Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

Werbung
Werbung

Eine wechselvolle 150-jährige Geschichte

Oberbürgermeister Feldmann gratuliert dem Taunusklub zum Jubiläum

von Ilse Romahn

(22.03.2018) 1868 gründete sich der Taunusklub, er war der erste Wanderverein Deutschlands. Ein zentraler Motor war der Kartograph Friedrich August Ravenstein, der mit einer Mischung aus Begeisterung für das Wandern, den aufkommenden Nahtourismus, kartographisch-wissenschaftlicher Neugier und mit sozialpolitischen Ambitionen für die Gründung mobilisierte.

Empfang 150 Jahre Taunusklub: Bertram Huke, Peter Feldmann, Petra Breitkreuz und Gerhard Uhl
Foto: Salome Roessler
***

Es ist die Zeit wachsender Mobilität durch neu entstehende Schienenstrecken. 1860 wird die Homburger Bahn mit Haltepunkten in Oberursel und Bad Homburg eröffnet, 1899 die Bergbahn bis zur Hohemark, der Endstation der heutigen U3 .

„Als Turner ist Ravenstein ein echter Frankfurter im Geist, so hat er das Turnen für Mädchen eingeführt, beschäftigt sich seit den 1840er Jahren mit dem Bau des Hauses auf dem Feldberg. Ravenstein ist auch Mitbegründer des Palmengartens, der aus der Initiative Frankfurter Bürger hervorging. Er war ein Frankfurter Freigeist des 19. Jahrhunderts, mehr als typisch für die Tradition unserer Stadt“, so Oberbürgermeister Peter Feldmann in seiner Laudatio.

Ravenstein begründet das Feldbergturnfest ab 1844, gründet schließlich den Taunusklub mit Gleichgesinnten. Im 19. Jahrhundert ist das Wandern die Aneignung von Raum, die Entdeckung von Neuem und immer auch ein kleines Abenteuer. Wege waren Wege von Bauern und Handwerkern. Straßen, die mit Fuhrwerken befahren wurden, waren eine Seltenheit, eine Wanderung in den Taunus eine Tagestour von 15 Stunden.

Die Wanderer entdeckten Blicke auf Taunusdörfer, ursprüngliche Lebensweisen jenseits der hektischen Großstadt und erlebten geselliges Beisammensein. Die Städter entdeckten auch anderes, Armut etwa. Es ist die Zeit sozialpolitischer Studien über das Leben auf dem Land.

Naturtourismus hat in dieser Zeit Konjunktur, der Taunusklub wächst. Jugendgruppen werden gegründet, Vorläufer von Jugendherbergen entstehen. Der erste Feldbergturm entsteht, schließlich werden Straßen gebaut und Postbusse erschließen die Dörfer, das Wandergebiet vergrößert sich.

In den 1920er Jahren kommt das Wandern in Mode. Zahlreiche Vereine und Organisationen entstehen. Nach 1933 werden auch Wandervereine gleichgeschaltet. 1933 schließlich heißt es: „…vaterlandsfeindliche und nicht arische Einflüsse sind in den Wandervereinen auszuschalten…“ Jüdische Mitglieder müssen austreten. Institutionell werden Wandervereine in den NS Staat integriert, obenan steht ein Reichswanderführer.

Zwar existiert der Taunusklub weiter, Aufschwung erfährt das Wandern aber erst wieder in den 1960er Jahren. Der Naturpark Hochtaunus entsteht, der Motorisierung entsprechend werden Parkplätze eingerichtet, Wanderwege beschildert. Neue Themen bewegen den Zeitgeist, Themen wie das Waldsterben. Trendsportarten gewinnen an Bedeutung, Heimatforscher und Archäologen organisieren sich. So lässt sich an der Geschichte des Taunusklubs die Veränderung der deutschen Gesellschaft ablesen.

„Sie haben sich als Verein immer wieder neu erfunden, neu interpretiert, haben Krisen überstanden. Eines hat Sie zusammen gehalten. Die Lust und Freude am Wandern, am Miteinander, am Engagement und die Neugier an der Wirklichkeit. Das ist das, was eine Gesellschaft braucht. Das ist das, was unsere Stadt ausmacht – Miteinander, Engagement, Unterstützung. Ich darf mich für Ihr 150-jähriges Engagement bedanken, Ihr Engagement im Geiste der Frankfurter Bürgerschaft“, sagte Feldmann abschließend.