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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Festival „Jazz in der Burg“ bei den Burgfestspielen Dreieichenhain

Jazziger Swing und romantischer Blues

von Adolf Albus

(27.07.2016)  Dreieich - Passionierte Jazzer statt wackere Ritter, stimmgewaltige Blues-Röhren statt holde Burg-Fräuleins: Seit 1976 gibt es in Dreieich eine Tradition, die sich auf einen ebenso kurzen wie prägnanten Nenner bringen lässt – kein Sommer ohne „Jazz in der Burg“. Das dreiteilige Festival in der Regie der „Bürgerhäuser Dreieich“, das das Burggelände in Dreieichenhain Jahr für Jahr zu einem Eldorado für Jazz-, Blues- und Gospelfans aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet macht, findet im Juli 2016 bereits zum 41. Mal statt.

41. Festival Jazz in der Burg Dreieichenhain

Samstag, 30. Juli 2016, 19 Uhr Jazz in der Burg
Anke Angel Trio/ Django Deluxe/ Klazzbrothers Meet Cuba Percussion – Jazz meets Cuba

Sonntag, 31. Juli 2016, 9.30 Uhr Gospelmatinee
Tommie Harris Gospel Trio

Sonntag, 31. Juli 2016, 11 Uhr Blues Morning
Bergmeyer & Harris/ Blues Company feat. BC Horns + Soul Sistaz/ Miller Anderson Band

Samstag, 30. Juli 2016, 19 Uhr Jazz in der Burg
Schon als Kind hörte Anke Angel gemeinsam mit ihrem Vater die Platten der Boogie-Woogie-Giganten Albert Ammons, Pete Johnson und Meade Lux Lewis. Mit 40 verließ sie dann ihren Platz in einer Anwaltskanzlei, „weil ich als Musikerin mehr Menschen glücklich machen kann denn als Anwältin“. Im Sommer 2003 hatte die noch unbekannten Sängerin ihren ersten öffentlichen Auftritt, inzwischen wird sie als „First Lady of Boogie Woogie“ gefeiert, mit dabei auf allen renommierten Festivals wie dem North Sea Jazz Festival, dem Jazzfestival Luzern oder dem internationalen Summer Festival Zagreb. Die holländische Organisation „Dr. Jazz“ wählte Anke Angel 2007 zur „Europe‘s best female jazz pianist“ und das Magazin „Men‘s Monthly“ verlieh ihr den Titel „Jazz babe of the year“. Sie singt opernbühnenreife Koloraturarien, sie erklärt den Boogie-Woogie als Wurzel jeglicher Musikrichtung und beweist dies mit dem „Schlaflied von Big Bill Brahms“, dem „schönen blauen Donauboogie“ und dem „Radetzky-Boogie von John Lee Strauߓ. In Dreieich bildet sie mit Harm van Sleen (b) und Remco van Schaik (dr) ein Trio.

Seit sechs Generationen schon leben die Familien der Brüder Giovanni (gt) und Jeffrey Weiss (gt) und ihres Cousin Robert (b) im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Das stärkste Band zu ihren Vorfahren in einer der größten Gemeinden von Sinti und Roma ist und bleibt die Musik. Vor allem die des legendären Django Reinhardt, der nicht nur ihrer Band die Inspiration zur Namensgebung schenkte. Nun macht „Django Delux“, Gewinner des Echo Jazz 2016, in Dreieich Station, um das aktuelle Album „Driving“ vorzustellen. Mit Reinhardts Gypsy Swing war die Musik der Sinti und Roma zuerst zur Sensation, in den Dreißigern dann salonfähig und in der Nachkriegszeit endgültig zum Standard-Repertoire geworden. Dabei hat der Gitarrist die traditionellen Klänge seines Volkes einer ziemlich radikalen Neuorientierung unterzogen, als er sie mit dem amerikanischen Jazz mischte. Genau diesem Gedanken fühlen sich auch die drei Musiker Weiss verpflichtet und haben so als „Django Deluxe“ einen ungemein lässigen und dennoch spannungsreichen Stil entwickelt, der irgendwie zwischen der Filmmusik zum Nachkriegsklassiker „Der dritte Mann“ und den feinperligen Improvisationen eines George Benson auf sehr hohem Niveau einen höchst stilvollen Balanceakt vollführt.

Eine Hommage an die „Alten Meister“ wie Dizzy Gillespie, Miles Davis, Mario Bauzá und Stan Kenton verspricht der Auftritt der Klazz Brothers (Kilian Forster – b, Bruno Böhmer Camacho – p, Tim Hahn – dr) mit der Formation Cuba Percussoin (Alexis Herrera Estevez – perc, Elio Rodriguez Luis – conga). Ihr Festivalbeitrag steht unter dem Motto „Jazz meets Cuba“. Dahinter verbirgt sich ein hohes Lied auf die ganz Großen des Genres: George Gershwin, Duke Ellington, Charlie Parker, Miles Davis & Co. Kombiniert mit kubanischen Rhythmen erscheinen deren unvergesslichen Jazzstandards in einem neuen, südlicheren Licht. „Jazz meets Cuba“ und „Cuba meets Jazz“: Um dieses Treffen perfekt zu machen, enthält das gemeinsam erarbeitete Repertoire auch kubanische Songs im Jazzgewand. Es sind übrigens jene Lieder der großen kubanischen Musiker Frank Emilio („Los Amigos“ und „Mondongo“) und Chucho Valdez („Mambo Influenciado“), die die Musiker bei ihrem allerersten Zusammentreffen in Havanna auf der Bühne des Theatro Roldan spielten – Musik der „ersten Stunde“ also.

