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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Kulturelle Vielfalt in den Niederlanden

Ausstellungen über Rembrandt, Hieronymus Bosch, Mondrian und Van Gogh

von Ilse Romahn

(21.07.2016)  Zwei Rembrandt-Gemälde sind ab Juli erstmals seit über 400 Jahren wieder für die Öffentlichkeit zu bewundern – unter dem Titel „Marten en Oopjen“ zeigt das Rijksmuseum in Amsterdam die beiden Porträtbilder. Weitere Ausstellungen zu Themen wie Hieronymus Bosch über Mondrian bis Van Gogh präsentieren eindrucksvoll die kulturelle Vielfalt in den Niederlanden.

Het Noordbrabants Museum in ‘s-Hertogenbosch: Hieronymus Bosch – Willkommen zu Hause!
2016 jährt sich der Tod von Hieronymus Bosch zum 500. Mal – ein Ereignis, das in ’s-Hertogenbosch in großem Stil gefeiert wird, der Stadt, in der er als Hieronymus van Aken das Licht der Welt erblickte und wo seine größten Meisterwerke entstanden sind. Im Anschluss an die international gefeierte Ausstellung Jheronimus Bosch – Visionen eines Genies zeigt das Noordbrabants Museum zwei ganz unterschiedliche Ausstellungen, inspiriert durch das Vermächtnis von Hieronymus Bosch. Das Noordbrabants Museum in ’s-Hertogenbosch liegt nur einen Katzensprung von den großen niederländischen Städten wie Amsterdam und Den Haag entfernt, beide Metropolen sind in einer guten Stunde sowohl mit dem Zug als auch mit dem Auto zu erreichen.

Jan Fabre: Tribute to Hieronymus Bosch in Congo
Zwischen 2011 und 2013 schuf der weltberühmte belgische Künstler Jan Fabre (1958) unter dem Titel Tribute to Hieronymus Bosch in Congo eine Reihe monumentaler Mosaiktafeln. Diese Serie ist Teil seiner kritischen Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Belgisch-Kongos und spiegelt die Grausamkeiten wider, die die Bevölkerung im Kongo unter dem belgischen König Leopold II. erleiden musste. Im Noordbrabants Museum sind 22 Tafeln aus dieser Reihe zu sehen. Daneben tritt Fabre aber auch mit der ständigen Ausstellung des Museums in einen eigenwilligen Dialog: Mit seinen zierlichen Vogelskulpturen in der Gartengalerie interpretiert er Boschs Triptychon Der Garten der Lüste neu.

Gemeentemuseum Den Haag: Die Heimat von Piet Mondrian
Das Gemeentemuseum Den Haag ist eines der größten Museen für moderne Kunst in den Niederlanden. Es befindet sich in einem zauberhaften Art-déco-Gebäude, das aus der Feder des Architekten H. P. Berlage stammt und in dem man sich buchstäblich zwischen niederländischen und internationalen Künstlern verlieren kann. Das Museum besitzt nicht weniger als 300 Werke eines der berühmtesten Künstler der Moderne: Piet Mondrian (1872–1944).

Der Begründer der abstrakten Malerei
Vielleicht ist Piet Mondrian überhaupt der größte moderne Künstler, den es je gegeben hat. Der Maler wurde in den Niederlanden geboren und ist bekannt für seine abstrakten Gemälde, die die Welt im Sturm erobert haben. Sein unverkennbarer Stil allerdings ist nicht über Nacht entstanden. Betrachtet man seine strahlenden Windmühlen, farbenfrohen Polderlandschaften und kantigen Apfelbäume in chronologischer Reihenfolge, dann tut sich nicht nur Mondrians persönliche künstlerische Entwicklung auf, sondern die gesamte Geschichte der modernen Kunst.

