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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Auf den Jakobswegen im Limousin

von Ilse Romahn

(27.07.2016)  Zwar hieß es einst: "Alle Wege führen nach Rom", aber es führten auch viele Pilgerpfade nach Santiago de Compostela. Doch in diesem Fall war sicher, dass Pilger auf jeden Fall Frankreich durchquerten. Im Mittelalter war die Pilgerfahrt oft der einzige Anlass auf Reisen zu gehen. Mittlerweile marschieren Jakobswanderer wann und wie sie wollen. Auch steht es ihnen frei, ein anderes Transportmittel als die eigenen Füße zu wählen. Zu den Hauptrouten der Jakobswege durch Frankreich gehört die Via Lemovicensis, die ihren Namen Limoges, der Hauptstadt des Limousin verdankt. Bedeutende Abteien, Reliquien, verehrte Madonnen oder Hospize bestimmten damals den Weg der Pilger. Heute führt eine weitere schöne Jakobsroute durch das Limousin bis Rocamadour, wo die Schwarze Madonna als Schutzpatronin der Pilger verehrt wird.

Zwei verlockende Jakobsrouten
Mussten die mittelalterlichen Pilger mühsam ihre Wege suchen, so marschieren inzwischen Menschen aller Religionen, sozialer Schichten und aus allen Teilen der Welt auf gekennzeichneten Jakobswegen mit angemessenen Infrastrukturen. Im Limousin haben Wanderer die Wahl zwischen den reizvollen Strecken auf der Via Lemovicensis, die vorwiegend dem Fernwanderweg GR 654 folgt. Diese Route führt vom malerischen Crozant, das viele Maler inspirierte, über Saint Léonard de Noblat, dessen Stiftskirche zum UNESCO-Welterbe zählt bis Châlus mit den Burgen Chabrol und Maulmont. Als Alternative bietet sich die Rocamadour-Route. Der 320 km lange, gekennzeichnete Wanderweg durchquert von Bénévent-l'Abbaye bis Collonges-la-Rouge und Turenne schöne stille Landschaften in Höhenlagen zwischen 106 m und 890 m. Entlang dieser Jakobswege im Limousin reihen sich interessante Sehenswürdigkeiten und sie bieten reichlich Gelegenheit für bereichernde Begegnungen.

Per Rad auf den Spuren der Jakobspilger
Eine im Westen des Departements Creuse verlaufende, gekennzeichnete Fahrradstrecke führt ab Crozant in südlicher Richtung zu sehenswerten Etappen der historischen Jakobswege. Auf kleinen, wenig befahrenen Landstraßen folgt die insgesamt 80 km lange "Véloroute Ouest Creuse" den Flusstälern von Sédelle, Thaurion und Gartempe. Dabei werden so sehenswerte Orte durchquert wie La Souterraine, durch dessen Stadttor St. Jean schon viele Pilger ins historische Zentrum mit dem Bridiers-Turm marschierten, oder auch Bénévent-l‘Abbaye mit einer romanischen Kirche. Das Dorf ist der Aadt Corrèze Josselin Mythiaudusgangspunkt des Jakobsweges "Voie de Rocamadour". Drei Informationsstellen, sieben Rastplätze für Radler und ein Relais in La Souterraine stehen entlang der Strecke zur Verfügung.


Historische Dörfer auf dem Jakobsweg
Foto: Josselin Mathiaud
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Historische Dörfer am Jakobsweg
Unabhängig davon, ob man der "Route de Rocamadour" zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto folgt, sie führt von einem sehenswerten Dorf zum anderen. Schon die Pilger im Mittealter schätzten das 1104 vom Malteserorden gegründete Bourganeuf als Etappenziel. Von der Stiftkirche mit schönen Buntglasfenstern im Örtchen Eymoutiers besagt die Legende, dass hier der irische Mönch Psalmet begraben wurde, der um 630 die Bewohner zum Christentum bekehrte und Wunder vollbrachte. Das Dorfbild von Corrèze am rechten Ufer des gleichnamigen Flusses wird von der gedrungenen Kirche, mittelalterlichen Gassen und steilen Schieferdächern geprägt. Die Hauptstadt des Departements Corrèze ist jedoch Tulle, wo die alten Stadtviertel mit der Kathedrale und Fachwerkhäusern zum Flanieren verleiten. In jedem Dorf wartet eine andere Sehenswürdigkeit, wie in Treignac die historische Markthalle, Kapellen und die Brücken aus dem 13. Jahrhundert. Den schönen roten Sandsteinmauern verdankt Collonges-la-Rouge seine Aufnahme in den Reigen der "Schönsten Dörfer Frankreichs", zu denen auch Turenne gehört. Dort zeugen die wuchtige Burg, Wehrmauern, Türme und schöne Bürgerhäuser aus dem 15. und 17. Jahrhundert noch immer von der Macht der Adelsherren, den Vicomtes de Turenne.

Genussvoll durch das Limousin
In der Renaissance pflegten adlige Pilger mit der Kutsche zu reisen und "Schlemmen für die beste Andacht" zu halten. Auch heute muss kein Reisender darben, denn im Limousin verlocken viele leckere Spezialitäten. So genehmigt sich in Bénévent l'Abbaye mancher Wanderer vor dem Abmarsch noch gern ein Gläschen Klosterlikör "Bénéventine“. Während der Tour bieten deftige Gerichte wie eine "Mique", ein in Gemüsebrühe gegarter Teig mit gegrilltem Fleisch die richtige Stärkung, ebenso die Kartoffel-Fleischklöße "Farcidure" oder eine mit Bratwurst und Kartoffeln gefüllte "Tourte". Beim Aperitif regt eine kleine Buchweizen-Crêpe "Galetou" den Appetit an, und zum Nachtisch gibt es den Butter-Nuss-Kuchen "Creusois". Und unterwegs sorgen die saftigen Limousin-Äpfel mit dem AOP-Gütezeichen für Erfrischung. Auf den Jakobswegen im Limousin verlocken nicht nur geistige, sondern auch viele leibliche Genüsse.

Weitere Informationen und die guten Adressen: www.limousinnewsensation.com