Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

Werbung
Werbung

Erfreuliche Halbjahresbilanz am Frankfurter Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit weiterhin rückläufig - Arbeitslosenquote sinkt auf 5,7 Prozent

von Ilse Romahn

(10.07.2017) Die Arbeitslosigkeit in der Stadt Frankfurt ist im Juni 2017 weiter zurückgegangen. Mit einem Minus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat fiel der Rückgang unwesentlich geringer aus als im Mai, die Zahl der Arbeitslosen lag aber mit einem Minus von 4,6 Prozent weiterhin deutlich unter dem Vorjahreswert. Insgesamt waren im Juni 22649 Menschen bei der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main arbeitslos gemeldet. Davon wurden 7107 von der Arbeitsagentur und 15.542 Personen durch das Jobcenter Frankfurt betreut.

Daniel Lips, Vizechef der Arbeitsagentur Frankfurt: „Besonders erfreulich ist, dass wir im Juni die niedrigste Arbeitslosenquote - bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen - seit Beginn dieser Auswertung haben. Die gute Arbeitsmarktlage in Frankfurt hat bisher auch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit durch neu gemeldete Flüchtlinge verhindert. Viele haben bereits oder werden in Kürze die Integrationskurse beendet haben und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. In welchem Maße eine Beschäftigungsmöglichkeit dann bereits gegeben ist, muss im Einzelnen überprüft werden. Gegebenenfalls müssen die Sprachkenntnisse und die berufsfachlichen Kenntnisse weiter qualifiziert werden. Wichtig ist es nun, „am Ball“ zu bleiben um eine berufliche Zukunftsperspektive zu schaffen. Denn seit Jahren machen wir bereits die Erfahrung, dass eine gute Ausbildung oder Qualifikation am besten vor längerer Arbeitslosigkeit schützt. So haben Menschen ohne Berufsabschluss deutlich höhere Arbeitslosenquoten als diejenigen mit einer betrieblichen/schulischen oder akademischen Ausbildung. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote für Frankfurt lag 2016 bei 6,3 Prozent. Bei Personen ohne Berufsabschluss lag diese bei 18,4 Prozent – fast dreimal so hoch.“

Im Rechtskreis Sozialgesetzbuch III (SGB III), für den die Agentur für Arbeit allein zuständig ist, lag die Arbeitslosenzahl sowohl unter dem Vormonats- als auch unter dem Vorjahreswert. Insgesamt waren 7.107 Personen im Juni 2017 bei der Agentur für Arbeit Frankfurt arbeitslos gemeldet. Das waren zwei Prozent weniger als im Mai. Im Rechtskreis des Sozialgesetzbuchs II (SGB II), für den das Jobcenter Frankfurt verantwortlich ist, gab es aktuell ebenfalls einen Rückgang der Arbeitslosenzahl zu verzeichnen. Insgesamt waren hier im Juni 15.542 Menschen arbeitslos gemeldet, 0,9 Prozent weniger als im Vormonat.

Ende Dezember 2016, dem letzten Quartalsstichtag mit gesicherten Angaben, gingen 559.566 Personen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Gegenüber dem Vorjahresquartal war das eine Zunahme um 9.980 oder 1,8 Prozent. Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme bei Immobilien, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (plus 5.658 oder 7,8 Prozent); am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung bei Erziehung und Unterricht (minus 2.027 oder 10,4 Prozent).

Bei der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main waren im Juni 1.947 Arbeitsstellen neu gemeldet worden. Das waren zwar 29 Stellen oder 1,5 Prozent weniger als im Mai, aber seit Jahresbeginn gingen bereits über 500 Stellen mehr als im Vorjahreszeitraum ein. Gute Einstellungschancen bieten derzeit das Gastgewerbe und Teile der IT-Branche. Aber auch im Baugewerbe und für die öffentliche Verwaltung sind vermehrt Stellen eingegangen.

Ausbildungsmarkt
Von Oktober 2016 bis Juni 2017 haben sich bei der Arbeitsagentur Frankfurt 3325 Ausbildungsplatzsuchende gemeldet. Deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum (plus 4,1 Prozent). Der Bedarf an neuen Azubis ist auch durchaus vorhanden, denn bisher 3625 gemeldete Ausbildungsstellen gilt es zu besetzen. Hier ist ein Rückgang von elf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu registrieren. Aktuell sind 1608 junge Menschen noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Dieser Anzahl stehen noch 1.481 unbesetzte Stellen gegenüber. Es gibt also gute Chancen, noch in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden. Durch Bewerberbörsen und freie Sprechstunden versucht die Berufsberatung der Arbeitsagentur Frankfurt, Ausbildungsinteressierte und Personalentscheider gezielt zusammen zu bringen. Die meisten Ausbildungsstellen wurden in den Bereichen Einzelhandel und Büromanagement gemeldet. Hierfür interessierte sich auch die Mehrheit der Ausbildungssuchenden.

„Unternehmen müssen sich heute fragen: „Wo stehe ich in fünf oder zehn Jahren? Wieviel meiner zurzeit Beschäftigten sind dann noch im Betrieb? Wo muss ich rechtzeitig gegensteuern, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein?“, so Lips. „Ich kann nur raten:  geben Sie den Jugendlichen eine Chance zu einer Berufsausbildung. Das beginnt schon mit einem Schülerpraktikum. Sicher ist es für einen Betrieb anstrengend, ein dreiwöchiges Praktikum intensiv zu betreuen, aber es lohnt sich. Viele Firmen geben Schülerinnen und Schüler aus einem Praktikum gerne einen Ausbildungsplatz, da diese sich bereits mit dem Betrieb vertraut und das Unternehmen sich ein Bild über die Fähigkeiten gemacht hat. Junge Menschen müssen sich ausprobieren und sehen, welche Ausbildung ihnen liegt und Freude macht. Das ist natürlich bei über 360 Ausbildungsberufen nicht leicht. Deshalb nutzen Sie die Chance und zeigen das Besondere Ihres Betriebes und der Berufe dort. Bieten Sie Ausbildungsstellen an, dann sichern Sie sich langfristig qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir helfen Ihnen nicht nur bei der Suche nach Ihren künftigen Fachkräften, sondern bieten bei Bedarf finanzielle Unterstützung, Hilfe beim theoretischen Unterricht oder sozialpädagogische Begleitung des jungen Menschen, wenn es doch mal schwierig wird.“

Prognose
Die Arbeitsagentur Frankfurt geht auch für die nächsten Monate von einer leicht sinkenden Arbeitslosigkeit aus, trotz der Herausforderung, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dafür sprechen auch gute Beschäftigungsaussichten. Die Konjunktur läuft rund, die Betriebe stellen ein und halten zugleich ihre Fachkräfte, die auf dem Arbeitsmarkt immer knapper werden. Zum Aufwärtstrend trägt auch die ununterbrochene Nachfrage an Arbeitskräften am Flughafen bei. Angesichts der demografischen Entwicklung und einer anhaltenden Akademisierung bedarf es künftig weiterer Anstrengungen der Betriebe, um ihre Ausbildungsplätze adäquat besetzen zu können. Hier gilt es auch vermeintlich leistungsschwächere Jugendliche zur Ausbildungsreife heranführen.