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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Frankfurt: Das Herz der Stadt pulsiert

von Michael Hörskens

(04.10.2018) Es war ein rauschendes Fest mit einem überaus bunten Programm. Drei Tage lang haben die Frankfurter die Eröffnung ihrer neuen Altstadt gefeiert. Rund 300 000 Besucher, dartunter viele Gäste von außerhalb, schlenderten bei strahlendem Sonnenschein durch die romantischen Gassen, bestaunten die wunderschönen Rekonstruktionen und genossen die kulturellen Events rund um den Römerberg.

Bildergalerie
Oberbürgermeister Feldmann eröffnet das Frankfurter Altstadtfest
Foto: Hörskens
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Begeisterung für die Musikdarbietungen am Römer
Foto: Hörskens
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Die neue Altstadt wurde von den Bürgern mit Begeisterung angenommen. An dem dreitägigen Fest huldigte auch der Kaiser seinen Untertan, zuvor hatte OB Peter Feldmann das neue Herz der Stadt feierlich eröffnet. Beim bunten Festprogramm gab es Goethe-Inszeniereungen auf dem Römerberg, im Archäologischen Museum informierte Rolf Skrypzak über merowingische Gräberfunde in Harheim und das Duo Les haulz et les bas präsentierte mittelalterliche Musik. 

Die Tourismus- und Congress Gesellschaft Frankfurt (TCF), die Oper Frankfurt, die Museen, oder auch die evangelische und katholische Kirche boten den Besuchern ein Programm, wie es Frankfurt noch nicht gesehen hat: Pop, Bigband und Opernarien auf zwei Bühnen, Goethe und Stoltze, Kaiserkrönungen, Vorträge, Ausstellungen, alte Filme und auch ein (Retro-) Kriegsschiff aus dem antiken Rom.

Begonnen hatte das Spektakel freitagmorgens am Krönungsweg, wo Oberbürgermeister Peter Feldmann  mit dem Durchschneiden eines breiten roten Samtbandes die neue Altstadt offiziell eröffnete. „Wir geben der Stadt ein Stück Herz und Seele zurück“, betonte das Stadtoberhaupt und ergänzte: „Dies ist ein Ort für alle Bürger“. An seiner Seite befand sich Ehrenbürgerin Petra Roth, die als Oberbürgermeisterin Frankfurts einst das Projekt auf den Weg brachte. „In der neuen Altstadt wird die große Geschichte der Stadt klar“, sagte Roth. Sie dankte allen an dem Projekt maßgeblich Beteiligten. Dazu zählen der Geschäftsführer der DomRömer GmbH, Michael Guntersdorf, oder auch der Architekt Christoph Mäckler.

Nach der Eröffnungszeremonie schritt man zur Paulskirche zu einem Festakt für geladene Gäste, der musikalisch von der Neuen Philharmonie Frankfurt feierlich umrahmt wurde. 

Rund um die Altstadt nahm am Freitagmittag dann das Altstadt-Eröffnungsfest an Fahrt auf. Im Deutschen Architekturmuseum startete die Ausstellung „Die immer neue Altstadt - Bauen zwischen Dom und Römer seit 1900“. Altstadtführungen fanden ebenso große Resonanz wie die Goethe-Inszenierungen der Dramatischen Bühne auf der Bühne am Römerberg. Am Abend präsentierte hier das Ensemble der Oper Frankfurt klassische Weisen von Mozart, Franz Lehár oder Leonard Bernstein. Danach gab‘s High Tech vom Feinsten, und zwar die Generalprobe einer Lichtshow namens „Sternenbilder“ mit 100 Drohnen, die eine beeindruckende Choreographie in den Himmel über dem Main zauberten. Dazu gab’s eine eigens komponierte Musik.

