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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Ein Widerspruch in der Widerspruchslösung

Offener Brief des „PatientenForums“ an Jens Spahn zur Organspende

von Norbert Dörholt

(05.03.2019) Auf einen Widerspruch zum Vorschlag einer doppelten Widerspruchslösung bei Organspenden haben am Montag Vorstand und Beirat des Bundesverbandes für Patienten- und Versicherteninteressen „Das PatientenForum“ e.V. Mainz in einem Offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hingewiesen.

Der Brief hat folgenden Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Minister Spahn, wir haben Ihr Interview in der FAZ vom 25.2.2019 aufmerksam gelesen. Vorstand und Beirat von Das PatientenForum e.V. (Verein mit bundesweit mehr als 11.000 Mitgliedern) thematisieren z.Zt. eingehend die von Ihnen angestrebte doppelte Widerspruchslösung bei der Organspende. Diese Regelung der doppelten Widerspruchslösung schränkt aus unserer Sicht das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen entscheidend ein.

Nehmen Sie folgenden Fall an: Ein Patient hat sich in seinem Organspendeausweis eindeutig und selbstbestimmt für die Entnahme seiner Organe ausgesprochen. Wenn aber vor der Organentnahme Angehörige befragt werden und gegen diese Organspende entscheiden, ist die freiwillig ausgedrückte und dokumentierte Zustimmung des rechtsfähigen Betroffenen nutzlos und somit seine Willensäußerung im Organspendeausweis bedeutungslos.

Stellt sich die Frage: Wie soll eigentlich bei dem Modell der doppelten Widerspruchslösung verfahren werden, wenn die Angehörigen (z.B. Partner, Sohn, Tochter etc.) unterschiedliche Entscheidungen treffen? Dann ist doch der Familienkrach vorprogrammiert, der eigentlich durch die ausdrückliche Willensäußerung im Organspendeausweis vermieden werden soll."