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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Europawahl: Unterschiede im Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht

von Helmut Poppe

(21.08.2019) Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik bei der Europawahl 2019 in Hessen Die GRÜNEN in der Wählergunst der 18- bis 59-Jährigen an erster Stelle CDU und SPD: Je jünger die Wählerinnen und Wähler desto schlechter die Ergebnisse Die AfD wählten doppelt soviele Männer wie Frauen; höchste Stimmenanteile bei den 35- bis 69-Jährigen FDP und DIE LINKE für Jüngere attraktiver

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Foto: HSL
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Das Hessische Statistische Landesamt legt die Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik zur Europawahl am 26. Mai 2019 in Hessen vor. Demnach gab es auch bei dieser Wahl wieder deutliche Unterschiede im Wahlverhalten von älteren und jüngeren Menschen sowie von Männern und Frauen.

Größter Gewinner der Wahl waren die GRÜNEN (Landesergebnis: 23,4 Prozent; plus 10,5 Prozentpunkte). Sie erzielten in allen Altersgruppen erhebliche Stimmenzuwächse. Mit ihrem Fokus auf Umwelt- und Klimaschutz konnten sie bei den 18- bis 24-Jährigen mit einem Zuwachs von 16,1 Prozentpunkten besonders punkten. Mit 38,6 Prozent der Stimmen erhielten die GRÜNEN von den Jüngsten mehr Stimmen als CDU, SPD, AfD, FDP und DIE LINKE zusammen. Auch in den 3 nachfolgenden Altersgruppen der 25- bis 59-Jährigen lagen die GRÜNEN mit Quoten zwischen 29,1 und 27,0 Prozent in der Gunst der Wählerinnen und Wähler vorn.

Die Zuwächse der GRÜNEN gingen vor allem zu Lasten von CDU und SPD. Diese hatten über alle Altersgruppen hinweg Verluste. Die CDU verlor in höheren Altersgruppen nur leicht, die SPD dagegen in allen Altersklassen erheblich. Je jünger die Wählerinnen und Wähler desto schlechter die Ergebnisse von CDU und SPD.

Die CDU hatte bei den 18- bis 24-Jährigen ihre höchsten Einbußen (minus 12,8 Prozentpunkte) und erzielte dort mit 9,5 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis. Die 60-jährigen und älteren Wählerinnen und Wähler hielten ihr weitgehend die Treue. Bei den 60- bis 69-Jährigen (27,1 Prozent; minus 1,8 Prozentpunkte) und besonders bei den 70-Jährigen oder Älteren (44,0 Prozent; minus 0,3 Prozentpunkte) waren die Verluste gering und die Christdemokraten waren die dominierende Partei. Insgesamt erzielte die CDU bei der Europawahl 2019 einen Stimmenanteil von 25,8 Prozent (minus 4,8 Prozentpunkte).

Die SPD hatte über alle Altersgruppen hinweg erhebliche Verluste, die höchsten in der Altersgruppe 60- bis 69 Jahre (minus 13,2 Prozentpunkte). Dennoch erzielte sie hier mit 23,4 Prozent sowie in der Gruppe 70 Jahre oder älter mit 26,4 Prozent ihre besten Ergebnisse. Die niedrigste Zustimmung fanden die Sozialdemokraten bei den 18- bis 24-jährigen Wählerinnen und Wählern mit 8,5 Prozent (minus 12,1 Prozentpunkte). Die SPD erhielt bei der Europawahl insgesamt 18,4 Prozent (minus 11,9 Prozentpunkte).

Vor allem die GRÜNEN aber auch die CDU und die SPD punkteten etwas häufiger bei Wählerinnen als bei den Wählern. Die GRÜNEN waren in allen Altersklassen für Frauen (insgesamt 26,0 Prozent) attraktiver als für Männer (insgesamt 19,4 Prozent). Besonders gut schnitten die GRÜNEN bei den 18- bis 24-jährigen Frauen ab (46,3 Prozent), auch im Vergleich zu den gleichaltrigen Männern (30,7 Prozent). Sowohl bei der CDU (Frauen 27,2 Prozent; Männer 25,3 Prozent) als auch bei der SPD (Frauen 19,3 Prozent, Männer 17,8 Prozent) lagen die Stimmenanteile von Frauen und Männern insgesamt relativ dicht beieinander. Innerhalb der Altersgruppen gab es teils größere Unterschiede.

Die AfD (landesweit 9,9 Prozent; plus 0,8 Prozentpunkte) wurde vorwiegend von Männern gewählt. Ihr Stimmenanteil unter den männlichen Wählern (13,6 Prozent) war gut doppelt so hoch wie unter den Wählerinnen (6,6 Prozent). Überdurchschnittlich viele Stimmen kamen von Wählerinnen und Wählern im Alter von 35 bis 69 Jahren (zwischen 11,1 und 12,0 Prozent) und hier insbesondere von den Männern (zwischen 15,3 und 16,1 Prozent). Am geringsten war die Resonanz bei den 18- bis 24-jährigen Männern und Frauen (4,9 Prozent)

Die FDP (landesweit 6,4 Prozent; plus 2,3 Prozentpunkte) wurde vor allem für jüngere Wählerinnen und Wähler wieder attraktiv. Ihr Stimmenanteil stieg bei den 18- bis 24-Jährigen um 4,1 Prozentpunkte auf 8,2 Prozent. Bei den jungen Männern erzielten die Liberalen mit 11,3 Prozent (plus 5,7 Prozentpunkte) ein herausragendes Ergebnis. In den darauffolgenden höheren Altersgruppen der bis 69-jährigen Männer und Frauen sanken sowohl die Zuwächse als auch die Stimmenanteile kontinuierlich. Die FDP war bei Männern (7,3 Prozent) insgesamt etwas erfolgreicher als bei Frauen (6,0 Prozent).

DIE LINKE erhielt bei der Europawahl 4,4 Prozent der Stimmen (minus 1,2 Prozentpunkte). Diese Partei war ebenfalls für Jüngere attraktiver und ihre Stimmenanteile nahmen mit zunehmendem Alter der Wählerinnen und Wähler ab. Sie hatte in allen Altersgruppen Stimmenverluste und war bei Männern (4,6 Prozent) etwas erfolgreicher als bei Frauen (3,9 Prozent).

Die Wahlbeteiligung war bei der Europawahl 2019 (Landesdurchschnitt: 58,4 Prozent; plus 16,2 Prozentpunkte) so hoch wie seit 3 Jahrzehnten nicht mehr. Sie war in allen Altersgruppen erheblich gestiegen, insbesondere unter den jüngeren Wahlberechtigten von 18- bis 24 Jahren (plus 21,8 Prozentpunkte). Dennoch blieben die Beteiligungsquoten der Altersgruppen von 18- bis 44-Jährigen unterdurchschnittlich und die der 45-Jährigen und Älteren waren bei der Europawahl überdurchschnittlich. Die niedrigste Quote wiesen die 25- bis 34-Jährigen (49,6 Prozent) auf, die höchste hatten die 60- bis 69-jährigen Wahlberechtigten (65,1 Prozent). Die Wahlbeteiligung von Frauen und Männern war insgesamt nahezu identisch. Große Unterschiede gab es in den beiden Altersgruppen 18 bis 24Jahre (Männer: 51,8 Prozent, Frauen: 56,3 Prozent) und 70 Jahre oder älter. Unter den 70-Jährigen oder Älteren war die Beteiligung der Männer (68,3 Prozent) deutlich höher als diejenige der Frauen (60,2 Prozent). In allen anderen darunterliegenden Altersklassen war die Wahlbeteiligung der Frauen jeweils höher. (HSL)