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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Eisnächte in Kriftel im April 2017

Heil: Ernteschäden zwischen 70 und 90 Prozent

von Adolf Albus

(27.04.2017) Die Erinnerung an den 27. Mai 2016 ist unter Krifteler Erzeugern noch frisch: In jener halben Stunde am Freitagabend ging die Erdbeerernte unter. Eine heftigste Hagel- und Regenfront überzogen Kreis und Kriftel. Jetzt scheint es noch schlimmer zu kommen:

In der Nacht 19. auf 20. April 2017 kam „Väterchen Frost“ über die Felder und kroch auch unter die Vliese der Frühsorten Erdbeere. Kriftels geschockter Erzeuger Berthold Heil, vom Wesen her Optimist, zieht eine Schreckensbilanz: „70 bis 90 Prozent der Ernte sind futsch. Auch das Baumobst hat Schäden abbekommen. Wenn wieder Frost kommt, kann der Schrecken des frühen Jahres zum Schrecken des ganzen Jahres für uns werden“.

Das gilt für Kriftels Erzeuger insgesamt. Von Hochfeld bis Läusgrund hat es die Ernteaussichten verfrostet und vereist. Die Verbraucher werden die Konsequenz spüren: Die ihnen von Heil zuvor in Aussicht gestellten „Krifteler Erdbeeren Anfang Mai“ wird es nicht geben.
Auch Kreislandwirt Karlheinz Gritsch sieht bedenklich über Land und Flur: „Wird sich in Hessen die Aufgabe von Höfen fortsetzen? Welche Höfe können zwei Jahre Ernteeinbußen noch verkraften?“

Unter den Winzern herrscht ebenfalls Gedrücktheit: Wilhelm Hück, Winzer und Vorsitzender des Winzervereins Wicker „Tor zum Rheingau“, krönte zwar jetzt Weinmajestäten, doch sein Hals war rau: Von der Kälte nachts in den Weinbergen, beschäftigt damit, Tausende Wärmelichter zu setzen – und kaum Erfolg damit zu haben: „Da und dort in Lagen und Weinbergen werde ich wohl keinen Riesling in diesem Jahr ernten können.“ Er spricht von Schäden von 70 Prozent und mehr.

„Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Es werden auch wieder gute Erntejahre kommen“, sprechen sich Andreas Theis und Karl Heinz Hasenbach in Kriftel Mut und Zuversicht zu. Natürlich gibt es Vorrichtungen, der Natur ein „Schnippchen“ zu schlagen: In Rheinland -Pfalz flogen in der „Eisnacht“ auch Hubschrauber über die Weinberge, um die kalte Luft aufzuwirbeln, mit Warmluft zu mischen und zu verflüchtigen. Das scheint in Hessen nicht erlaubt, meint Hück.

„Kronenfrost“ als Schutz ist dagegen auch für Heil vorstellbar: Da wird die Blüte absichtlich eingefroren. Aber die hohen Wasserkosten stehen hier dagegen. Gegen den „Tunnel“ über den Früchten - dazu bestehen in Kriftel noch weitgehende Vorbehalte.