Van Gogh Museum Amsterdam: Genie und Wahnsinn
Dem Wahnsinn nah: Van Gogh und seine Erkrankung
Warum hat sich Vincent van Gogh das Ohr abgeschnitten? Woran genau war er erkrankt? Warum beging er Selbstmord? Diese Fragen bewegen viele Menschen, nicht nur Kunstliebhaber. Zum ersten Mal widmet das Van Gogh Museum eine Ausstellung Van Gogh und seiner Erkrankung – unter dem Titel: Dem Wahnsinn nah. Etwa 30 Gemälde und Zeichnungen aus den letzten anderthalb Jahren seines Lebens erzählen von seinem Kampf gegen die Krankheit. Unter diesen Werken befinden sich etliche hochkarätige Leihgaben aus anderen internationalen Museen, beispielsweise das Porträt, das er von seinem Arzt Félix Rey malte. Dieses Meisterwerk hängt normalerweise im Puschkin-Museum in Moskau und ist zum ersten Mal im Van Gogh Musem zu sehen. Ausstellungsstücke sind aber auch Orignialbriefe und einzigartige Dokumente, wie der Polizeibericht zu seinem Tod oder die Petition seiner Nachbarn in Arles aus dem Jahr 1889, die forderten, ihn wegzusperren. Am 14. September wird ein Symposium mit internationalen Medizin-Kapazitäten und Van-Gogh-Spezialisten zum Thema „Van Gogh und seine Erkrankung“ in dem Bemühen stattfinden, eine Diagnose zu stellen. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit am nächsten Tag bekannt gemacht.

Rijksmuseum Amsterdam: Marten und Oopjen kehren nach Hause zurück
Im letzten Jahr war der Ankauf der beiden Rembrandts perfekt: Die Niederlande und Frankreich erwarben die überlebensgroßen Porträtbilder der beiden jung verheirateten Marten Soolmans und Oopjen Coppit von der französischen Familie Rothschild – ein in der Geschichte der Kunst wohl einmaliger Deal. Mehr als 400 Jahre befanden sich die beiden Porträts in Privatbesitz, jetzt sind sie wieder in der Öffentlichkeit zu bewundern. Aus dem Rijksmuseum hieß es stolz: „Was alle für unmöglich hielten, hat sich nun bewahrheitet: Die beliebtesten und am seltensten gezeigten Rembrandts sind nun, abwechselnd im Louvre und im Rijksmuseum, für jedermann zugänglich.“ 1634, als 28-Jähriger malte Rembrandt die beiden frisch Vermählten – dann verschwanden Marten en Oopjen für Jahrhunderte hinter diskreten Mauern. Nachdem sie im Frühjahr erst für drei Monate im Louvre zu sehen waren, sind sie ab dem 2. Juli für ebenfalls drei Monate im Rijksmuseum zu finden, und zwar in nächster Nähe zur Nachtwache, in der Ehrengalerie des Museums. Um die Rückkehr der beiden Porträts zu feiern, ist der Besuch im Museum an diesem Festtag gratis – von 9 bis 21 Uhr. Nach dem 2. Oktober verschwinden die Gemälde erst einmal wieder in der Versenkung: Sie werden in den Werkstätten des Rijksmuseums restauriert. Anschließend gehen sie für fünf Jahre nach Paris, dann für den gleichen Zeitraum zurück nach Amsterdam, danach wird im Acht-Jahres-Turnus gewechselt. Es ist übrigens vertraglich festgelegt, dass sich Marten und Oopjen niemals werden trennen müssen … Die beiden Portäts markieren den Beginn der noch jungen Republik im Goldenen Zeitalter. Zuvor wäre es unmöglich gewesen, dass sich zwei Bürgerliche so prunkvoll abbilden lassen.

Der Natur verbunden – Sommerkunst im Garten des Rijksmuseums
Seit der Wiedereröffnung des Rijksmuseums ist der Skulpturengarten zum Museumplein hin für die Öffentlichkeit frei zugänglich und verwandelt sich allsommerlich in einen Skulpturengarten. Nach Henry Moore, Alexander Calder und Joan Miró ist der Italiener Giuseppe Penone (1947) der vierte Künstler, der den Garten bestückt. Penone gilt als Vertreter der Arte Povera, seine Installationen und Objekte sind meist der Natur entlehnt. Bäume stellen das wichtigste und stets wiederkehrende Element in seiner Kunst dar. Unter den 18 Werken, die im Skulpturengarten zu sehen sind, befinden sich mehrere zuvor noch nicht ausgestellte Skulpturen Penones.
www.rijksmuseum.nl/en und www.holland.com/kunst