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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Lärmpausen am Frankfurter Flughafen in Regelbetrieb überführt

Lärmbelastung wurde messbar gesenkt

von Ilse Romahn

(30.05.2016)  Die siebenstündigen Lärmpausen am Frankfurter Flughafen haben den Praxistest bestanden. Zehntausende Menschen im Rhein-Main-Gebiet erhalten dadurch seit einem Jahr eine zusätzliche Stunde Ruhe. Am heutigen Montag wird die Lärmschutzmaßnahme offiziell in den Regelbetrieb überführt. „Die Lärmpausen sind ein Erfolg. Sie kamen praktisch seit dem ersten Tag mit einer sehr hohen Verlässlichkeit zur Anwendung. Der Lärm in der Stunde vor und nach dem Nachtflugverbot ist messbar weniger geworden. Und eine deutliche Mehrheit in der Region will, dass wir die Lärmpausen beibehalten. Genau das setzen wir jetzt um“, sagten Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, Fraport-Vorstand Anke Giesen, DFS-Geschäftsführer Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Lufthansa-Frankfurt-CEO Klaus Froese, Condor-Chef und BDF-Präsident Ralf Teckentrup und BARIG Generalsekretär Michael Hoppe am Montag bei der Unterzeichnung des Bündnispapiers für Lärmpausen in Wiesbaden. „Wir haben mit den Lärmpausen Frankfurts Vorreiterrolle beim Lärmschutz gestärkt, ohne dabei die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens zu gefährden.“

Wie funktionieren die Lärmpausen?
Minister Tarek Al-Wazir bezeichnete die Lärmpausen als Beleg dafür, dass eine Entlastung der Region möglich sei. „Durch eine intelligente Bahnennutzung ist es uns gelungen, unterm Strich zu einer echten und messbaren Entlastung zu kommen. Die Lärmpausen sind eben kein Nullsummenspiel. Die Messwerte zeigen vielmehr ganz deutlich, dass es sich bei den Lärmpausen um eine wirksame aktive Schallschutzmaßnahme handelt“, so Al-Wazir. „Mein Dank gilt den beteiligten Akteuren, von der Fraport über die Fluggesellschaften bis zur DFS, dass sie die Maßnahme unterstützen und mittragen, obwohl die Lärmpausen insbesondere für Piloten und Fluglotsen eine Umstellung und mehr Aufwand bedeuten.“ Der Minister zeigte sich auch erfreut über die Unterstützung der Fluglärmkommission. „Natürlich sind die Lärmpausen kein Allheilmittel gegen den Fluglärm in der Region. Aber sie sind ein wichtiger Baustein in unserer Strategie, die Belastungen Schritt für Schritt zu verringern. Es freut mich, dass die Fluglärmkommission uns dabei unterstützt und den Weg für den Regelbetrieb der Lärmpausen frei gemacht hat.“

Anke Giesen, Vorstand Operations, Fraport AG: „Die Auswertungen unserer Messergebnisse zeigen ganz klar: Das Konzept der Lärmpausen wirkt und trägt zu einer spürbaren Entlastung bei! Mit der heutigen Überführung der Lärmpausen in den Regelbetrieb wird Frankfurts Rolle als internationaler Vorreiter in Sachen aktiver Schallschutz weiter untermauert. Das ist aber kein Grund für uns nun nachzulassen: Wir werden auch weiterhin, gemeinsam mit unseren Partnern aus Luftverkehrswirtschaft und Politik, nach praktikablen Lösungen suchen, die zu einer spürbaren Entlastung für die Menschen in der Region beitragen.“

Klaus Froese, CEO Lufthansa Hub Frankfurt: „Lufthansa hat sich vor einem Jahr freiwillig im Bündnis für Lärmpausen dem Probebetrieb angeschlossen und ihn unterstützt. Diese Maßnahme hat gezeigt, wie die wirtschaftliche Bedeutung unseres wichtigsten Drehkreuzes mit den Interessen und Bedürfnissen der Anwohner in Einklang gebracht werden kann. Neben der Unterstützung der Lärmpausen investiert Lufthansa immens in neue Technologien zum aktiven Schallschutz. Alleine in diesem Jahr erhält der Lufthansa-Konzern insgesamt 52 neue Flugzeuge. Lufthansa hat Anfang des Jahres die weltweit erste A320neo übernommen und in Frankfurt stationiert. Aufgrund der neuen Triebwerkstechnologie der A320neo ist die 85-Dezibel-Lärmkontur einer startenden A320neo um etwa 50 Prozent kleiner als die vergleichbare Kontur des Vorgängermodells. Zudem sind alle A320neo bereits ab Werk standardmäßig mit den von Lufthansa mitentwickelten Wirbelgeneratoren ausgestattet, welche Landungen im Umkreis von 10 bis 17 km des Flughafens um bis zu vier Dezibel leiser machen. Mit insgesamt 116 Bestellungen dieses Typs in den nächsten Jahren zeigen wir, wie wichtig uns das Thema Lärmminderung ist.“

Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, erklärt: „Mit dem Projekt Lärmpausen hat die DFS gemeinsam mit ihren Partnern aktiv neue Wege bei der Verringerung von Fluglärm beschritten. Damit haben wir erneut Flagge gezeigt für eine spürbare Verbesserung der Lärmsituation für die Bürgerinnen und Bürger im Umfeld des Flughafens Frankfurt.“

