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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Versorgung mit Wohnraum in Kriftel

Gemeinde ist dank Gewobau gut aufgestellt

von Adolf Albus

(10.02.2016)  Kriftel - Wegen der teilweise sehr hohen Mietpreise steigt im Rhein-Main-Gebiet schon seit mehreren Jahren die Nachfrage nach preisgünstigem Wohnraum für Menschen mit eher geringem Einkommen. „In den kommenden Jahren wird der Druck noch weiter zunehmen“, so Bürgermeister Christian Seitz. Deshalb sei im Wirtschaftsplan der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (Gewobau) Kriftel für 2016 eine Million Euro für die Modernisierung des Wohnungsbestandes vorgesehen, 2017 noch einmal 1,465 Millionen Euro und 2018 weitere 1,415 Millionen Euro für den Neubau von Wohnungen.

„Wir benötigen dringend neuen günstigen Wohnraum“, so Seitz, Vorsitzender des Gewobau-Aufsichtsrates. Er ist froh, dass die Gemeinde seit der Gründung der Gewobau 1970 im Vergleich zu anderen Kommunen ähnlicher Größenordnung „schon gut aufgestellt“ sei. Trotzdem müsse man in Zukunft „zügig, aber auch vorausschauend planen und bauen.“

Ein Prüfungsauftrag wurde bereits an einen Planer erteilt, der das Potential auf den vorhandenen Flächen analysieren soll. „Wir prüfen den Neubau, mögliche Aufstockungen von Wohnhäusern und erforderlich werdende grundlegende Sanierungen“, ergänzt Franz Jirasek, Erster Beigeordneter der Gemeinde Kriftel, der sich mit dem Rathaus-Dezernatsleiter Harald Treber die Geschäftsführung der Gewobau teilt. „In dem Zusammenhang könnte auch die anvisierte Bebauung des Mönchhofes eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen, genauso wie für die nachhaltige Finanzierung unserer Aufgaben.“

Wohnraumversorgung für die Gemeinde seit 1970
In Kriftel ist immerhin die Ausgangslage nicht schlecht. „Gemeinde und Gewobau haben ein Belegungsrecht für insgesamt 271 Wohnungen, die zu günstigen Preisen vermietet werden“, informiert Bürgermeister Seitz und stellt fest: „Im Verhältnis zur Größe Kriftels sind das relativ viele Wohnungen“. Harald Treber ergänzt: „Diese Wohnungen unterliegen zwar nicht alle der Sozialbindung, doch sie werden ausnahmslos zu relativ günstigen Preisen vermietet“.

Die Gewobau, eine fast hundertprozentige Tochtergesellschaft der Gemeinde, wurde 1970 gegründet. Sie verfügt über 180 Wohnungen. Die jüngsten davon sind beim Ausbau eines Hauses in der Bachstraße entstanden. Erheblich aufgestockt wurde der Bestand durch den Erwerb der Wohnsiedlung vom Verband Nassauische Heimstätten.

Die Gemeinde ist zudem Vermieterin von insgesamt 91 Wohneinheiten, von denen sich nicht alle in ihrem Besitz befinden. Für die 25 Wohnungen im neueren Teil des Josef-Wittwer-Seniorenzentrums hat man sich das Recht für deren Vermietung vertraglich gesichert, ohne Eigentümerin zu sein. Das trifft ebenfalls zu für 16 Sozialwohnungen im Mehrfamilienhaus Wiesbadener Straße 2 bis 4. Außerdem vermietet und verwaltet die Gemeinde vier Wohnungen neben der Kita Kinderplanet in der Bleichstraße. Die Grundlage dafür sind Erbbaurechtsverträge mit der Katholischen Kirchengemeinde.

Weil der jeweils aktuelle Bedarf im Rathaus bekannt ist, kommt es auch öfter vor, dass die Gemeinde bei anstehenden Neuvermietungen in den rund 40 Sozialwohnungen in Kriftel, die sich einst im Besitz der Hoechst AG befanden und heute der Deutschen Wohnen Management GmbH gehören, informiert wird und Mietnachfolger vorschlagen kann.

Genaue Bedarfserfassung kaum möglich
Es ist allerdings nur schwer möglich, den Umfang des Bedarfs genau zu erfassen. Wie jede Kommune stellt die Gemeinde Kriftel jährlich etliche Berechtigungsscheine für öffentlich geförderten Wohnraum aus. Häufig bewerben sich die Empfänger der Bescheinigungen indessen zugleich bei weiteren Städten und Gemeinden in der Umgebung. Sie sind nicht dazu verpflichtet, sich zu melden, wenn sie andernorts eine Wohnung erhalten haben. Bei der Wohnungsvergabe in Kriftel werden Familien und Einzelpersonen bevorzugt, die ihren Wohnsitz bereits in der Gemeinde haben.

Bei Familien kommt es öfter vor, dass die Wohnung wegen „Zuwachs“ einfach zu klein geworden ist. Und dass ein ausreichend großer Ersatz zu marktüblichen Preisen manchmal nicht erschwinglich ist. „Die Liste der Wohnungsbewerber wird von uns nach Prioritäten geordnet“, erklärt Treber. „Solche Fälle stehen oben auf der Liste“. Ortsfremde Bewerber werden in der Regel nur berücksichtigt, wenn sie einen triftigen Grund dafür angeben können, dass sie eine feste Bleibe in Kriftel benötigen. Grundvoraussetzung für die Ausstellung eines Berechtigungsscheines ist es natürlich, dass die Höhe des jeweiligen Einkommens unter einer bestimmten Grenze liegt.

Fehlbelegungsabgabe wird im Sommer wieder eingeführt
Ab dem 1. Juli 2016 müssen Mieter von Sozialwohnungen, deren Einkommen über die Bemessungsgrenze gestiegen ist oder die durch andere Veränderungen die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme einer mit staatlichen Mitteln geförderten Wohnung nicht mehr erfüllen, wieder eine Abgabe („Fehlbelegungsabgabe“) entrichten. Dadurch fließen der Gemeinde nicht unerhebliche Mittel zu, die zur Finanzierung von Baumaßnahmen am Wohnungsbestand der Gewobau verwendet werden sollen. Die Abgabe war zuletzt einige Jahre ausgesetzt worden.

Eine weitere Finanzierungsquelle für die anstehenden Baumaßnahmen oder auch die Sanierungen könnte das Kommunal-Investitionsprogramm sein. „Hieraus können bis zu 334.000 Euro in Anspruch genommen werden.“ Die Mittel können insbesondere für Investitionen eingesetzt werden: ob im Wohnungsbau, in Sportstätten, Kindertagesstätten oder anderer öffentlicher Infrastruktur. Bislang sei dieses Programm noch keinem konkreten Projekt zugeordnet, so der Erste Beigeordnete Franz Jirasek.