Letzte Aktualisierung: 04.10.2024
Ein Festmahl für Leib und Auge
Wettbewerb „Frankfurt kocht kreativ“ als Gesellschaftsereignis
von Norbert Dörholt
(25.10.2017) Alles was in der Frankfurter Hotellerie und im Gastronomiegewerbe Rang und Namen hat war wieder dabei am Samstag beim nunmehr siebten Kochnachwuchswettbewerb „Frankfurt kocht kreativ“ im edlen Best Western Premier IB Hotel an der Friedberger Warte. Die Nase vorn hatten dieses Mal zwei Auszubildende des Kempinski Hotels Frankfurt Gravenbruch: Emely Gaul und Christian Klemm.
Die Leistungsdichte war in diesem Jahr, wie mehrfach betont wurde, besonders groß. Nicht nur Frankfurter Hotels, auch renommierte Sternetempel des Umlands bis hin nach Bayern, aus dem südlichen Unterfranken, und aus Restaurantbetrieben und Betrieben der Gemeinschaftsverpflegung hatten ihre besten Azubis und Jungköche (die Altersgrenze lag bei 25 Jahren) ins Rennen um den begehrten Titel geschickt. Acht Teams zauberten schließlich aus einem vorgegebenen Warenkorb mit regionalen Produkten kreative Kunstwerke, die sie aus einem weiteren Warenkorb mit Produkten, die sie verarbeiten konnten aber nicht mussten, zu erstaunlichen Kreationen verfeinerten. So wurde dieser Abend zu einem glanzvollen kulinarischen Erlebnis.
Aus diesen Warenkörben kreierten die angehenden Kochkoryphäen unter der gestrengen Aufsicht von gleich zwei Jurys ein kaltes und ein warmes Amuse-bouche, danach ein Drei-Gang-Menü bestehend aus zwei verschieden zusammengestellten Vorspeisen, einen Hauptgang und ein Dessert. Dieses Menü musste in viereinhalb Stunden für zwölf Personen gekocht werden. Forelle, rote und gelbe Beete, Perlhuhn, Blaubeeren, Schweinefilet- und bauch sowie Pfifferlinge waren die vorgegebenen Lebensmittel.
Allein schon die Beschreibungen auf den Menükarten ließen selbst den verwöhnten und fachkundigen Gästen aus der Gastronomie und Lebensmittelbranche das Wasser im Mund zusammen laufen. „Gebratene Brust und Praline vom Perlhuhn“ beispielsweise war da zu lesen, oder „Tatar von der Räucherforelle“ und „sautierte Pfifferlinge“ und „Blaubeer-Crumbel“ und dergleichen Köstliches mehr.
Doch während im bis auf den letzten Platz besetzten großen Saal des Hotels die Elite des Frankfurter Beherbergungsgewerbes samt Sponsoren neugierig bis verzückt die Ergebnisse der Teams verspeisten, ging es in der Küche weit weniger entspannt zu. Dort überwachte mit Angusaugen, äh Argusaugen eine Jury die Herstellung (25 Punkte), die Hygiene (zehn Punkte) die Teamarbeit (15 Punkte) und die Kreativität (20 Punkte). Ihr gehörten drei Meister ihres Faches an, nämlich Werner Manßhardt (Küchenmeister, Sheraton Congress Hotel Frankfurt am Main), Michael Nehrdich (Küchenmeister und National Corporate Chef Frima Deutschland GmbH Frankfurt am Main) und Jörg Dormagen (Küchenmeister und Fachlehrer, Saalburgschule Usingen).
Als ob das nicht schon genug der Kontrolle wäre kam noch eine zweite Jury hinzu, die den Geschmack und die Anrichteweise bewertete und dafür bis zu 30 Punkte geben konnte. Zu ihr gehörten Klaus Böhler (Küchendirektor Sheraton Frankfurt Airport Hotel und Conference Center Frankfurt am Main), Carsten Esser (Küchenmeister und Leiter der Küchenfachlichen Berater Nestle Professional) und Jörg Leroy (Küchenmeister, Gastronomischer Leiter Gästebewirtung Deutsche Bank AG).
