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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Staatsminister a.D. und MTK-Landrat Jochen Riebel beging seinen 70.sten

von  Von Ralph Delhees

(29.03.2015)  Mainz - Viele Tugenden zeichnen ihn aus - Prinzipientreu und im Dienst der Region - Er legte Strukturen an die heute noch Bestand haben"

Gläubiger und praktizierender Katholik, ausgestattet mit den preußischen Tugenden, unbestechlich, korrekt, staatsmännisch, diplomatisches Geschick, Christdemokrat und einer der Konservativen in der Union, anerkannt auch bei den politischen Gegnern und ein gerngesehener Gesprächs- und Verhandlungspartner und auf der anderen Seite ein, wie er selbst immer sagte „Bekämpfer des Sozialismus“, wer all dies vereinigt ist der hessische Staatsminister a.D. und frühere Landrat des Main-Taunus-Kreises Jochen Riebel , der am Mittwoch vergangener Woche seinen 70. Geburtstag beging. Neben der französischen Sprache und Kultur frönt er u.a. der klassischen Musik und sammelt Streichholzheftchen. Zu seinem Geburtstag hatte er ganz staatsmännisch zu einem kleinen Empfang in den Rheingau ins geschichtsträchtige Kloster Eberbach geladen und viele seiner früheren Weggefährten waren gekommen.

Als „prinzipientreu und im Dienst der Region wirkend" hat Landrat Michael Cyriax den früheren MTK-Landrat Jochen Riebel anlässlich dessen 70. Geburtstag gewürdigt. Er habe über die Grenzen des Main-Taunus-Kreises hinaus gestaltet und nach dem Ende des Umlandverbandes Frankfurt die inhaltliche Zusammenarbeit in Frankfurt/Rhein-Main vorangetrieben. Als Beispiel nennt Cyriax die Kooperationen in der Abfallwirtschaft und dem Nahverkehr mit Bus und Bahn. Damals seien Strukturen angelegt worden, die heute noch Bestand hätten - freilich müssten sie nach den künftigen Erfordernissen weiterentwickelt werden.


Ganz Staatsmann: Jochen Riebel beging am 25. März seinen 70. Geburtstag.
Foto: Ralph Delhees
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Riebel war von 1990 bis 1999 Landrat. Er war damit Nachfolger von Dr. Bernward Löwenberg, in dessen Amtszeit das Landratsamt von Frankfurt-Höchst nach Hofheim umzog. Riebel initiierte unter anderem die Reihe „Gespräche im Kreishaus", die inzwischen als „Main-Taunus-Gespräche" fortgeführt werden. Dabei seien immer wieder religiöse und moralische Fragen angesprochen und mit den Bürgern diskutiert worden, so Cyriax. Riebel stehe für christliche Überzeugung und habe für seinen Einsatz auch den Päpstlichen Ritterorden Gregors des Großen erhalten.


Jochen Riebel, ehemals stellvertretender Polizeipräsident, Bürgermeister, Oberbürgermeister, Landrat und Hessischer Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten beging am 25. März Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Unser Bild zeigt ihn zusammen mit seiner Frau Inge.
Foto: Ralph Delhees
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Der im rheinhessischen Ober-Hilbersheim geborene Jochen Riebel besuchte in Mainz das Rabanus-Maurus-Gymnasium und und ging nach dem Abitur 1964 als Soldat auf Zeit zur Bundeswehr. Als Reserveoffizier besuchte er über viele Jahre Wehrübungen unter anderem im Verteidigungsministerium in Bonn. 1996 wurde er zum Oberst der Reserve bei der Luftwaffe befördert. Im Anschluss an die Bundeswehrzeit studierte er Rechtswissenschaften und schloss mit dem Staatsexamen ab. In den 70-er Jahren war er zunächst stellvertretender Polizeipräsident in Mainz und in weiteren Funktionen in Rheinland-Pfalz tätig, bevor er 1979 als Bürgermeister von Eschborn in den Main-Taunus-Kreis kam. Von 1981 bis 1983 saß er als Abgeordneter im Kreistag, bevor er 1984 Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal (Pfalz) wurde. 1990 kehrte er dann als Landrat in den MTK zurück. Er verließ den Kreis 1999, um bis 2006 mehrere Ämter in der Hessischen Landesregierung zu bekleiden, zuletzt als Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten.

Bekämpfer des Sozialismus
„Den Ruf eines Hardliners" habe Riebel als Landrat im Main-Taunus-Kreis erworben schrieb im September 2000 der Spiegel. Diesen Ruf erhielt der Christdemokrat - Riebel gehört der CDU seit 1967 an - wegen der von ihm betriebenen Ausländerpolitik. Mehrmals griff er bei einigen Abschiebungen in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hart durch. Kritik erntete er insbesondere von Kirchen und Flüchtlingsorganisationen, was ihm allerdings innerparteilich nicht schadete. Jochen Riebel machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, denn allzu oft gab er seinem Bekenntnis Ausdruck den Sozialismus in allen seinen Formen zu bekämpfen. Hierzu zählte auch seine mannigfaltige Kritik an der damaligen rot-grünen Landespolitik.

