereits am 17. Juli 2016

Weltmusik aus Russland erklingt in einem Konzert, zu dem sich am Samstag (30. Juli) das Ensemble Expromt in den Mais begibt. Ab 20 Uhr ertönen traditionelle russische Instrumente: Domra, Balalaika, Bajan und Kontrabass-Balalaika. Die Mitglieder des 1995 gegründeten Quartetts – allesamt Absolventen des Petrosavodsker Konservatoriums – verstehen sich auf Wimpernschlag und bieten in ihren Konzerten eine Repertoire-Bandbreite, die weit über die große Tradition russischer Volksmusik hinausgeht. Eindrucksvoll stellt die Formation unter Beweis, welche überraschenden Möglichkeiten ein bekanntes Instrumentarium bieten kann, wenn Kreativität, Sicherheit des musikalischen Geschmacks und Mut am Werke sind. Die faszinierende Mischung von Musik unterschiedlichster Provenienz verspricht einen unvergesslichen Abend.

Weiter geht es am Samstag (6. August) mit einer unterhaltsamen Mixed-Show der Formation Popcorn. Der Musiker und Kabarettist Christoph Reuter, der schon mehrfach in Dreieich zu Gast war, führt ab 20 Uhr durch das Programm. Mit dabei sind der Zauberer Erasmus Stein, die Stand up Dichterin Sandra Niggemann, das selbsternannte lyrische Liederluder Johanna Moll und ein Überraschungsgast, der noch gar nichts davon weiß. Es wird gesungen, improvisiert und gezaubert. Die Botschaft der Akteure: „Hier bekommen Sie die allerMAISte Unterhaltung!“

Ein Gastspiel von Lisa Cantena, einer Künstlerin aus der Schweiz, lockt am Samstag (13. August) ins Grüne. Ab 20 Uhr erlebt das Publikum den Kabarettabend „Grüezi Deutschland“. In Catenas „erstem deutschem Programm“ müssen Pegida-Demonstranten zum Schweizer Integrations-Test antraben, Franz Beckenbauer geht ins Yoga-Ashram und manch einer wundert sich, dass er beim Thema „Flüchtlinge“ an seine Grenzen kommt. Kurzum: „Freuen Sie sich auf einen lustvollen Biss in die Wade der aktuellen Politik!“

Im vergangenen Jahr zu Gast bei den Burgfestspielen, jetzt auf der Bühne im Mais: Der Musiker und Poet Roger Stein packt am Freitag (19. August) sein Programm „Lieder ohne mich“ aus. Stein umspielt Lebensfreude mit Ironie, Ernsthaftigkeit mit Humor und zeigt dabei, wie lustig und innig zugleich ein Abend mit Liedern sein kann, wenn man etwas zu sagen hat. Seine Worte lassen in sonniger Sachlichkeit Gesellschaftskritik aufblitzen und sind auf angenehme Weise unaufgeregt politisch. Ein charmanter Sprachspieler und Songpoet – witzig, klug und poetisch. Stein „ist Poetry Slam mit Musik und Popkonzert mit Literatur, er ist Liebesschnulze und literarisches Chanson, er ist Kabarett und Stilkritik und er ist Hiphopper mit Tiefsinn“.

Zu einem weiteren Heimspiel zwischen den Stauden treten am Samstag (20. August) ab 20 Uhr die Dreieicher Women on Drums an. Das ist die sympathische Percussionband aus Dreieich und Langen mit Experimentierfreude und eigenen Stücken. Sechs (sieben Spielerinnen trommeln an brasilianischen Timbas, Surdos oder Repiniques, an Congas, afrikanischen Djemben, spielen aber auch Querflöten, Gitarren oder Keyboard. „Was gefällt, wird kombiniert“, so lautet das bewährte Motto der Gruppe um Barbara Simon. Zwei Herren bereichern das Damen-Sextett mit den Instrumenten Didgeridoo. Posaune und Kontrabass.

Konzertante Weltmusik: Mit viel Gefühl, subtilen Arrangements und ergreifenden Soli kreiert o-ton am Freitag (26. August) vor den Toren Götzenhains akustische Musik, in der die Nostalgie versunkener Melodien, die Farbe des Mittelmeers, die nordisch-keltische Frische, die Fingerfertigkeit des Balkans, die jiddische Ironie, die Leidenschaft des Tangos sowie Freiheit und Groove von Jazz und Rock in Akkordeon, Klarinette/Saxophon, Gitarre/ Kontrabass und Perkussion verschmelzen. Auf der Bühne stehen Michael Gottmann, Holger Dietz, Jürgen Dorn und Helmut Vogt, die seit 2006 gemeinsam unterwegs sind.

