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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Fast 50 Jahre für Bewahrung des historischen Wissens engagiert

Seulberger Heimatmuseum und Verein für Geschichte und Heimatkunde als „Museum des Monats“ ausgezeichnet

von Ilse Romahn

(01.11.2018) Land- und Hauswirtschaft, Handwerk, Töpferei und Vereinsleben: Das sind die Schwerpunkte des Seulberger Heimatmuseums. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat die seit 1972 bestehende Einrichtung als „Museum des Monats“ Oktober ausgezeichnet und 1000 Euro Preisgeld überreicht.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein überreichte Vorsitzender Dr. Erika Dittrich die Auszeichnung. Mit dabei waren weitere Mitglieder des Vereins für Geschichte und Heimatkunde sowie der Landtagsabgeordnete Holger Bellino (rechts hinten).
Foto: kunst.hessen.de
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Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Damit würdigen wir auch das ehrenamtliche Engagement des Vereins für Geschichte und Heimatkunde. Denn seit fast 50 Jahren machen sich die Mitglieder für die Bewahrung des historischen Wissens stark – und das unentgeltlich in ihrer Freizeit. Mit dieser noch relativ neuen Auszeichnung wollen wir als Land Hessen zeigen, wie vielfältig unsere Kulturlandschaft ist und welch beispielhaftes Wirken an vielen Stellen auch im Kleinen zu finden ist.“

Das Heimatmuseum in Friedrichsdorf-Seulberg ist das größte Heimatmuseum im Taunus und wird aktuell noch vom rund 200 Mitglieder zählenden Verein für Geschichte und Heimatkunde getragen. Da das Arbeitsvolumen nicht mehr dauerhaft durch die Mitglieder sichergestellt werden kann, übernimmt die Stadt Friedrichsdorf zum 1. Januar 2019 die Trägerschaft. „Diesen Schritt, gerade in Zeiten, wo andere Kommunen versuchen, Kultureinrichtungen auf private Träger zu übertragen, begrüße ich sehr. Hiermit wird die Einrichtung dauerhaft gestärkt“, sagte Minister Boris Rhein.

Den Ursprung für das Museum legte eine erste Sammlung zur 1200-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1968. Daraufhin gründete sich ein Jahr später der Verein für Geschichte und Heimatkunde. 1972 wurde das Museum im ehemaligen Schul- und Rathaus eröffnet. Seitdem haben Ausstellung und Gebäude mehrfach Veränderungen erfahren. So ermöglichten der Ausbau des Dachgeschosses und ein Anbau, dass mehr Platz für Exponate ist, auch für regelmäßig im Jahr angebotene Sonderausstellungen. Seit 2005/6 widmen sich die Vereinsmitglieder der Neukonzeption der Dauerausstellung und der Modernisierung der Präsentation.

Neben Land- und Hauswirtschaft, die durch Gegenstände, Fotos und Tondokumente repräsentiert werden, ist eine eigene Abteilung dem Töpferhandwerk gewidmet, da Seulberg für dieses im 17. Jahrhundert Zentrum gewesen ist. Es wird an die 16 ansässigen Meister erinnert, die in einer sehr speziellen Technik – im Aulofen – ihre Waren brannten. Auch andere Handwerke finden durch eine große Auswahl an ausgestellten Werkzeugen ihre Würdigung, genauso wie die ländliche Lebensweise vor 100 Jahren – samt der Ausstattung bäuerlicher Haushalte.

Eine Erinnerung an eine der ursprünglichen Nutzungen, nämlich als Schule, findet sich ebenfalls in der Ausstellung, indem ein altes Klassenzimmer wiedereingerichtet wurde. Das vielfältige Vereinsleben mit seinen teils jahrhundertealten Traditionen wird ebenso thematisiert wie die Ortsgeschichte mit Höhen und Tiefen. Ein Modell von Seulberg um 1848 gibt Einblick in die frühe Siedlungsgeschichte. In Sonderausstellungen werden auch aktuelle Themen aufgegriffen wie zum Beispiel die Migrationsgeschichte. Aktuell wird die Geschichte der Gasthäuser dargestellt.

Die Räume des Museums dienen zudem als Treffpunkt für die Seulbergerinnen und Seulberger, zum Beispiel beim „Schwätzkreis“. Ältere Bürgerinnen und Bürger berichten von früher – und dies in Dialekt, so dass auch dieser lebendig bewahrt wird. Besonders beliebt, über die Ortsgrenzen hinaus, sind die drei Märkte, Oster-, Aulofen- und Nikolausmarkt. Dort präsentieren auch Kunsthandwerker ihre Arbeiten.

Für die jüngeren Besucher gibt es spezielle Kinderführungen durch das Museum, die beispielsweise auch für Kindergeburtstage gebucht werden können. Bei diesen begrüßt dann das Museumsmaskottchen „Sulinchen“ die Gäste, das inzwischen sogar in eigenen Audiostationen im Museum und in einem eigenen Hörspiel auch eine Stimme bekommen hat.

„14.500 Besucherinnen und Besucher im vergangenen Jahr belegen, dass der Verein für Geschichte und Heimatkunde es versteht, die richtigen Akzente zu setzen. Die ständige Erneuerung und Weiterentwicklung der Ausstellung ermöglicht einen zeitgemäßen Blick auf die Vergangenheit. Die Auszeichnung als ‚Museum des Monats‘ soll nicht nur Dank sein, sondern auch Ansporn, sich weiter zu engagieren, wenn auch jetzt mit noch stärkerer Unterstützung der Stadt als bisher schon“, sagte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.