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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Frankfurts städtische Bühnen müssen nach fast 55 Jahren total erneuert werden

Gutachten stellen fest: „Bausubstanz ist total marode“

(07.06.2017) Für die Frankfurter Politiker im Römer stellt sich jetzt die Frage, ob sie etwa 900 Millionen Euro (am Ende dürften es auch wieder etwas mehr sein) für eine Sanierung der beiden großen Anlagen das Schauspiel und die Oper ausgeben sollen, oder nicht doch lieber neu zu bauen.

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Die Frankfurter Bühnen von Oper und Schauspiel aus dem Hochhaus
Foto: Hermann Wygoda
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Kultirdezernentin Ina Hartwig (SPD) und Baudezernent Jan Schneider (CDU) vor 200 Ordnern der Untersuchung.jpg
Foto: Hermann Wygoda
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Das Frankfurter Schauspiel und die Frankfurter Oper vor der EZB
Foto: Hermann Wygoda
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Am Dienstag haben die Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) und der Baudezernent Jan Schneider (CDU) die fast sieben Millionen Euro teure Untersuchung über die früher so genannte „Theaterdoppelanlage“ vorgestellt. In den fast 200 Ordnern wurde gleichsam Stein für Stein und Decke für Decke aufgelistet, was alles an einem der größten Bühnenbauten  Europas so sehr vom Lauf der Zeit gelitten hat, dass es erneuert werden muss. Das Fazit des Hamburger Architekturbüros fiel niederschmetternd aus:  Eigentlich gebe es nichts mehr zu sanieren, da das Gebäude nach fast 55 Jahren „abgängig“ sei. Zwar haben sie auch die Varianten einer Sanierung bei laufendem Betrieb oder bei der Auslagerung einer der beiden Spielstätten durchgerechnet, doch allein die damit verbundenen Zeiträume zeigen, dass diese beiden Lösungen unrealistisch sind. Denn im ersten Fall würden die Arbeiten elf Jahre dauern, im zweiten Fall acht lange Jahre. Bei einer solchen Sanierung würde das Personal auch am heftigsten leiden müssen.

Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig stellte fest: „Eine weitreichende politische Entscheidung steht an“. Damit hat sie den Ball an die Mitglieder der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung abgegeben, die diese Entscheidung treffen müssen, da sie das Hoheitsrecht über die Finanzen der Stadt haben. Für ihren Kollegen, Baudezernent Jan Schneider (CDU), steht fest: „Von Sanierung kann fast nicht mehr die Rede sein, sondern vom Startschuss für etwas Neues",  Er will auf jeden Fall auch geklärt wissen, ob nicht ein Neubau an anderer Stelle, also weg vom Standort seit den 1960er Jahren  mitten in der Stadt, vielleicht billiger sei. Doch wurde sofort darauf hingewiesen, dass es in der Stadt wohl kaum noch einen so großen Platz gebe, der dazu auch noch der Stadt gehören müsste, weil sonst allein die Grundstückskosten alle finanziellen Überlegungen ad absurdum führen würden.

Von solchen Überlegungen wollte jedoch seine Kollegin gar nichts wissen. Sie werde einen Umzug „erst als letztes in Frage stellen“, denn die Anlage aus dem Jahr 1963 stelle „ein Juwel der Nachkriegszeit“ dar.

Sollte an dem aktuellen Standort gebaut werden, müsste nach Darlegungen der Architekten als Neubau ein „Hochhaus“ entstehen, um alle Räumlichkeiten die die beiden Bühnen benötigen, unterzubringen. Die Höhe des Hochhauses wurde mit 88 bis 100 Metern angegeben. Allerdings stelle dies nur eine erste Überlegung dar, da bei einem Neubau die derzeit angenommenen Räume auch reduziert werden könnten.       

Vielleicht macht sich ja der Oberbürgermeister, der das neue Haus für das Schauspiel und die Oper eröffnen darf, das zu Herzen, was sein früherer Vorgänger, Werner Bockelmann, bei der Eröffnung der alten Bühnen sagte: Die Baukosten, so wurde es von der Presse übermittelt, wollte er nicht nennen, „da sich Kultur nicht nach Markt und Pfennig ausdrücken lässt, sondern in dem Wert, den sie besitzt und den wir ihr beimessen“.