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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Projekt für Geschwister schwer kranker Kinder

von Ilse Romahn

(26.02.2016)  Frankfurt - Seit 2014 unterstützt das Bildungsdezernat das Projekt „…mal ganz viel Ich“ des Frankfurter Kinderbüros, das sich an Geschwister von schwer kranken oder bereits verstorbenen Kindern wendet. Bildungsdezernentin Sarah Sorge: „Es ist mir wichtig, dass wir den Geschwisterkindern Auszeiten von ihrem schwierigen Alltag ermöglichen, ihnen Raum geben, „Ich“ zu Sein - mit all den unterschiedlichen Gefühlen und Bedürfnissen. Und mir ist wichtig, die Öffentlichkeit für die Situation dieser Kinder zu sensibilisieren.“

Die Situation der Kinder
Kinder sind ganz viel – sie sind abenteuerlustig, wissensdurstig und gerne auch mal laut. Sie toben durch die Wohnung, kennen keinen Pardon mit den Nachbarinnen und Nachbarn und fühlen sich unendlich frei. Es gibt aber Situationen, in denen diese elementaren Bedürfnisse des Kind-Seins neuen Regeln unterworfen werden. Wenn in einer Familie ein Kind schwer erkrankt, haben die gewohnten Strukturen mit einem Mal keinen Bestand mehr. Die Eltern widmen einen großen Teil ihrer Kraft dem erkrankten Kind.

Unter dieser Situation leiden die Geschwisterkinder: Sie sorgen sich zum einen um Bruder oder Schwester und sollen zum anderen möglichst unauffällig „funktionieren“ - und sie erhalten jetzt meist weniger Aufmerksamkeit. Daraus entsteht der Wunsch, kleine und große Partnerinnen und Partner zu haben, die ihnen zuhören und mit denen sie sich austauschen und beraten können. Kleine Auszeiten vom Alltag also – einfach zu realisieren sind diese für betroffene Familien aber nicht.

Auszeiten schaffen: Die Ferienfreizeiten
Eine solche Auszeit, dieses „… mal ganz viel Ich“ organisiert unter der Federführung des Frankfurter Kinderbüros eine größtenteils im Ehrenamt tätige Initiativgruppe unterschiedlichster Professionen.
Nach einer schön gestalteten Vorbereitungszeit mit Ausflügen und Workshops, in der sich die Teilnehmer und ihre Familien kennenlernen, fand nun bereits zum zweiten Mal eine einwöchige Ferienfreizeit statt, in der die Kinder viele Abenteuer erleben und sich einmal wieder nach Herzenslust frei und laut austoben können.

Austausch schaffen: Die Website
Die Initiativgruppe arbeitet an einer Website, die das Thema der Geschwisterkinder informativ und öffentlichkeitswirksam darstellen wird. An der Gestaltung sind Kinder aus der Ferienfreizeit beteiligt, denen es ein großes Anliegen ist, dass sich auch möglichst viele andere Geschwisterkinder hier austauschen können und Unterstützung erhalten.

Anregung schaffen: Der Dokumentarfilm
Neben der Organisation der „Auszeiten“ fördert das Projekt auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Geschwisterkinder. So entstand der Dokumentarfilm „Drei Wünsche von Handloh“, in dem ausschließlich die Geschwisterkinder zu Wort kommen. Die renommierte und mit zahlreichen Fernsehpreisen ausgezeichnete Filmemacherin Simone Jung hat sich dem Thema mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt genähert. Der Film ist eine gelungene Symbiose aus sensibel geführten Interviews, heiteren Freizeitszenen und berührende Bildsequenzen.

Anlässe schaffen: Das Schulprojekt „…mal ganz viel Ich“
Künftig ermöglicht das Frankfurter Kinderbüro mit dem Dokumentarfilm – als Bestandteil eines Medienpakets – Schulen und Kindereinrichtungen einen behutsamen methodischen Einstieg in das Thema „Leben und Sterben“ und hilft auf diese Weise, Berührungsängste im sozialen Umfeld abzubauen.

Ausstattung sichern: Die Finanzierung
Ohne bürgerschaftliches Engagement wäre das Projekt „… mal ganz viel Ich“ undenkbar. „Neben dem so wertvollen, sozialen Engagement der Initiativgruppe ist für das Gelingen natürlich auch eine ausreichende finanzielle Unterstützung erforderlich. Ich bin sehr froh, dass wir das Projekt ‚…mal ganz viel ich‘ mit Hilfe von Privatpersonen und Unternehmen auf einen solch guten Weg bringen konnten“, so Stadträtin Sarah Sorge.

Das Projekt ist eine Initiative des Frankfurter Kinderbüros in Kooperation mit der Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Frankfurt und dem Kinderhospizdienst Frankfurt/Hanau. Neben der Förderung durch die Stadt Frankfurt wird das Projekt unterstützt durch: Kinderhilfestiftung Frankfurt, Familie Gasch und Erhard Schubert, Hand in Hand e.V. Altenstadt, Lions Club Frankfurt Goethestadt, Fachhochschule Frankfurt, Trickfilmkinder GmbH, Boris Kreuter, Simone Jung und die M2D2 Kreativagentur.