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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Was mir schwätze is hier Hochsprach

„Die Lieb macht dappisch“ – mit Michael Quast

von von Karl-Heinz Stier und Ingeborg Fischer

(04.08.2015)  Er ist ein Vollblutkomödiant und sein Ensemble steht ihm in nichts nach. Michael Quast hat auf der Bühne im Bolongaro-Garten wieder einmal bewiesen, dass seine „Hessische Moliere-Aufführungen“ das Publikum begeistern und „Barock am Main“ ein Muss für jeden heimatverbundenen theaterbegeisterten Südhessen sein sollte.

Moliéres Theatersatire „Das Stehgreifspiel von Versailles“ hat Rainer Dachselt so treffend ins Hessische übersetzt und ins barocke Frankfurt transportiert, dass man Versailles nicht braucht, sondern sich freut, ein Hesse zu sein.

Zum Inhalt: Die weidlich abgehalfterte Truppe von Theaterdirektor Bimbernell (Michael Quast) versucht, die Komödie „Die Lieb macht dappisch“ doch noch für Herrn Bolongaro auf die Bühne bringen zu können, weil dem Theater sonst die Pleite droht. Aber nichts will gelingen: Die Ehefrau Bimbernell (Katharina Zemankova) ist aufsässig, Walter von Rohrbach (Philipp Hunscha) verpatzt seinen Text und Einsatz auf der Bühne, Herr von Strunz (Matthias Scheuring) ist meist betrunken und seine Tochter Alwine (Pirkko Cremer) verliert ständig ihre Lockenperücke.


Quast mit seinem Ensemble im Höchster Bologaro-Palast
Foto: Maik Reuß
***

Wütend schimpft Herr Bimbernell: „Seid ihr Schauspieler odder Schisser?“ Nun, die Hessische Sprache beherrschen sie alle, außer....Florigund (Dominik Betz), der heimliche Liebhaber von Alwine. Der ist aus Kassel und kriegt den südhessischen Dialekt einfach nicht hin. Seine vergeblichen Versuche, wie ein Frankfurter zu klingen, löste beim Publikum wahre Lachsalven aus. „Ja“, so Bimbernell, „die Frankforter Sprach ist schwer. Was mir schwätze is Hochsprach!“

Also .. ein Tohuwabohu auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Und die Angst geht um, dass Herr Bolongaro nicht entzückt ist und keine Gage zahlen wird. Darauf weist der immer wieder in prächtigem Barock-Kostüm auftretende Theaterliebhaber Cronstetten (Pascal Thomas) mahnend hin. Die Proben geraten zu einem Fiasko und auch die Aufführung des Stückes nach der Pause gelingt ganz und gar nicht.

Aber der Mäzen Bolongaro ist angetan und alle sind zufrieden.

Auch ein Herr und eine Frau Trinkaus beleben als wahrliche Hampelmänner die Szenen (Alexander üBeck und Ulrike Kinbach). Ihre synchronen Bewegungen und Hopser sind zum Amüsieren. Nicht vergessen sein soll auch Evchen, die Dienerin (Claudia Jacobacci) , die ihre dramatische Ader immer an der falschen Stelle versucht, einzubringen.

Quast hatte das Publikum vor Beginn der Vorstellung gewarnt: Die Sonne wird jeden erwischen an diesem sehr heißen Sommertag. Wohl dem, der sich mit einem Fächer ausgerüstet hatte. Es kam, wie angekündigt. Die Zuschauer wurden „gegrillt“, spendeten aber immer wieder Zwischenapplaus und geizten nicht mit Lachern an den richtigen Stellen. „Wer seinen Fächer später von den Schauspielern signieren lässt, kann dessen Wert um ein Vielfaches steigern“, versprach Michael Quast. Man sollte es ausprobieren, unwahrscheinlich ist es nicht.

„Die Lieb macht dappisch“ setzt die Tradition des Hessischen Molières nach dem eingebildeten Kranken und Bürger als Edelmann in vergnüglicher Weise fort. Es stimmte alles, der Tonfall und die Grammatik, die burlesken Kostüme (Anna Sophia Blersch), die Maske (Katja Reich) und die hervorragenden Schauspieler. Regie führten Sara Gross und Martin Ratzinger.

Man sollte sich Barock am Main in Ffm-Höchst, Bolongaro-Garten nicht entgehen lassen.
Vorstellungen gibt es noch vom 11. – 23.August Dienstag bis Samstag jeweils um 20 Uhr und am Sonntag um 17 Uhr.
Karten unter (069)407662580 / www.barock-am-main.com