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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Histo-Monte-Rallye startete erstmals in Frankfurt

In der Klassikstadt düste auch Rallye-Legende Walter Röhrl los

von Von Michael Hörskens

(15.02.2017)  Motoren heulen auf, mit gewaltiger Power düsen flotte Fitzer davon. Im stilvollen Ambiente der Klassikstadt in der Orber Straße hat sich ein illustres Feld historischer Old- und Youngtimer eingefunden. Porsche, BMW, Audi & Co. Sie alle sind Teilnehmer der AvD-Histo-Monte, die erstmals in ihrer nun 25-jährigen Geschichte von Frankfurt aus gestartet wurde. 82 Fahrerteams gingen auf die 1730 Kilometer lange Strecke, die von der Mainmetropole über den Odenwald und die Alpen ins exklusive Monte Carlo führte. Die Fahrt mit den automobilen Legenden von einst gilt als eine der anspruchsvollsten und faszinierendsten Gleichmäßigkeitsrallyes Europas. Passend Jubiläum der 1993 ins Leben gerufenen Veranstaltung gingen viele prominente Fahrer an den Start, darunter Ex-Rallye-Weltmeister Walter Röhrl, der siebenfacher deutsche Rallye-Champion Matthias Kahle, der die Klassik-Veranstaltung bereits 2008 und 2009 gewonnen hatte, oder auch Kabarettist Urban Priol.


Der Innenhof der Frankfurter Klassikstadt bot beim Start zur Histo-Monte-Rallye ein PS-starkes Bild
Foto: Hörskens
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Die viertägige Fahrt in den Hafen von Monaco ist den früheren Sternfahrten der Rallye Monte Carlo nachempfunden. Die Teilnehmer absolvieren die Winter-Rallye auf wunderschönen Straßen und werden durch bekannte Sonderprüfungen oder die typischen Monte-Bedingungen mit Eis, Schnee, Regen und Sonnenschein immer wieder daran erinnert, dass sie auf den Spuren der „Mutter aller Rallyes“ wandeln. Startberechtigt sind bei der AvD-Histo-Monte alle Oldtimer und Youngtimer bis Baujahr 1995. Die 1993 gegründete Gleichmäßigkeitsrallye feiert 2017 ihr 25-jähriges Bestehen.

Der Star im Starterfeld der AvD-Histo-Monte war natürlich der viermalige Rallye-Monte-Carlo-Sieger Walter Röhrl. Der Bayer brachte einst das Kunststück fertig, in vier verschiedenen Fahrzeugen die berühmteste Rallye der Welt zu gewinnen, einmal auch mit einem Audi Quattro. Bei der Histo-Monte ging er mit einem solchen Flitzer an den Start: Röhrl fuhr genau wie bei seinem letzten Monte-Triumph im Januar 1984 einen Audi Quattro, der von Audi Tradition als „Winterauto“ komplett neu aufgebaut wurde. „Die Rallye Monte Carlo zu gewinnen war immer mein Lebensziel. Vor allem die Seealpen sind eine ganz besondere Gegend für mich, die viele Erinnerungen wecken“, erklärte der 69-Jährige. „Ich freue mich, die alten Prüfungen bei der AvD-Histo-Monte nur zum Spaß und ganz ohne Stress zu befahren. Dafür ist der Audi Quattro das perfekte Auto, weil man sich keine Sorgen machen muss, dass man einen Berg nicht raufkommt.“ Was die Gleichmäßigkeitswertung angeht, habe er keine Ambitionen auf ein gutes Ergebnis. Er wolle die Fahrt einfach genießen, strahlte die Rallye-Legende.