Dr. Ulrich Johannwille, Condor Geschäftsführer und Mitglied des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften (BDF): „Condor ist ein verlässlicher Partner beim Lärmschutz und hat aktiv bei der Entwicklung der Lärmpausen und beim einjährigen Probebetrieb mitgewirkt. Die Entlastung der betroffenen Anwohner liegt uns als in Frankfurt ansässiges Unternehmen besonders am Herzen. Wir konnten unsere operationellen Prozesse und Abläufe im Flugbetrieb mit zahlreichen Maßnahmen auf das Konzept abstimmen und so für eine reelle Entlastung in den Nachtrandstunden sorgen. Wichtig war für Condor, dass der Flugbetrieb reibungsfrei für unsere Kunden weiterlaufen kann. Dank der Mithilfe aller Beteiligten und einer guten Planung war dies im Probebetrieb möglich. Wir freuen uns, dass nach dem erfolgreichen Abschluss der Testphase, jetzt in einem Regelbetrieb Lärmpausen ein sinnvoller Beitrag zur Entlastung der Anwohner im Flughafennahbereich im Ausgleich mit den Interessen der Luftverkehrsteilnehmer sind.

Michael Hoppe, Generalsekretär des Airline des Board of Airline Representatives in Germany: „Auch die internationalen Fluggesellschaftenstehen zu Frankfurt als einer der wichtigsten Luftverkehrs-Drehscheiben in Europa. In Ihrer Verantwortung wollen sie aktiv einen signifikanten Beitrag zur spürbaren Reduzierung von Lärm zu leisten – und dies in einem Maß, das über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgeht. So zum Beispiel durch den Einsatz modernster und leiserer Flugzeuge und durch die zum Teil äußerst schwierige Umstellung und Optimierung von Flugplänen. Für uns ist entscheidend, dass durch die getroffenen Vereinbarungen sichergestellt ist, dass sich mit den Lärmpausen die aktuelle Kapazität des Frankfurter Flughafens nicht verringern wird.“

Wie sieht das konkrete Modell aus?
Bei Betriebsrichtung West – der Hauptbetriebsrichtung am Frankfurter Flughafen -werden am frühen Morgen zwischen 5 und 6 Uhr und am späten Abend zwischen 22 und 23 Uhr einzelne Bahnen nicht genutzt. Die Flugbewegungen werden dazu auf den verbleibenden Bahnen gebündelt. Durch diese intelligente Bahnennutzung erhalten Anwohner insbesondere in den Anflugbereichen der nicht genutzten Bahnen eine zusätzliche Stunde Ruhe.

Morgens (05:00 Uhr – 06:00 Uhr). Abends (22:00 Uhr – 06:00 Uhr)
Die Lärmpausen wurden während des einjährigen Probebetriebs umfassend evaluiert. Das Evaluations-Konzept wurde u.a. von Vertreterinnen und Vertretern der Fluglärmkommission, dem damaligen Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie, des Umwelt- und Nachbarschaftshauses, der Fraport, der Lufthansa, der Deutschen Flugsicherung DFS und des hessischen Verkehrsministeriums sowie von kommunalen Experten erarbeitet.

Ergebnisse Anwendungshäufigkeit: Wie oft wurden die Lärmpausen umgesetzt?
1. Die Lärmpausen am Frankfurter Flughafen werden für die Betriebsrichtung West erprobt. Dies war seit der Einführung der Lärmpausen an etwa 3 von 4 Tagen der Fall.
2. Die Lärmpausen wurden nur in wenigen Ausnahmefällen ausgesetzt. Hauptgrund waren Wettereinflüsse.
3. Insgesamt liegt die Umsetzungsquote am Abend bei 92 Prozent, am Morgen bei 96 Prozent.

Die zentralen Ergebnisse des Monitorings waren:
Die Messwerte der An- und Abflüge belegen insgesamt eine deutliche Reduzierung der Lärmbelastung in den jeweiligen Randstunden.
Die Lärmentlastungen in Folge der Lärmpausen sind deutlich höher als die Belastungen.
Unterhalb der Anflugroute der Nordwestlandebahn kommt es wie erwartet abends zu erheblichen Entlastungen. In Neu-Isenburg sind die Entlastungen am Morgen deutlich höher als die zusätzlichen

Belastungen am Abend
Eine deutliche Mehrheit spricht sich für die Fortsetzung der Lärmpausen aus. 71 Prozent wollen, dass die Lärmpausen weitergeführt werden.

Obwohl durch die Einführung der Lärmpausen die Zahl der Flüge nicht abnehme, sei die neue aktive Schallschutzmaßnahme ein weiterer Schritt, um die Fluglärmbelastungen in der Region zu verringern. Al-Wazir: „Wir schaffen jetzt den Einstieg in ein neues System. Der Effekt, dass viele Menschen in den Einflugschneisen dafür die Chance haben, entweder morgens oder abends eine Stunde mehr als bisher gar keine Landungen direkt über dem Kopf zu haben, ist eine spürbare Verbesserung.“