Sonntag, 31. Juli 2016, 9.30 Uhr Gospelmatinee
Wichtiger Bestandteil des Festivals und unverzichtbares Bindeglied zwischen dem Konzert am Samstagabend und dem Blues Morning am Sonntag ist auch im Jahr 2016 die GOSPEL MATINEE in der evangelischen Burgkirche Dreieichenhain – der Eintritt ist frei. Für ein Gastspiel am Hengstbach eingeladen wurde das Tommie Haris Gospel Trio zu hören.
Unter dem Motto „Sing Halleluja – Praise The Lord!” dürfen sich die Zuhörer auf „traditionelle, schwarze Gospel-Musik“ freuen. Künstler und Publikum, so lautet das erklärte Ziel, sollen zu einer gemeinsam feiernden Gemeinschaft verschmelzen.

Sonntag, 31. Juli 2016, 11 Uhr Blues Mornig
Der traditionelle Blues Mornig eröffnet mit frischem Wind bei der kurzen Show der Blues´n Boogie Veteranen Bergmeyer & Harris. Im teilüberdachten Garten der Hayner Burg wecken schweißtreibende Boogie-Woogie-Eskapaden, gefühlvolle Balladen, schöne Eigenkompositionen auch den letzten Schläfer auf . Mit Stimme, Klavier und Schlagzeug zeigt das Duo eine Blues- und Groove-Performance der Extraklasse.
Wie seine großen Vorbilder Ray Charles, Dr. John und Charles Brown ist Horst Bergmeyer kein Purist. So spielt er neben druckvollem Boogie-Woogie mit Vorliebe auch Songs, die von Jazz und Swing beeinflusst sind, wie "Makin´ Whoopee" als augenzwinkernde Hommage an Ray Charles oder macht Anleihen bei New Orleans Street Beats. Da gibt es die ganze Bandbreite vom rollenden Shuffle über treibendes Boogie-Woogie-Piano bis zur filigranen Swing-Ballade.
Mit Tommie Harris trifft er hier auf einen herausragenden Sänger und Schlagzeuger, der in seiner Heimat Alabama mit Blues und Soul aufgewachsen ist. Seine unverwechselbare hohe Stimme hat ihre Wurzeln in den Gospel-Gottesdiensten seiner Kindheit. Später begleitete er u.a. die Blueslegende Jimmy Reed und Luther Allison sowie verschiedene Soulgrößen wie Inez Foxx oder Major Lance.

Im Anschluss wird die Bühne bereitet für einen Auftritt der Blues Company in großer Besetzung. Die Formation aus Osnabrück macht auf ihrer „40 Years Speedin’ all Over Europe-Tour 2016“ in Dreieich Station. Und in der Tat – so vergeht die Zeit: Seit vier Jahrzehnten stehen die Vollblutmusiker um Mastermind Todor Todorovic („Toscho“) auf der Bühne. Sie haben rund 4.000 Auftritte in 14 Ländern absolviert und 28 Alben veröffentlicht. Noch viel beeindruckender als die nackten Zahlen ist die Art und Weise, wie die Band den auf der Bühne zelebriert. Die Blues Company ist eine Truppe, die stets für frischen Wind sorgt. Knackigen Bluesrock und heißen Chicago-Blues haben die Musiker ebenso im Gepäck wie romantische Balladen und sehnsüchtigen Soul. Galoppierende Boogie-Rhythmen wechseln sich mit jazzigem Swing ab, und auch der charmante Sound aus dem Mississippi-Delta hat im Repertoire der Band seinen Platz. Die jüngste CD ist übrigens wieder eine Live-Scheibe, auf der sich die Blues Company abermals in Bestform präsentiert. Antreten beim Konzert in Dreieich wird die Blues Company in Achter-Stärke - mit Tosho Todorovic, Leadsänger und Gitarrist, mit dessen bewährtem Gitarren-Partner Mike Titre, der auch die Bluesharp bläst, mit Arnold Ogrodnik an Bass und Orgel sowie Drummer Florian Schaube. Die stimmgewaltigen „Soul Sistaz“ Deda Devran und Maria Nicolaides sowie die „Fabulous B.C. Horns“ Uwe Nolopp und Volker Winck machten die Truppe komplett

Weiter dürfen wir uns freuen auf eine Legende der britischen Bluesszene, mit von der Partie ist die Miller Anderson Band. Der Namensgeber (guitar, harmonica & vocals) kam 1965 von Schottland nach London und spielte als Gitarrist, Sänger und Songwriter mit vielen Größen der britischen Blues-Rock Szene, mit der Keef Hartley Band trat er in Woodstock auf. Er tourte als Gastmusiker mit Deep Purple und ist auf deren Live-CD zu hören, die 1999 in der Royal Albert Hall mitgeschnitten wurde. Die Auftritte mit Savoy Brown, Spencer Davis, Stan Webb, Donovan, T. Rex, Roger Chapman u.a. sind ein Ausschnitt aus seinem langen Musikerleben. Von 2012 bis Sommer 2015 spielte Miller als ständiger Gastgitarrist und Sänger in der Hamburg Bluesband. Seit September 2015 ist er wieder mit seiner eigenen, heißgeliebten Band auf Tournee. Begleitet wird Anderson von Janni Schmidt (bass), Frank Tischer (keyboards & backing vocals) und Tommy Fischer (drums).

Eintrittskarten sowie nähere Informationen gibt es im Ticketcenter der Bürgerhäuser Dreieich, Fichtestraße 50, Telefon (06103) 6000-0, sowie auf den Internetseiten www.buergerhaeuser-dreieich.de und www.burgfestspiele-dreieichenhain.de.