Hessen prägte zumindest die erste Etappe der historischen Wettfahrt. Nach dem Start in der Mainmetropole Frankfurt führte die Route die Teilnehmer zunächst durch den Odenwald, der jedoch nicht nur zum Rallyefahren einlädt. Diese Region hat auch landschaftlich viel zu bieten. Das konnten die Teilnehmer etwa bei der Fahrt vorbei an Michelstadt oder auch bei der Durchfahrtkontrolle im malerischen Hirschhorn – der Perle des Neckartals – erleben. Der Odenwald ist dazu die Heimat des neuen Deutschen Rallye-Meisters und Škoda-Werksfahrers Fabian Kreim. Somit rückte Hessen zusätzlich in den Fokus: Schließlich befindet sich in Weiterstadt die Deutschland-Zentrale der tschechischen Auto-Schmiede Škoda. Und die VW-Konzerntochter ging mit insgesamt neun Škoda Old- und Youngtimer auf die Strecke der diesjährigen AvD-Histo-Monte.


Der Škoda 130 RS, das Siegerauto von 1977, ging mit dem siebenfachen deutschen Rallye-Meister Matthias Kahle und Beifahrer Peter Göbel auf die Strecke
Foto: Hörskens
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Deren Highlight war dabei der vom mehrfachen deutschen Rallye-Champion Matthias Kahle mit Beifahrer Peter Göbel gesteuerte 130 RS, im originalen Rallye-Dekor von 1977. Mit diesem Modell gelang der tschechischen Traditionsmarke vor exakt 40 Jahren ein Klassen-Doppelsieg bei der WM-Rallye Monte Carlo. Im Cockpit der ,Porsche des Ostens‘ saßen damals Václav Blahna/Lubislav Hlávka und Miloslav Zapadlo/Jiøí Motal. „Die AvD-Histo-Monte ist für jeden Teilnehmer ein unvergessliches Erlebnis“, sagte Michal Velebný, Koordinator der Restaurierungswerkstatt des Škoda-Museums. „Gleichzeitig stellt die fast 1800 Kilometer lange Fahrt durch das winterliche Europa einen harten Prüfstein für Fahrer und Technik dar“, so Velebný. „Wir haben eine längere Automobil-Historie wie viele andere Hersteller“, erklärte Christoph Völzke von der Škoda-Unternehmenskommunikation. Er verwies darauf, dass die Firma bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Böhmen gegründet wurde.

Und sicherlich ist nicht allen Leuten bewusst, dass sich die Rallye-Erfolge von Skoda zu einer Zeit ereignete, als noch der Eiserne Vorhang Europas teilte und Automobile aus dem Ostblock in der Regel als technisch rückständig galten. Nicht so die tschechische Marke. Und auch über die heutige Qualität der tschechischen Fahrzeuge gibt es wohl kaum Diskussionen. So vertrauten bei den Begleitfahrzeugen die Organisatoren der AvD-Histo-Monte bei ihrer Arbeit auf insgesamt zehn Superb-Limousinen und fünf Yeti-SUV – allesamt mit modernem Allradantrieb ausgestattet.

Ein Schaulaufen der automobilen Stars von einst bedeutete schon die technischen Abnahme der Fahrzeuge in der Frankfurter Klassikstadt am Tag vor dem Start. Wahre Schmankerl aus fünf Jahrzehnten gab es da zu bestaunen: viele Porsche, von 356er-Modell aus den 50er Jahren bis zu 911er-Modellen, dazu Audi-Quattros, BMWs der 2002er Reihe. Oder der „Buckel-Volvo“ PV544 sowie der mondäne Jaguar Mk 2. Super niedlich: Ein 60 PS starker VW Käfer aus dem Jahr 1954. Besonders gute Laune brachte Urban Priol mit: Der Kabarettist und Oldtimer-Fan aus Aschaffenburg startete zu seiner vierten AvD-Histo-Monte in einem BMW 2000 tilux.

„Mitten in Frankfurt lebt mit der 25. Ausgabe der legendären Histo-Monte die goldene Zeit des Rallye-Sports wieder auf“, freute sich Marco Wimmer, Geschäftsführer der Klassikstadt. „Wir freuen uns sehr, der wohl renommiertesten winterlichen Gleichmäßigkeitsrallye ein erstes Basislager und die passende Umgebung für den Start zu bieten“. Der historische und imposante Innenhof der ehemaligen Landmaschinenfabrik Mayfahrt und heutige Klassikstadt sein wie geschaffen für das Spektakel, unterstrich Wimmer.