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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Die Bürostadt Niederrad als Wohnquartier?

Wohnbauinitiative macht Vorschläge für Umwidmung

von von Karl-Heinz Stier

(05.03.2015)  Frankfurts Oberbürgermeister Feldmann lässt bei seinen Bemühungen um eine spürbare Behebung der Wohnungsnot in Frankfurt nicht locker. Jetzt hat er mit Kammern und Verbänden eine Initiative ins Leben gerufen mit dem Titel „Impulse für den Wohnungsbau – Hessen“, die Schwerpunktziele für die Wohnungsmarktentwicklung erarbeiten soll. Dazu gehören 16 Verbände wie beispielsweise der Bund Deutscher Architekten (BDA), der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen, der Deutsche Mieterbund Hessen, die Gewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (BAU), die Wohnungswirtschaft Südwest (VdW) und der Bauindustrieverband Hessen-Thüringen – eine in der Bundesrepublik bisher einmalige Einrichtung.

Nach Mitteilung von OB Feldmann hat Frankfurt in den letzten Jahren einen erheblichen Anstieg der Wohnungsbauinvestitionen erlebt. Es gelte jedoch, den Wohnungsstandort dauerhaft sowohl quantitativ als auch qualitativ zu sichern oder noch weiter auszubauen.

„Die Geschichte der Stadt zeigt, dass noch größere Impulse erreichbar sind. Deshalb brauchen wir eine zentrale Botschaft über eine Kooperation, die gemeinsam mit der Stadt Lösungsansätze erarbeitet“.

Folgende Handlungsfelder wurden im Rahmen der Kooperation für ein gemeinsames Handlungskonzept erarbeitet:
Bürostandorte sollten umgewidmet werden. Es müsse gelingen, ganzen Büroquartieren ein neues attraktives „Gesicht“ zu geben. Ein in der ersten Jahreshälfte Expertenhearing werde hierzu konkrete Lösungswege für eine „Bürokonversion“ in Frankfurt-Niederrad aufzeigen. Der Sprecher der neuen Initiative Dr. Rudolf Ridinger von VdW Südwest rechnet damit, dass 3000 bis 4000 Wohnbaugenehmigungen - das seien etwa 10 bis 15 Prozent der konvertierbare Wohnräume - dabei anfallen könnten. Außerdem brauche Niederrad einen Kristallisationspunkt, der einen positiven Imagewandel für das Quartier mit originellen Einkaufsmöglichkeiten, geselligen Angeboten in einer internationalen Restaurantszene herbeiführe, wie das in Sachsenhausen der Fall sei.


Pressekonferenz im Frankfurter Presseclub: Detlef Hans Franke (Pressesprecher VdW südwest), Dr. Rudolf Ridinger (Sprecher der Initiative Impulse für den Wohnungsbau – HESSEN, Vorstandsvorsitzender VdW südwest), Oberbürgermeister Feldmann, Andreas Ostermann (Koordinator der Initiative Impulse für den Wohnungsbau –HESSEN, 2. Vorsitzender des BDB - Bund Deutscher Baumeister FrankfurtRheinMain in Hessen) und Claudius Blindow (Referent des Oberbürgermeisters)
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Einen weiteren Kritikpunkt sieht die Initiative „Impulse für den Wohnungsbau“ in der allzu starken Konzentration der Wohnraumnachfrage auf die Innenstadt. Hier seien die Preissprünge beim Eigentum und bei den Mieten besonders hoch. Deshalb sollten hier in einem zweiten Schritt konkrete Ansatzpunkte für eine gleichgewichtige Entwicklung von urbanen Zentren in den Stadtteilen geschaffen werden.

Schließlich benötigte Frankfurt bei der Wohnraumversorgung mehr Kooperation mit seiner Region, vor allem für die Nutzung neuer Flächenpotenziale. „Das Wohnen ist nur dann in der Region attraktiv, wenn auch die Verkehrsinfrastruktur stimmt“, so die Forderung der Initiative. In einem dritten Schritt sollten deshalb Konzepte mit den Beteiligten in der Region für einen regional integrierten Wohnungsmarkt herausgearbeitet werden.

In seinem Hinweis auf eine bereits verbesserte Wohnraumversorgung in Frankfurt wies OB Feldmann auf die Entwicklung eines Mittelstandsprogrammes und den Ankauf von Belegungsrechten hin. Frankfurt sei hier beispielgebend. Dennoch müsse man stets ein starkes Augenmerk auf den Zuzug neuer Einwohner legen. Zum Beispiel seien innerhalb eines Jahres 14000 neue Bürger „Frankfurter“ geworden. „Wir bräuchten jede Woche 150 neue Wohnungen“, konstatierte das Frankfurter Stadtoberhaupt, das derzeit von einem Fehlbedarf von 20000 bis 25000 Wohnungen ausgeht. Dem Angebot von preisgünstigen Wohnungen und insbesondere Sozialwohnungen komme dabei eine Schlüsselrolle zu. Feldmann kündigte zugleich an, die Stadt Frankfurt und die Verbändeinitiative werde künftig ihre vorgeschlagenen Instrumente gemeinsam voranbringen und sich auf Bundes– und Landesebene für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen einsetzen.