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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo war in Tenkodogo

von Adolf Albus

(13.06.2017) „Dieses Mal war unsere Reise nach Tenkodogo in Burkina Faso ganz besonders,“ hebt der Vorsitzende des Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo, Rüdeger Schlaga, hervor.

Erstmals hatte man einen Besuch von Mitgliedern organisiert, sechs an der Zahl. „Unser Ziel ist es, dass im Laufe der Zeit mehr und mehr unserer Mitglieder das Land und unsere Partnerstadt persönlich kennenlernen,“ erläutert Schlaga. „Diese direkten Mensch zu Mensch Begegnungen und das Erleben, was unsere Arbeit vor Ort ausmacht, ist unersetzbar für unsere Motivation und Engagement.“ Aber diese Erfahrung sei noch davon gekrönt worden, weil die Reise so gelegt werden konnte, um den ersten Praktikanten aus Hofheim in Tenkodogo zu seinem Arbeitsantritt begleiten zu können.

Im Rahmen seines Studiums absolvierte Jonas Tresbach aus Hofheim-Wallau ein zweimonatiges Pflichtpraktikum bei OCADES, der Entwicklungsorganisation der burkinischen Caritas und in einer inklusiven Grundschule. Dazu erläutert Rüdeger Schlaga: „Vor einem Jahr hatten wir mit den Verantwortlichen des OCADES eine internationale Kooperation vereinbart. Dass Jonas dort sein Praktikum durchführen konnte, war das erste gemeinsame und gleich auch sehr erfolgreiche Projekt unserer Zusammenarbeit.“

Noch immer begeistert von den vielfältigen Erfahrungen berichtet der 24-jährige Publizistik-Student eindrucksvoll: „Ein Workshop in der Deutsch-Abschlussklasse am Gymnasium in Tenkodogo war sicherlich eines der ganz besonderen Höhepunkte meines Aufenthalts“, erzählt Jonas Tresbach. „Ich habe mit den Abiturientinnen und Abiturienten Mark Forsters ‚Wir sind groß‘ gesungen, der Sommer-Hit im letzten Jahr. Und sofort war das Eis gebrochen und wir diskutierten über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Burkina Faso und Deutschland. Die Zeit verflog im Nu, es war total spannend“.   Das Praktikum wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung, die Tresbach mit einem Stipendium fördert, ermöglicht und vom Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo e.V. getragen. „Bei OCADES Caritas und in der Grundschule für sehbehinderte Kinder lernte ich die burkinischen Arbeitsweisen kennen,“ berichtet Tresbach weiter.  So half er zum Beispiel mit bei der Organisation einer Kermesse, einer Kerb. Das vor seiner Abreise oft gehörte „Afrikaner sind faul“ könne er heute ohne Wenn und Aber ins Bereich der Fabel und der Vorurteile zurückweisen, denn „die Arbeit beginnt um 7 Uhr, wenn um 17 Uhr alles erledigt ist, haben wir Feierabend gemacht.“ In der Winterhitze – es war tagsüber nie unter 35 Grad – habe ihn das oft ganz schön geschlaucht.

Seine Zeit in Burkina Faso sei eine Erfahrung, die tiefe Spuren hinterlassen habe. „Man braucht nicht einmal sechs Stunden mit dem Flugzeug und schon sieht man, wie Menschen auch leben, ganz anders als wir in Mitteleuropa.“ Unvergesslich bleibe ihm z.B. die Kuhherde, die von Kindern direkt nach der Landung in der Hauptstadt Ouagadougou über die Straße getrieben wurde. „Die kleinen Lehmhütten am Straßenrand oder im Nirgendwo auf dem Land, in denen ganze Familien ohne Strom, Wasser und alles leben, was wir in Deutschland als normal und als gegeben ansehen, haben sich in meine Erinnerung geprägt“, erzählt er.

Ganz besonders dankbar sei er den Menschen, die er in dieser Zeit kennenlernen durfte und sie sich um ihn gekümmert haben. Insbesondere Paul, ein Deutschlehrer aus Tenkodogo, und seine Familie, die ihm immer zur Seite standen und vor allem immer ein offenes Ohr hatten, „haben mir gezeigt, wie sehr es sich lohnt, sich für die Menschen in Burkina und ganz Afrika zu engagieren.“ Deshalb auch werde er in den nächsten Monaten in Vereinen in Hofheim von seinen Erfahrungen berichten. und versuchen, Menschen für die Arbeit mit den Menschen in Tenkodogo zu begeistern. Schon während seines Aufenthaltes in Tenkodogo hat Jonas Tresbach mit vielen Fotos informiert in seinem Internet-Blog unter www.jtresbach.blogspot.com.

Die Hofheimerin Heidi Henningsen ist wiederum gemeinsam mit fünf weiteren bei der Mitgliederreise des Freundeskreises dabei gewesen.  Sie ist von den Begegnungen und Erlebnissen tief beeindruckt und berichtet: „Wo immer wir hinkamen, ob in Ouagadougou oder in Tenkodogo und dessen Dörfern, trafen wir auf freundliche und offene Menschen, die sich über unser Kommen freuten.“ Die kleine Gruppe besuchte neben anderem das „Operndorf“, gegründet von Christoph Schlingensief, und hatten dort Gelegenheit mit seiner Witwe und heutigen Geschäftsführerin Aino Laberenz über das Projekt zu reden. Es gab Gespräche mit dem Bürgermeister von Tenkodogo, Direktoren von Schulen und mit einem Vertreter der Deutschen Botschaft. Mehrfach fanden sich Gelegenheiten mit Abbé Denis von OCADES, der Praktikumsorganisation von Jonas Tresbach, zu sprechen.  Diese Reise, so anstrengend sie auch manches Mal gewesen sei, sei für alle ein unvergessliches Erlebnis, gerade auch weil sie die vielen Möglichkeiten hatten die Menschen direkt zu treffen. Heidi Henningsen berichtet begeistert: „Mit welchem Engagement und welchem Verantwortungsbewusstsein sie die Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis betreiben, hat mich wie die anderen sehr beeindruckt.“ So habe man den anstehenden Bau der Schulerweiterung besprochen, den inzwischen grünen Schulgartens stolz präsentiert bekommen und gemeinsam die zukünftige Arbeit diskutiert.

„Jede Spende, die wir in Hofheim erhalten, kommt dort eins zu eins an. Die Menschen beispielsweise im Dorf Goursampa kümmern sich mit vollem Einsatz um die Realisierung der gemeinsamen Projekte“, betont Freundeskreis-Vorsitzender Rüdeger Schlaga abschließend. Diese Mitglieder-, vielleicht auch Bürgerreisen sollen in den kommenden Jahren wieder angeboten werden.