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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Frankfurt liest ein Buch. Zum achten Mal!

von Ilse Romahn

(18.04.2017) Vom 24. April bis 7. Mai steht der im Schöffling & Co.-Verlag erschienene Roman `Benjamin und seine Väter` von Herbert Heckmann im Mittelpunkt der großen Leseaktion und ist thematische Grundlage einer Vielzahl von Veranstaltungen. Von Vorträgen, Gesprächsrunden, literarischen Stadtspaziergängen, Schulveranstaltungen und Ausstellungen bis hin zu Museums-, Theater-, Film- und Opernabenden – die Vielfalt des Programms rund um ein Buch begeistert seit 2010 immer wieder tausende Menschen. Die ausgewählten Bücher und Autorinnen und Autoren stehen dabei in einem besonderen Bezug zur Stadt.

Das Projekt Frankfurt liest ein Buch wurde initiiert und konzipiert von dem gemeinnützigen Verein Frankfurt liest ein Buch e.V. Seine Bedeutung aber verdankt es dem großen Engagement und Ideenreichtum zahlreicher Frankfurter Institutionen, Vereinen, BuchhändlerInnen, Privatpersonen und Prominenten. 2016 wurde Frankfurt liest ein Buch mit dem BKM-Preis Kulturelle Bildung der Bundesregierung für Kultur und Medien ausgezeichnet.

Zum Inhalt: Benjamin Weis erblickt 1919 in Frankfurt als Sohn der ledigen Kanzleigehilfin Anna das Licht der Welt, vom Vater fehlt jede Spur. Der Anwalt Fritz Bernoulli nimmt sich der jungen Familie an, stellt Wohnung und Unterhalt zur Verfügung. So wächst Benjamin trotz der widrigen Umstände behütet in der Bergerstraße heran. Er taucht ein in die Welt von Don Quijote und Robinson Crusoe und erlebt mit seinen Freunden kleine und große Abenteuer. Doch da seine Mutter auf seine Fragen nach dem Vater ausweichend mit Märchen antwortet, muss sich Benjamin eben selbst immer neue Väter erfinden.

Herbert Heckmann zeichnet ein Panorama der zwanziger und dreißiger Jahre in Deutschland aus der Perspektive eines Kindes, das sich auf viele Dinge keinen Reim machen kann. Warum sein Ziehvater als Vaterlandsverräter beschimpft wird, warum niemand einschreitet, als ein angeblicher Kommunist auf der Straße zusammengeschlagen wird, warum sein jüdischer Freund nach Amerika auswandern muss, auf diese Fragen erhält der jugendliche Benjamin immer noch keine Antworten. Und so lautet sein Fazit: »Ich scheiße auf alle Väter, die uns ein solches Leben eingebrockt haben.«

Herbert Heckmann wurde 1930 in Frankfurt am Main geboren. Sein umfangreiches Werk umfasst neben Erzählungen und Romanen auch Kinder- und Kochbücher sowie ein Wörterbuch der Hessischen Mundart. Für den Roman Benjamin und seine Väter, den die Frankfurter Allgemeine Zeitung vorabdruckte, wurde er mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Er war Mitherausgeber der Neuen Rundschau, freier Mitarbeiter beim Hessischen Rundfunk, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Professor an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und gehörte zahlreichen Jurys an. Er starb 1999 in Bad Vilbel.

Presse- und Leserstimmen
»Der 32jährige Germanist Heckmann, bislang Verfasser skurriler Kurzprosa (Die Wohltaten des Löffels), teilt in seinem ersten Roman eine grassierende Vorliebe der jüngsten deutschen Literatur: Titelheld ist ein minderjähriger Schelm, der sich allerdings nicht, wie der Blechtrommler Oskar, an Rasputin und Goethe, sondern am Don Quijote schult. [...] Der reizvoll pittoresk stilisierte Roman bricht ab, als Benjamins vaterlose Welt einen Führer bekommt.«
Der Spiegel, 1962

»Seine Sprache ist, bei aller Einfachheit, so kraftvoll und, bei aller Exaktheit, so voll ironischer Fallen und spitzbübischer Anspielungen, daß die banale Geschichte, die er erzählt, außerordentlich wird.«
Ruth Tillinger, Frankfurter Neue Presse, 1962

»Heckmann besitzt die seltene Gabe, Ansehen und Charakter von Personen in schlichten Worten treffend und mit allen spezifischen Details zu skizzieren«.
Höchster Kreisblatt, 1964

»Heckmann war ein wahrhaft gebildeter, einer, der mit seinem Wissen spielte, ein heißhungriger Koch und ein heimlicher Musikant.«
Peter Härtling

www.frankfurt-liest-ein-buch.de