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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Wichtiges Infrastrukturprojekt: „Selina“ gräbt Tunnel unter dem Main

von Ilse Romahn

(04.02.2016)  Die Mainova AG baut einen etwa 300 Meter langen Tunnel unter dem Main. Am Donnerstag, 4. Februar, haben die Vorstände Dr. Constantin H. Alsheimer und Lothar Herbst gemeinsam mit Tunnelpatin Selina Schad und Vertretern der beteiligten Baufirmen die Tunnelbohrmaschine getauft. „Selina“ gräbt sich ab kommender Woche vom Gelände des Frankfurter Universitätsklinikums am Niederräder Ufer zehn Meter unter der Mainsohle zum gegenüberliegenden Ufer im Gutleutviertel. Durch den Tunnel mit einem Durchmesser von drei Meter verlaufen künftig zwei Fernwärmeleitungen; je eine für den Vor- und Rücklauf. Die Trasse verbindet die Mainova-Heizkraftwerke Niederrad und West. Die Verbindungsleitung ist Teil des Fernwärmeausbaus der Mainova in Frankfurt.


Taufpatin Selina Schad kurz vor der offiziellen Taufe der Borhmaschine. Dahinter der Mainova-Vorstandsvorsitzende Dr. Constantin H. Alsheimer, Mainova-Vorstand Lothar Herbst sowie der Regionalleiter von Bauer Spezialtiefbau Manuel Stelte.
Foto: Mainova AG
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Selina Schad, die im Projekt Fernwärmeausbau mitarbeitet, taufte die Bohrmaschine mit einer Flasche Sekt. Im Anschluss an die Taufe schwebte „Selina“ an einem Kran in die 24 Meter tiefe Startbaugrube ein. Von dort soll sich die fast 13 Meter lange und 123 Tonnen schwere Maschine mit 430 PS etwa 16 Meter pro Tag durch den Frankfurter Untergrund fressen. Nach rund drei Wochen soll die bereits fertiggestellte Zielbaugrube am Nordufer des Mains erreicht werden. Der Tunnel besteht aus Stahlbetonrohren. Um das Bauwerk warten zu können, befindet sich auf jeder Mainseite ein begehbarer Schacht. Die Kosten des Bauabschnitts betragen zehn Millionen Euro.


Gruppenbild vor der Tunnel-Bohrmaschine
Manuel Stelte, Selina Schad, Dr. Constantin H. Alsheimer und Lothar Herbst
Foto: Mainova AG
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Der Mainova-Vorstandsvorsitzende Dr. Constantin H. Alsheimer: „Die Main-Unterquerung ist eine der außergewöhnlichsten Baumaßnahmen in der Geschichte der Mainova. Der Bauabschnitt stellt einen zentralen Bestandteil des laufenden Fernwärmeausbaus der Mainova dar. Durch die Verbindung ermöglichen wir einen Fernwärmeverbund vom Müllheizkraftwerk Nordweststadt bis in den Süden der Stadt. Dadurch können wir zukünftig die Auslastung unserer Kraftwerke optimieren und den Einsatz effizienter gestalten. Insgesamt wollen wir durch den Ausbau der Fernwärme jährlich 100.000 Tonnen CO2 einsparen. Dies entspricht dem Jahresverbrauch von 1 Million Kühlschränke.“

Als Vertreter der beteiligten Baufirmen erläuterte Manuel Stelte, Regionalleiter von Bauer Spezialtiefbau, das angewandte Bohrverfahren: „Während der rotierende Schneidkopf den anstehenden Boden mit Hilfe einer auf dem Baufeld des Startschachtes angemischten Bentonit-Suspension löst, werden vom Startschacht aus die Tunnelrohre nachgepresst. Der gelöste Boden wird mittels Pumpen einer Separieranlage zugeführt, wo der Boden und die Suspension wieder getrennt werden. Anschließend wird die so gereinigte Suspension wieder in den Kreislauf zum Schneidkopf eingespeist. So arbeitet sich die Maschine 300 m unter dem Main auf die nördliche Mainseite durch und hinterlässt einen 2,50 m großen begehbaren Tunnel.“
Die wichtigsten Fakten zum Projekt

Länge des Tunnels: ca. 300 Meter; Tiefe: ca. 15 Meter unter Main-Oberfläche; ca. 10 Meter unter Main-Sohle; Durchmesser: Außendurchmesser ca. 3 Meter; Innendurchmesser 2,5 Meter; Material: Stahlbetonrohr; Vortriebsmaschine: Länge ca. 12,8 Meter; Gewicht ca. 123 Tonnen; Leistung ca. 430 PS; Rohrvortrieb: ca. 16 Meter/ Tag; Start- und Zielbaugrube: mehr als 20 Meter tief; Projektende: Juli 2016; Baukosten: ca. 10 Mio. Euro.

Über den Fernwärmeausbau
Durch den Zusammenschluss der Frankfurter Heizkraftwerke vom MHKW im Norden bis zu HKW Niederrad im Süden der Stadt lassen sich Synergien bestmöglich nutzen. Die einzelnen Kraftwerke und Erzeugungsanlagen können künftig flexibel und effizient aufeinander abgestimmt werden. Dies stärkt die Versorgungssicherheit der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger mit klimafreundlicher Heizenergie. Überdies sinken durch optimierten Brennstoffeinsatz die Kohlendioxid-Emissionen. Zu dieser Reduzierung trägt auch die stärkere Nutzung der CO2-neutralen Wärme aus dem MHKW bei. Hinzu kommt, dass die Fernwärme kleinere dezentrale Anlagen mit nur geringem Anteil an Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ersetzt.

Über die Fernwärme
Für Privat- und Geschäftskunden ist Fernwärme eine kostengünstige und komfortable Alternative zu Öl- und Erdgasheizungen. Fernwärme entsteht durch das besonders umweltschonende Verfahren der Kraft-Wärme-Kopplung. Dabei werden Wärme und Strom parallel erzeugt. Konventionelle Kraftwerke erzielen einen Wirkungsgrad von etwa 40 Prozent. 60 Prozent des Energieträgers gehen ungenutzt verloren. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung wird der Energieträger zu mehr als 80 Prozent genutzt. Dadurch werden klimaschädliche CO2-Emissionen deutlich reduziert.

Über die Mainova AG
Die Mainova AG mit Sitz in Frankfurt ist Hessens größter Energieversorger und beliefert mehr als eine Million Menschen mit Strom, Gas, Wärme und Wasser. Hinzu kommen zahlreiche Firmenkunden im gesamten Bundesgebiet. Das Unternehmen erzielte mit seinen 2765 Mitarbeitern im Jahr 2014 einen Umsatz von rund 2 Milliarden Euro. Größte Anteilseigner der Mainova AG sind die Stadtwerke Frankfurt am Main Holding (75,2 %) und die Münchener Thüga (24,5 %). Die übrigen Aktien (0,3 %) befinden sich im Streubesitz.