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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Erhaltung der Flurdenkmäler in Flörsheim

von Adolf Albus

(06.11.2018) Die gemeinnützige GWU Geschichtswerkstatt Untermain e.V., die sich in Flörsheim der Förderung der Heimatkunde und Heimatpflege verschrieben hat, widmet sich derzeit schwerpunktmäßig einer Bestandsaufnahme der in allen Stadtteilen vorhandenen zahlreichen Flurdenkmäler, beispielsweise der Flurkreuze.

Sie gelten als bedeutsame Elemente unserer Kulturlandschaft, als herausragende Zeugnisse menschlichen Handelns in der Vergangenheit. Die Standorte der Flurdenkmäler werden von ihr parzellenscharf kartiert, ihr Zustand in Bild und Text dokumentiert und die Eigentumsverhältnisse abgeklärt. Denn Flurdenkmäler, die keinen Eigentümer haben oder für die sich niemand verantwortlich fühlt, seien ohne Schutz, betont die Geschichtswerkstatt. Außerdem gelte es, Informationen bzw. Literatur-Hinweise zur Historie der jeweiligen Flurdenkmäler zu ermitteln.

Große Sorge bereitet der Geschichtswerkstatt zurzeit der Zustand der kleinen Kapelle im Stadtteil Keramag/Falkenberg, die dort steht, wo die Falkenbergstraße auf die Landesstraße 3028 trifft. Seit mehr als zwei Jahrhunderten wird hier eine Pieta verehrt und sorgfältig gepflegt. Wie Norbert Hegmann, der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt berichtet, hat hier vor geraumer Zeit ein Unhold dieses wertvolle Kunstwerk durch die schmiedeeiserne Tür hindurch mit Bauschaum erheblich beschädigt.

Soweit die Geschichtswerkstatt Untermain aus früheren Berichten ermitteln konnte, war diese Kapelle an den Felsenkellern ursprünglich zum Schutze eines Wegkreuzes gebaut worden, das beschädigt gewesen war. Das Kreuz war im 18. Jahrhundert von dem letzten Pachteinnehmer der Karthäusermönche zum Gedenken an seine Eltern Valentin und Barbara Anschitz gestiftet worden. Später spendete die Hochheimer Sektfabrikantin Boller für die Kapelle ein klassisch schönes Kunstwerk, nämlich diese 50 Zentimeter große Pieta.

Nach dem letzten Krieg hatten Vertriebene, die in der „Keramag-Siedlung“ eine neue Heimat gefunden hatten, die Pflege dieses Flurdenkmals übernommen. Besonders ist hierfür  den Familien Starker und Herwitz zu danken. Inzwischen untersucht ein Restaurator den Schaden und errechnet die Kosten für die Wiederherstellung der Pieta.

Für die Zeit bis dahin hat der frühere Flörsheimer Bürgermeister Josef Anna rechtzeitig zur Flörsheimer Kerb leihweise eine etwa gleichgroße Sandsteinmadonna in der Kapelle aufgestellt.

Dieses Beispiel zeigt wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist, sich um die Bewahrung dieser wertvollen Zeugnisse unserer Geschichte zu kümmern.