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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Gedenken und Nachdenken

Kirchendezernent Becker gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

von Ilse Romahn

(27.01.2015)  Am 27. Januar jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 70. Mal. Stadtkämmerer Uwe Becker gedachte gemeinsam mit Überlebenden des Holocaust im Pflegeheim der Henry und Emma Budge-Stiftung der Opfer des Nationalsozialismus. Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde dieser Tag von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt.

„Wir wollen diesen Tag zum Anlass nehmen, um der Opfer des Holocaust zu gedenken. Auschwitz steht für eine entmenschlichte Maschinerie perversen Staatsterrors und Massenmordes, dem Millionen von Menschen auf grauenhafteste Weise zum Opfer gefallen sind, und der nur deshalb in solch schrecklicher Kaltblütigkeit möglich war, weil zu viele mitgemacht und zu viele weggesehen haben. Die Befreiung von Auschwitz ist auch heute noch Auftrag an die Gesellschaft, nachzudenken, was die verbrecherische Zeit des Nationalsozialismus für unser heutiges Zusammenleben bedeutet. Die Auseinandersetzung mit diesem schrecklichen Thema schafft Orientierung für die Zukunft“, erläutert Becker.

„So etwas darf nie wieder geschehen. Wir müssen gemeinsam für die Freiheit und Vielfalt in unserer Stadt eintreten. Wenn Frankfurter bedroht werden, wenn jüdisches Leben in unserer Stadt bedroht wird, dann muss die Stadtgesellschaft geschlossen dagegen aufstehen.“ Becker würdigte in seiner Rede zudem die Arbeit der Henry und Emma Budge-Stiftung: „Die Stiftung ist eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Sie hat sich der Förderung des friedlichen Zusammenlebens von Juden und Christen in unserer Stadt verschrieben. Für das wegweisende Engagement möchte ich allen Beteiligten herzlich danken.“

Becker bezog sich in seinen Worten auch auf die engen Beziehungen Frankfurts zu Israel und zur notwendigen Solidarität mit dem Land. „Die deutsch-israelische Freundschaft nimmt gerade für die Stadt Frankfurt als Partnerstadt von Tel Aviv einen ganz besonderen Stellenwert ein. Seit fast 35 Jahren besteht diese Städtepartnerschaft. Mit seiner großen jüdischen Tradition, die durch die verbrecherische Zeit des Nationalsozialismus leider eine jähe Zäsur erfahren hat, ist Frankfurt heute stolz darauf, wieder Heimat einer großen und aktiven jüdischen Gemeinde zu sein“, sagt Becker und führt weiter aus: „Frankfurt verdankt seine heutige Bedeutung in vielerlei Hinsicht gerade auch den großen jüdischen Familien, die hier gelebt, gewirkt und gestaltet haben. Umso mehr ist die enge Freundschaft Frankfurts zu Israel auch Teil der Identität unserer Stadt und ihrer Gesellschaft.“

Seit 1968 betreibt die 1920 gegründete Budge-Stiftung ein interreligiöses und interkulturelles Pflegeheim. Gemäß dem Vermächtnis der Stifter unterstützt die Budge-Stiftung Menschen jüdischen und christlichen Glaubens und fördert das Zusammenleben von Juden und Christen. Bekannte Persönlichkeiten jüdischen Glaubens gehörten dem Vorstand der Henry und Emma Budge-Stiftung an, darunter der Historiker, Journalist und Verleger Paul Arnsberg sowie der Historiker Arno Lustiger.