Da brauchte es neben fachlichem Geschick auch gute Nerven, um unter den Augen dieser Meister ihres Fachs die sprichwörtliche Suppe nicht zu versalzen. Emely Gaul und Christian Klemm hatten sie und siegten! Das Besondere daran war außerdem, dass es sich bei beiden um Auszubildende handelt. Üblicherweise besteht ein Team aus einem Koch bzw. einer Köchin und einem Azubi.
Begonnen hatte der festliche Abend mit einem Sektempfang im Foyer des Hotels, wo der Direktor des Best Western Premier IB Hotels, Michael Mauersberger, zusammen mit dem 1. Vorsitzenden des Vereins der Köche Frankfurt, Marco Linnewedel, die Gäste persönlich willkommen hieß. Im Saal eröffnete dann traditionsgemäß Marco Linnewedel das offizielle Programm. Besonders hieß er die Hessische Landesvorsitzende der Köche, Barbara Röder, willkommen. Und es fehlte natürlich nicht sein Dank an die unverzichtbaren Sponsoren, in erster Linie TransGourmet Riedstadt als Hauptsponsor, und neben etlichen anderen großzügigen Unterstützern SELGROSS cash & carry Eschborn und das Frische Paradies GmbH & Co.KG. Sein Dank ging ferner an den Direktor des Hotels Michael Mauersberger, „in dem man sich stets wunderbar aufgehoben“ fühle.
Es folgte traditionell die Festrede der Landesvorsitzenden der Köche Barbara Röder, die in gewohnter Brillanz und Originalität dieses Mal das Thema Gesundheit im Zusammenhang mit Ernährung und Zivilisationskrankheiten zum Thema gewählt hatte und dafür reichlich und verdienten Applaus erntete.
Der Aufwand für diesen Wettbewerb, der in diesem Jahr das Thema „Innovative Küche“ trug, ist jeweils nicht unerheblich, weshalb sich die Frage nach seinem Ziel stellt. Es gehe darum, so klärte der umtriebige Marco Linnewedel auf, Auszubildenden und jungen Köchen als Team die Gelegenheit zu geben, ihr Können einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und sie so in ihrer beruflichen Laufbahn zu fördern. Hier sollen sie ihre Kenntnisse und ihr Fachwissen im Wettbewerb zeigen, um damit ihren Leistungsstand mit dem der anderen Teilnehmer vergleichen zu können. Linnewedel: „Es soll eine Werbung für den Beruf und zugleich Motivation für junge Köchinnen und Köche sein, ihre Kreativität zu entfalten und ihre Ideen zu verwirklichen!“
Und noch ein Punkt spielt eine große Rolle: Frankfurt ist nicht nur international bedeutender Finanzplatz und wichtiges Handelszentrum, sondern auch ein beliebtes Ziel von Touristen aus aller Welt. Und bei allen, gleich ob Banker, Kaufmann oder Reisender, geht die Liebe durch den Magen. Insofern ist eine gute Küche ein wichtiger Beitrag zum Image der Stadt, denn nur mit Grie Soß, Frankfurter Würstchen und Rippchen mit Kraut würde man, so gut dies alles auch schmeckt, Besucher nur schwerlich zufriedenstellen. Insofern trägt die Bedeutung einer guten Küche weit über den Berufstand auch viel für das Ansehen der ganzen Stadt bei. Dies haben übrigens die Verantwortlichen der Stadtverwaltung seit langem erkannt. Entsprechendes Lob und Würdigung erhalten die Köche beispielsweise regelmäßig bei ihrem alljährlichen großen „Ball der Köche“, wenn die Vertreter der Stadt dort ihre Grußworte sprechen.
Doch nicht nur die offiziellen Juroren, auch die Gäste durften übrigens abstimmen, zwar nicht bei der Verleihung des Siegerpreises sondern über die Vergabe des Publikumspreises, bei dem jeder über Aussehen und Geschmack seines ihm zugewiesenen Gerichts jeweils bis zu zehn Kochmützen, sprich Wertungspunkte, vergeben durfte. Hier ergab es ein anderes Ergebnis: Das Siegerteam war nicht identisch mit dem Gewinnerteam des Publikumspreises. Hier lagen Tim Armann und Laura Hildebrandt von der Rocco Forte Hotel Villa Kennedy um Kochlöffellänge vorne.