Ganz andere Töne schlägt am Samstag (27. August) ab 20 Uhr die Musikkabarett-Truppe Reimtext an. „Hessebilly DeLuxe“, so ist der Titel des neuen Programms. Wenn Hessebella „Kratzbörscht“ (Gaby Rotsch), Finanzberater „Grosche Schupser“ (Conny Konrad) und Stadt-Cowboy „Magoro Mann“ (Bobby von Schwanheim) aufeinander treffen, bleibt kein Auge trocken. Mit viel Witz, Spaß und eingängiger Musik aus der eigenen Feder präsentieren die Akteure Situationen und Songs in hessischer Mundart, in denen sich der Zuhörer wiederfindet. Ob man nun gerade auf der Suche nach „genau de rischdisch Fraa“ ist, sich über die just vor der Nase entflohenen Trambahn und den „Personenahverkehr“ ärgert, im Baumarkt „des is mei Projegd“ ausruft oder den „Äbbelwoi-Rag“ mitsingt.

„Für Eile fehlt mir die Zeit“ lautet der Titel einer Lesung mit Musik, zu der die „Bürgerhäuser“ am Sonntag (28. August) vor die Tore Götzenhains einladen. Mit Karl Hofmann tritt abermals ein alter Bekannter auf die Bühne. Der Regisseur der „Studiobühne Dreieich“, der sich lange um die Finanzen des städtischen Eigenbetriebes kümmerte und selbst gerne auf kulturellen Pfaden wandelt, wird auch in diesem Jahr ab 11 Uhr wieder von dem Pianisten Klaus Reitz begleitet. Und worum geht es? Andere nennen es Alltag – Horst Evers nennt es Schikane. Er erzählt ausgesprochen komische Geschichten aus dem Hier und Jetzt, die keine Ratschläge erteilen, aber trotzdem helfen. Auszüge aus Evers Buch werden inmitten des Götzenhainer Maisfeldes kredenzt.

Ignaz Netzer kommt am Freitag (2. September) zu einem Gastspiel an den Hengstbach. Ab 20 Uhr zeigt sich der Gewinner des German Blues Award 2015 auch im Zelt der „Bürgerhäuser“ als begnadeter Sänger und begabter Gitarrist (fingerpicking, bottleneck, solo). Netzer hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auch als Singer/Songwriter und Lehrer einen Namen gemacht, bei seinen Auftritten unterhält er mit bissig-ironischem Entertainment und lakonischem Understatement.

Zum Abschluss des Kulturprogramms wird am Samstag (3. September) der Musikkabarettist Rainer Weisbecker erwartet, der ab 20 Uhr sein Mundartprogramm „Ferz mit Kricke … Ich glaab, ihr habt en Knall!“ präsentiert. Der Frankfurter Mundarthumorist hat allerhand schräge oder spinnerte Ideen sowie neureiches Getue in allen Bereichen des Lebens aufgespürt, regt sich mächtig darüber auf und führt sie der belustigten Zuhörerschaft in mundartlichen Liedern, Gedichten und Geschichten vor.

Mit dem traditionellen Tag der evangelischen Kirche Götzenhain, der am Sonntag (4. September) ab 11 Uhr veranstaltet wird, klingt der Reigen im Grünen aus. Um 14 Uhr beginnt die Ziehung der Sieger des Gewinnspiels 2016. Um 17 Uhr heißt es dann einmal wieder „Abschied nehmen vom Maisfeld“ – bis zum Sommer 2017.

Eintrittspreise (Veranstaltungen) € 8, Lesung: € 5
Eintritt frei am 17. Juli und am 4. September

Karten für alle Veranstaltungen gibt es wie immer beim Ticketservice im Bürgerhaus Sprendlingen: Telefon (06103) 6000-0 und über www.buergerhaeuser-dreieich.de

Öffnungszeiten (Maislabyrinth)
samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr
Eintritt: € 2 Gruppenanmeldung (Maislabyrinth): hofkleegarten@gmx.de