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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Fahrradfahrtraining für Flüchtlinge ein Erfolg

von Adolf Albus

(28.04.2016)  Kriftel - „Die Idee, ein Fahrradfahrtraining für Flüchtlinge anzubieten, kam mir, als ich vor der Schwarzbachhalle ein junges Flüchtlingsmädchen sah, dass sehr unsicher auf dem Fahrrad war“, erzählt Bodo Knopf, alter und neuer Vorsitzender der Krifteler Gemeindevertretung. „Auch in Hofheim fielen mir mehrere Fahrradfahrer auf, die sich selbst und andere im Straßenverkehr gefährdeten.“ Er nahm Kontakt zu Tanja Seitz vom Arbeitskreis (AK) Flüchtlinge „Willkommen in Kriftel“ auf, die in Zusammenarbeit mit dem Familienzentrum bereits vor zwei Jahren ein solches Training organisiert hatte. Fahrlehrer Björn Hellmich erklärte sich sofort bereit, den Theorieunterricht zu übernehmen. Am 27. April konnte so der erste von drei geplanten Trainings erfolgreich über die Bühne gehen. An der Gemeinschaftsaktion von Arbeitskreis und Familienzentrum nahmen jetzt 14 Flüchtlinge teil.

Jeder Flüchtling hat in Kriftel die Möglichkeit, für einen geringen finanziellen Obolus ein Fahrrad zu erwerben. Diese sollen Fahrten zum Beispiel zu Arztterminen, Behörden oder Sprachkursen erleichtern. Tanja Seitz hatte mit Helfern des AK in zwei großen Spenden- und Reparaturaktionen in der Vergangenheit insgesamt über 100 Fahrräder organisiert.

Es fehlt die Fahrpraxis
Doch oft fehlen den Flüchtlingen die Fahrpraxis und das Wissen um die Verkehrsregeln auf deutschen Straßen. „Wir möchten nicht, dass ihnen ein Unfall passiert“, so Knopf, der kurzerhand ein Team aus zehn Helfern zusammenstellte, die bei der Organisation und Durchführung der Kurse helfen. Dazu gehören neben Knopf und Fahrlehrer Hellmich auch Heribert Windl, Paul Eberth, Peter Schilling, Helmut Heil, Carmen Jimenez, Michael Ackermann, Michael Kahlert und Idris Alhosin. Alle stellten sich ehrenamtlich zur Verfügung.

Zunächst wurden die bisher ausschließlich männlichen Teilnehmer in der örtlichen Fahrschule von Inhaber Björn Hellmich eineinhalb Stunden in die Theorie und Verkehrsregeln eingeführt. Als Übersetzer fungierte Idris Alhosin, ein junger Syrer, der selbst im August 2014 nach Deutschland kam und inzwischen seine B1-Prüfung in Deutsch gemacht hat.

Bremsverhalten und Geschicklichkeit
Danach ging es, trotz einsetzenden starken Regens, auf einen von den Helfern auf dem Festplatz im Freizeitpark aufgestellten Geschicklichkeitsparcours. „Wir haben dafür Material von Hessen Mobil bekommen“, so Bodo Knopf. „Hier ging es um die Geschicklichkeit, wie zum Beispiel das Fahren von Schlangenlinien. Außerdem haben die Teilnehmer das unterschiedliche Bremsverhalten auf Asphalt und Sand erprobt.“ Im Anschluss startete die große Gruppe, alle ausgestattet mit neongelben Warnwesten, auf eine Fahrt durch die Gemeinde, um das Gelernte sogleich zu erproben.

Zum Abschluss ein Diplom
„Dabei hat man noch die ein oder andere Unsicherheit gesehen“, so der Organisator. In der Unterkunft habe es daher noch eine kurze Nachbesprechung gegeben. „Wir haben die Teilnehmer auch darauf aufmerksam gemacht, dass ein Helm sehr sinnvoll wäre“, erzählt er. „Von unserer Seite aus Helme für alle anzuschaffen, dafür sind keine Gelder da.“ Zum Abschluss wurde an alle Teilnehmer ein Diplom verteilt.

Knopf war begeistert von dem Einsatz, den die Kursteilnehmer trotz schlechten Wetters zeigten. „Sie waren alle sehr gewillt mitzumachen. Als wir überlegten abzubrechen, waren sie dagegen!“ Es habe allen Beteiligten viel Spaß gemacht. Zwei weitere Kurse für Erwachsene soll es noch geben: am 18. Mai und am 15. Juni. „Auch für Kinder wollen wir ein Angebot machen“, verspricht Knopf. Ein Termin muss noch gefunden werden.