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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Flughafen Frankfurt: Weniger Verspätungslandungen im Juli

Al-Wazir: „Zahl immer noch zu hoch, aber Massnahmen zeigen Wirkung“

von Ilse Romahn

(06.08.2018) Die Zahl verspäteter Starts und Landungen zwischen 23.00 und 24.00 Uhr am Frankfurter Flughafen ist im Juli erstmals wieder gesunken. Wie Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir mitteilte, wurden 162 Landungen und 83 Starts registriert – deutlich weniger als im Juni (203 Landungen, 138 Starts) und im Mai (185 Landungen, 109 Starts).

„Unsere Maßnahmen beginnen zu wirken“, sagte Al-Wazir. „Gleichwohl ist die Zahl der verspäteten Flüge immer noch zu hoch. Wir werden nicht lockerlassen, bis ein akzeptables Niveau erreicht ist.“ 

Am Flughafen Frankfurt gilt zwischen 23.00 Uhr und 05.00 Uhr ein sechsstündiges Verbot geplanter Flugbewegungen. Verspätete Maschinen dürfen jedoch noch bis 24.00 Uhr landen, sofern die Verspätung sich nicht aus der Flugplangestaltung ergibt. Starts sind bis 24.00 Uhr zulässig, wenn der Grund der Verspätung außerhalb des Einflussbereichs der Airline liegt; anders als Landungen bedürfen sie jeweils einer Einzelgenehmigung. 

Al-Wazir würdigte die Anstrengungen des Unternehmens Condor, auf das noch im Juni 30 Prozent der verspäteten Nachtlandungen entfielen. Im Juli konnte es seinen Anteil auf 11 Prozent vermindern. „Condor hat sich vorbildlich verhalten und eine Task Force zur Verbesserung der Pünktlichkeit eingesetzt, die schnell wirksame Maßnahmen eingeleitet hat“, sagte Al-Wazir. 

„Wir bauen einen hohen Kontrolldruck auf, befragen Piloten nach der Landung und prüfen die vorgebrachten Gründe sehr genau nach“, erläuterte Al-Wazir. „Erhärtet sich der Verdacht, dass sich die Verspätung aus der Flugplangestaltung ergibt und damit ein Verstoß gegen das Nachtflugverbot vorliegt, geben wir den Fall ans Regierungspräsidium Darmstadt zur Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens ab.“ Seit März hat das Verkehrsministerium 91 Verspätungslandungen der Fluggesellschaften Ryanair und Condor an das Regierungspräsidium abgegeben. Nach der Auswertung sämtlicher Juli-Verspätungen werden ggf. weitere Interventionen und Abgaben an das RP erfolgen. 

Spitzenreiter bei den Verspätungslandungen nach 23.00 Uhr war im Juli Ryanair (28 Prozent, gefolgt von Lufthansa (20 Prozent) und TUIfly (14 Prozent). Besonders verspätungsanfällig war eine Verbindung der Fluggesellschaft „Laudamotion“ aus Palma de Mallorca (OE 319), die nur an sechs von 31 Tagen die planmäßige Ankunftszeit vor 23.00 Uhr erreichte und 16 Mal zwischen 23.00 und 24.00 Uhr aufsetzte. Damit entfiel jede zehnte nächtliche Verspätungslandung im Juli auf diesen einzelnen Flug. An acht Tagen kam die Maschine sogar erst nach Mitternacht an und wurde deshalb zum Flughafen Hahn umgeleitet, einmal wurde der Flug ganz gestrichen. Angesichts dieser Zahlen liegt der Verdacht nahe, dass sich die Verspätung dieses Fluges aus der Flugplangestaltung ergibt. Deshalb werden die verspäteten Flüge dieser Verbindung ebenfalls an das zuständige Regierungspräsidium Darmstadt zur Einleitung von Ordnungswidrigkeitsverfahren abgegeben. 

„Wir haben in den vergangenen Monaten erreicht, dass Fluggesellschaften wie Ryanair bestimmte häufig verspätete Flüge vorverlegt haben, so dass der Abstand zur 23.00-Uhr-Grenze größer geworden ist. Diesen Druck erhalten wir aufrecht.“  
 
Auch im Juli war eine der Verspätungsursachen das Wetter. An mehreren Tagen mussten aufgrund starker Gewittern mit Sturmböen im An- und Abflugsektor des Frankfurter Flughafens Maßnahmen der Flugverkehrskontrolle, so genannte Air-Traffic-Control-Maßnahmen (ATC), ergriffen werden. Dabei werden die Sicherheitsabstände zwischen den Flugzeugen sowohl bei den Anflügen als auch bei den Abflügen erhöht.

Neben Unwettern tragen aber derzeit auch die Fluggesellschaften selbst zu den Verspätungen bei, beispielsweise durch eng gestrickte Flugpläne oder weil sie nicht über ausreichend Flugzeuge und Crews verfügen, um alle geplanten Flugbewegungen ordnungsgemäß abzuwickeln. 

„Wir müssen jedoch auch zur Kenntnis nehmen, dass die Verspätungen zum Teil auch aus der Überlastung des europäischen Luftraums resultieren.“ Die Deutsche Flugsicherung (DFS) und ihre Partnerorganisationen in der EU müssten entsprechende Personalkapazitäten schaffen. Al-Wazir forderte den Flughafenbetreiber Fraport erneut auf, die nächtlichen Lärmentgelte noch stärker zu erhöhen: „Unpünktlichkeit darf sich nicht lohnen, erst recht nicht, wenn sie die Nachtruhe stört.“