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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Anatomisches Orchester im MMK 2

Künstlerin Eva Koátková produziert Werk mit Schülern

von Ilse Romahn

(04.05.2015)  Zusammen mit dreizehn Jugendlichen der Frankfurter Schule am Sommerhoffpark hat die tschechische Künstlerin Eva Koátková im MMK 2 des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt ein Kunstwerk produziert. Das Werk Anatomical Orchestra (Composition for 13 Ears) ist als eine Work-In-Progress Arbeit schon seit dem vergangenen Herbst Teil der Ausstellung „Boom She Boom“ im MMK 2 und wurde in den vergangenen Wochen fertiggestellt. Anlässlich der erstmals vollständigen Präsentation des Werkes Anatomical Orchestra (Composition for 13 Ears) lädt das MMK am Dienstag, 5. Mai um 12.30 Uhr zu einer kleinen Eröffnungsfeier zusammen mit der Künstlerin und den Projektbeteiligten ein. Die Veranstaltung wird in Gebärdensprache übersetzt. Bei der Eröffnung sprechen Peter Gorschlüter, stellvertretender Direktor MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt, Indra Schindelmann, Schulleitung Schule am Sommerhoffpark, und Katharina Mantel, Leitung Kunstvermittlung MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt. Die Künstlerin und die teilnehmenden Schüler sind anwesend.


Kunstwerk Anatomical Orchestra
Foto: Axel Schneider
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Das Werk geht zurück auf eine Kooperation im Rahmen des Kunstvermittlungs-Programms „MMK Young Collaborations“, das Künstler und Kulturschaffende in die Bildungsarbeit des Museums einbezieht. Ziel des von der Aventis Foundation im Rahmen der Kulturinitiative „eXperimente“ geförderten Projektes ist es, einen Zugang zu zeitgenössischer Kunst zu schaffen. Kunst wird für Jugendliche und Kinder durch die unmittelbare Begegnung mit Künstlern als lebendiges und vielschichtiges Phänomen ihrer Gegenwart erfahrbar gemacht. „Dieses Projekt ist ein Beispiel für eine neue Form von Kunstvermittlung, da die Jugendlichen nicht nur an der Rezeption von Kunst teilnehmen lässt, sondern sie direkt in den Produktionsprozess einbindet“, erklärt Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK.

Die Jugendlichen der Schule am Sommerhoffpark, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Hören, konnten unmittelbar an der Entwicklung der Installation mitarbeiten. Eine Woche lang beschäftigten sich die Schüler dafür gemeinsam mit der Künstlerin Eva Koátková mit Geräuschen, Tönen und Sounds, die mit und durch den eigenen Körper produziert werden können. Dabei haben sie eine Bildersammlung mit der eigenen Stimme vertont und weitere Möglichkeiten der Geräusch- und Klangproduktion des Körpers gefunden, die zu einer lebendigen Beatbox zusammengefügt wurden.

Im Verlauf des Projekts zeichneten die Schüler eigene Mischwesen aus Musikinstrumenten, Menschen und Tieren: Klavierkrokodile, Trompetenlöwen, Flöten- und Glockenmenschen. Die Zeichnungen gaben den entscheidenden Anstoß für die Idee zu dem finalen Kunstwerk: Eva Koátková hat die Jugendlichen in der Rolle ihrer jeweiligen Figuren zum Funktionieren ihrer Instrumente und ihres Körpers interviewt. Die dabei im Tonstudio der Frankfurter Städelschule entstandenen Aufnahmen dienten als Ausgangspunkt für die weitere Erarbeitung der Soundinstallation. In diesen Aufnahmen, die aus verschiedenen Lautsprechern der Installation zu hören sind, beschreiben die Schüler ihren Körper und dessen Funktionsweise aus der Ich-Perspektive. Einige der imaginären „Instrumente" spielen sich selbst mit Muskeln, Knochen, Organen oder durch Emotionen, andere wiederum werden gespielt. Für jedes der insgesamt dreizehn „Instrumente“ entwickelte Eva Koátková ein eigenes skulpturales Element. Damit wurde die Installation zu einem 13-stimmigen anatomischen Orchester.

Die Arbeit von Eva Koátková ist noch bis zum 14. Juni im Rahmen der Ausstellung „Boom She Boom“ im MMK 2 zu sehen.