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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Ein süßer Dank an eine tapfere Frau

Syrischer Flüchtling in Eschborn hatte eine originelle Idee

von Norbert Dörholt

(15.07.2019) Eschborn. – Die Wellen, die das unerlaubte Einlaufen der Kapitänin Carola Rackete aus Kiel mit der „Sea-Watch 3“ und 40 Flüchtlingen an Bord in Lamedusa schlug, sind bis nach Eschborn geschwappt – und zwar in einer ganz besonders originellen Form: Fadel F., ein dort lebender Flüchtling aus Syrien, hat Carola Rackete aus Dankbarkeit eine Torte gebacken, verziert mit ihrem Namen, ihrem Alter (31) – sie hatte beim Landungsversuch sogar Geburtstag – und einem Herzchen drauf. Verspeist wurde sie im „Café Komm“.

Die symbolische Dankestorte des in Eschborn wohnenden syrischen Flüchtlings Fadel F. sah nicht nur außergewöhnlich aus, sie schmeckte auch lecker, wie Augen-, pardon Gaumenzeugen versicherten.
Foto: Daniela Lieske
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Das „Café Komm“ ist ein Treffpunkt, den die Stadt Eschborn zur Förderung der Integration von Flüchtlingen eingerichtet hat. Offensichtlich mit Erfolg, denn die Tat des „Bäckermeisters“ Fadel F. verdient großen Respekt. Warum? „Er zeigt damit nicht nur seine Haltung, sondern auch seine Fähigkeit, in Deutschland Nachrichten zu verfolgen, und das ist keineswegs allgemein üblich“, sagt der Eschborner Ulrich Schmid, pensionierter ehemaliger Chef diverser Auslandsvertretungen der früheren Dresdner Bank.

Schmid ist das Umfeld der Geflüchteten in Eschborn wohlvertraut, denn er unterrichtet ehrenamtlich seit Jahren Flüchtlingskinder aus dem arabischen Raum, wobei ihm seine Sprachkenntnisse aus dieser Region überaus nützlich sind. Zweimal pro Woche besucht er eine Unterkunft für Geflüchtete zum Unterricht für die Schulkinder. Er freute sich dementsprechend besonders über diese eindrucksvolle Geste.

Auf die Idee gebracht hatte Fadel F. die Freilassung der Sea Watch-Kapitänin und weil er deren Agieren „so herausragend“ fand, erklärte er dem Dipl.-Sozialarbeiter Dieter Storck vom Fachbereich Soziales, Kinder, Jugend und Senioren sowie Koordination für interkulturelle Integration und Flüchtlinge. Dieter Storck bekam sogar ein Stück ab von diesem mit so viel Liebe und Dankbarkeit gebackenen Produkt. Es sah nicht nur schön aus, sondern „es war auch total lecker“, berichtete er nach diesem ungewöhnlichen Schmaus.

Fadel F. hat schon in seiner syrischen Heimat eine Konditorei betrieben. Nun bemüht er sich um eine Gewerbeanmeldung, damit er auch in seiner neuen Heimat seinem erlernten Beruf nachgehen kann, um für sich und seine Familie selbst zu sorgen. Wenn alles klappt, werden die Kunden des Eschborner Wochenmarktes bald regelmäßig in den Genuss syrischer Gebäckspezialitäten kommen.