Oft wurde Jochen Riebel als eventueller künftiger Oberbürgermeister von Mainz gehandelt, aber auch seine Ambitionen in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn als Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren bzw. der Verteidigung berufen zu werden zerschlugen sich, nachdem er als Landrat des Main-Taunus-Kreises und anschließend nach Wiesbaden ins Hessische Finanzministerium als Staatssekretär unter der Regierung Roland Koch berufen wurde. Bevor er Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten wurde, war er noch Leiter der Staatskanzlei und Bevollmächtigten für Bundesangelegenheiten.

Sein diplomatisches Geschick ist sprichwörtlich
Sein diplomatisches Geschick zeichnete Jochen Riebel immer aus und so war es nicht verwunderlich, dass er als Landrat vielfältige Ausflüge in die überregionale Politik machte. Eine Neustruktur des Rhein-Main-Gebietes schwebte ihm vor, hierzu zählte die Abschaffung der regionalen Planungsgemeinschaft Untermain im damaligen Umlandverband Frankfurt, nicht durchsetzen konnte er die Veränderung der Strukturen des Sparkassenverbandes Hessen-Thüringen, hierbei scheute er nicht, den damaligen Grünen Frankfurter Stadtkämmerer Tom Königs mit ins Boot zu holen. Zu den herausragenden Projekten als Landrat zählt die Gründung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, dessen Sitz er auch in die Kreisstadt Hofheim installierte. Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die gedeihliche Weiterentwicklung der Kliniken des Main-Taunus-Kreises in Bad Soden und Hofheim, womit insbesondere auch der Krankenhausstandort Hofheim für die Bevölkerung gesichert werden konnte. Und auch der Zusammenschluss der früher selbständigen Hochtaunussparkasse und der Kreissparkasse zur neuen Taunussparkasse hat sich außerordentlich gut bewährt.

Scharfer Kritiker des ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst
Nach seinem Rückzug aus der Politik im Jahre 2006 arbeitet Riebel in einer Wiesbadener Anwaltskanzlei, darüber hinaus war er Vertreter des Landes Hessen im Aufsichtsrat der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und Mitglied des Beirats für Fragen der Inneren Führung der Bundeswehr. Flörsheim hat er als Wohnsitz, den er als Landrat wählte, verlassen und lebt seit einigen Jahren in Mainz mit Blick auf den Dom. Zeitlebens ist der bekennender Katholik seiner Kirche eng verbunden, so gehört er auch heute noch der der katholischen Studentenverbindung V.K.D.St. Hasso-Rhenania Mainz an.

2010 wurde Riebel vom ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in den neugegründeten Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls zu Limburg berufen. Mit zu den Kritikern von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wurde Jochen Riebel im Oktober 2013, als er die Öffentlichkeit über erhebliche Mehrkosten beim Bau des Diözesanen Zentrums St. Nikolaus - dem Bau der neuen Bischofsresidenz - informierte und öffentlich scharfe Kritik am Bischof übte.


Jochen Riebel erhielt im Februar 2008 in seiner früheren Arbeitsstätte, der hessischen Staatskanzlei, aus der Hand des französischen Generalkonsul, Henri Reynaud (links), für seine Verdienste um Kultur und Kulturdialog die Ordensstufe Commandeur "J'aime la France“. Mit auf dem Bild die Frau von Jochen Riebel, Inge Riebel und der damalige Hessische Ministerpräsident Roland Koch.
Foto: Archiv Ralph Delhees
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Commandeur "J'aime la France" und Komtur des Päpstlichen Ritterordens
Am 22. Februar 2008 erhielt Jochen Riebel aus der Hand des früheren französischen Generalkonsul, Henri Reynaud für seine Verdienste um Kultur und Kulturdialog die Ordensstufe Commandeur "J'aime la France" verliehen, dabei handelt es sich um eine Ordensspange, die am Revers getragen wird. Riebel, der perfekt Französisch parliert, pflegte die Kontakte zu Frankreich privat und immer wieder in allen Ämtern und Funktionen, die er hatte. Dabei traf er auch - wie das ebenso passieren kann von Bürgermeister zu Bürgermeister - einen gewissen Herrn Sarkozy. Ein Treffen, an das Riebel sich noch gut erinnern kann. "J'aime la France", kommentierte Riebel damals die Ordensverleihung. Seit Januar 2007 ist er Ehrenpräsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Frankfurt. Darüber hinaus Träger des Ehrenkreuz der Bundeswehr (2004) und Komtur des Päpstlichen Ritterordens des heiligen Gregors des Großen (2013) durch Papst Benedikt XVI.

Nach langer schwer Krankheit - 2010 musste er sich einer schweren Herzoperation unterziehen - ist Jochen Riebel wieder genesen und hat nun endlich Zeit mit seiner Frau Inge auf Reisen zu gehen und Freundschaften zu pflegen und hier kommt sein diplomatisches Geschick wieder ins Spiel, seine Freundschaften gehen über Parteigrenzen hinweg, die überall auf seinem politischen Weg über die Jahrzehnte entstanden sind. Am Mittwoch, 25. März, wurde im Rheingau im geschichtsträchtigen in Kloster Eberbach mit vielen Gästen gefeiert. Herzlichen Glückwunsch Jochen Riebel.