Vollbepackt erwies sich das Programm am Samstag. Das Dommuseum lud zu einer Führung, die Evangelische Akademie zu einer Veranstaltung mit dem Titel „Die Eintracht und die Altstadt“. Schließlich erfolgte die inoffizielle Einweihung des Krönungsweges vor ein paar Monaten mit dem gerade errungenen DFB-Pokal. An diesem Tag waren die Kicker auch auf dem Balkon des Römers gefeiert worden. Beim Altstadtfest stand jetzt dort der Kaiser, beschallt von Herolden und gehuldigt von seinen Untertan. Anschließend zog Majestät unter einem Baldachin mit seinen Mitglieder der Fliegenden Volksbühne Frankfurt - allesamt in historischen Kostümen - über besagten Krönungsweg und begrüßte hautnah das Volk. Im Innenhof Hinter dem Lämmchen erzählte das Ensemble Altstadtgeschichten auf frankforderisch mit Texten unter anderem von Friedrich Stoltze.

Viel interessante Klänge bekamen die Besucher im Institut für Stadtgeschichte zu hören. Die beiden Musikerinnen von „ Trelva“ präsentierten mit Harfe und geige Folk aus Irland, Schottland und Cornwall, das Duo „Les haulz et les bas“ spielte Musik des Mittelalters, Und „La Moresca“ überraschte mit einem Crossover aus alten Weisen und keltischer Folklore. Doch auch spannende historische Informationen wurden hier geboten. So von Museumleiterin Dr. Evelyn Brockhoff, die über „Die Frankfurter Altstadt bis 1944“ referierte und mit dem Publikum im voll besetzten Dormitorium einen Streifzug durch eine 2000-jährige Geschichte ging. Dabei erinnerte sie an die Synode Karls des Großen 794 in der Kaiserpfalz Frankfurt, die Zeit der Salier und Staufer, die Krönung Friedrich I. Barbarossa hier oder Bau und Erweiterung des Doms.

Natürlich kam Brockhoff auch auf Häuser der Altstadt zu sprechen, etwa auf die „Goldene Waage“, die einst der niederländische Händler Abraham van Hamel erbauen ließ. Erwähnt wurde auch das Haus Esslinger, in der Goethes Tante Melber wohnte und in dem auch der Dichterfürst während der Renovierung seines Elternhauses Quartier fand. Das Haus Rebstock, so erfuhren die Zuhörer, beherbergte ab dem 17. Jahrhundert eine Gastronomie, 1813 war dort ein Friedrich Christian Stoltze Wirt, dessen Sohn Friedrich - der spätere Mundartdichter - in diesem Anwesen geboren wurde.

Eine ganz besondere Führung erlebten die Gäste des Archäologischen Museums bei der Führung durch die Grabfunde in Frankfurt-Harheim. Unter dem Titel „Tand aus Meisterhand? - Fibeln und Schuck aus dem Gräberfeld“ informierte mit Rolf Skrypzak jener Grabungstechniker, der damals vor Ort die Exponate freilegte. Der Mitarbeiter des Denkmalamts sorgte mit seinem Fachwissen und der frischen Art seiner Präsentation für große Aufmerksamkeit und erntete für seine informativen Ausführungen großes Lob.

Der  Schlusstag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Alten Nikolaikirche. Auf dem Main patrouillierte wieder der Nachbau eine römischen Kriegsschiffes, angetrieben per Muskelkraft über Ruder. Im Historischen Museum verdeutlichte Dieter Wesp in der Führung „Das Altstadt-Drama“, das um die Frankfurter Altstadt schon immer gestritten wurde und auf der Bühne 2 am Main gab es ordentlich was auf die Ohren. Yvonne Mwale präsentierte Rhytmen und Gesänge aus Afrika, Kaye-Ree Soul aus tiefe Seele. Den musikalischen Höhepunkt setzten dann die „Rodgau Monotones“, die quasi als Lokalmatadoren wieder eine tolle Stimmung verbreiteten.

„Nicht nur das Fest selbst, auch zu sehen, dass so viele Menschen durch Frankfurts neues Herz schlenderten, ausgiebig die Fassaden betrachteten, Meinungen austauschten, Musik, Theater und die Drohnen-Choreographie über dem Main genossen, war eine große Freude für mich“, resümierte Oberbürgermeister Peter Feldmann. „Ich wünsche mir, dass die Begeisterung für dieses architektonische Meisterwerk nicht abreißt.“