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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Einen „medibus“ für die ärztliche Versorgung auf dem Land

Bundesbahn präsentiert Innovationen auf Schiene und Straße

von Karl-Heinz Stier

(20.11.2017) Die DB Regio (Deutsche Bahn AG), die sich für den Nahverkehr auf Straße und Schiene zuständig fühlt, wartet mit Innovationen im Verkehrswesen auf. „Unser Motto heißt: nicht steckenbleiben, sondern vordenken“, betonte Dr. Jörg Sandvoß, Vorstands-Vorsitzender der DB Regio bei einer Pressekonferenz in Frankfurt. Er wies in diesem Zusammenhang auf viele Neuheiten beim Auto und im Straßenverkehr hin, die deutlich an Anzahl höher liegen als bei der Schiene. Deshalb müsse man den Nahverkehr attraktiver und publikumsfreundlicher machen.

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Umweltfreundlicher Dieseltriebwagen der Erzgebirgsbahn
Foto: DB regio
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"medibus" für die ländliche ärztliche Versorgung
Foto: DB regio
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So gebe es schon beim Busverkehr, bei dem die Bahn Marktführer im Bundesgebiet ist, Versuche mit autonomen Fahrzeugen wie beispielsweise in einem Badeort in Niederbayern und nächstes Jahr auch in Hamburg mit Kleinbussen, solche Mobilitäten ohne Fahrer werde man in Zukunft öfters beobachten.

In ihren Innovationen auf dem Sektor Schiene setzt die DB auf alternative Antriebstechniken, obwohl der Schienenbetrieb allein schon eine „saubere Mobilitätsart“ sei. Mittlerweile seien 60 Prozent des Netzes elektrifiziert, vor allem die Hauptstrecken, aber es gebe gerade im ländlichen Raum noch viele Abschnitte, denen Dieselloks und –züge unterwegs seien. „Wir wollen Trendsetter und nicht Trendsurfer sein“, sagt Jürgen Dornbach, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Regio Netz Verkehrs GmbH. Man setzte vor allem auf die Entwicklung eigener Technologien.

Ein erstes Pilotprojekt läuft bei der Erzgebirgsbahn. Hier erhält der Dieseltriebwagen zusätzlich ein Hybridantriebssystem als Nachrüstung. Damit könne man die Emissionen gegenüber reinen Dieselfahrzeugen bis zu 35 Prozent reduzieren. „Da eine Lok im Nahverkehr eine Lebensdauer bis zu 35 Jahren hat, rechnet sich für die Bahn eine solche Umrüstung auch bei älteren Fahrzeugen“, so Dornbach

Innovation 2: Die Diesel-Elektroloks kann mit Hilfe eines Stromversorgungswagen („wie früher der Kohltender bei der Dampflok“) zu einem Mehrsystemfahrzeug umgewandelt werden. Damit können Batterien im Anhänger Energiereserven in Batterien gespeichert und jederzeit bei Bedarf abgerufen werden. Eingesetzt kann dieses System des Umschaltens von Diesel auf Strom vor allem auf teilelektrifizierten Strecken, weil die Energie dann aus der Oberleitung genutzt werden kann. Vorbereitet wird die Umrüstung derzeit für die Südostbayern-Bahn. Die Vorteile: weniger CO2, weniger Lärm, weniger Ruß.

Eine weitere Innovation hat die Bahn mit dem DB „medibus“ entwickelt, ein 12 Meter langer Linienbus, umgebaut zur mobilen Arztpraxis, den die Bahn mit Fachleuten entwickelt und mit der Charité in Berlin ausprobiert hat. Der „medibus“ soll helfen, die medizinische Versorgung im ländlichen Regionen zu erhalten, wo es keinen Hausarzt mehr gibt. Im Frühjahr wird die mobile Arztpraxis erstmals mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg eingesetzt.

Schließlich hat die DB Regio eine weitere Idee in der Realisierung vorgestellt: einen Ideenzug. Hierbei handelt es sich um einen maßstabsgetreues Modell eines Doppelstockwagens, in denen visionäre Innenraumkonzepte und digitalen Services mit Kunden getestet werden. Das Spektrum bei der Innenausstattung reicht dabei von Sportkabinen, Premiumkabinen zum Arbeiten sowie Powernapping-Flächen, bis hin zu Public-Viewing und einem virtuellen Supermarkt. Neben einem großen Angebot an unterschiedlichen modernen Sitzmöglichkeiten, wie Drehsessel, Sitzbänke, Stehhilfen und Klappsitze, sind Kundeninformationen und Unterhaltung wichtige Aspekte.

Bei der Entwicklung solcher Konzepte gehe es nicht darum, einen Zug mit allen kreativen Ideen auf einmal umzusetzen, sondern einzelne Ansätze nach und nach bei neuen Zügen zu berücksichtigen. „DB Regio möchte, dass Kunden und Fahrgäste noch mehr Spaß beim Fahren mit der DB haben“, so Dr. Sandvoß. „Wir werden unsere Ideen branchenübergreifend mit Großkunden absprechen und die Realisierung testen“.