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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Die vergessene Malerin Lotte Laserstein

Städel Museum mit neuer Ausstellung

von Karl-Heinz Stier

(19.09.2018) Es gibt viele Künstler, die waren in der Weimarer Republik in den besten Jahres ihres Schaffens und deren Künstlerische Laufbahn fast abrupt durch das Nazi-Regime unterbrochen worden ist. Manche haben sich davon nicht mehr zu ihrer schöpferischen Phase zurückgefunden. Dazu gehört die Malerin Lotte Laserstein. Sie lebte von 1898 bis 1983 und zeichnete sich durch ebenso sensibel wie eindringlich gestaltete Porträts aus den späten 20iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus. Sie waren der Glanzpunkt ihrer Arbeiten.

Bildergalerie
Selbstporträt im Atelier 1927
Foto: Städel Museum
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Akt im Atelier 1928
Foto: Städel Museum
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Junge mit der Kasperpuppe 1933
Foto: Städel Museum
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Russisches Mädchen mit der Puderdose 1928
Foto: Städel Museum
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Der fast vergessenen Malerin widmet von heute an bis zum 17. März 2019 das Städel Museum in Frankfurt eine umfassende Einzelausstellung unter dem Titel „Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht“. Lasersteins Werke gehören zu den großen Wiederentdeckungen der letzten Jahre. Die Schau baut auf den Sammlungsbeständen des Städel Museums auf, das mit den Gemälden Russisches  Mädchen mit Puderdose von 1928 und der Junge mit Kasper-Puppe (Wolfgang Karber) von 1933 in den vergangenen Jahren wichtige Oeuvre der Künstlerin erwerben konnte. Anhand von 40 Gemälden und Zeichnungen nimmt die Ausstellung Lasersteins künstlerische Arbeiten  in den Blick.

„Das Kinderporträt Junge mit Kasper-Puppe war die erste Neuwerbung in meinem Amt als Direktor des Städel Museums und auch generell begleitet mich das Werk Lotte Lasersteins persönlich und beruflich schon seit vielen Jahren. Umso mehr freut es mich, dass unsere Ausstellung die Chance bietet, einen neuen Blick auf die Arbeit dieser bedeutenden Malerin zu richten und sie einem größeren Publikum vorzustellen“, so Direktor Philipp Demandt über das von ihm initiierte Ausstellungsobjekt.

Durch Porträts ihrer Zeitgenossen machte sich die Malerin im pulsierenden Berlin der Weimarer Republik einen Namen. In ihren Gemälden zeigte die Künstlerin das sie umgebende Berliner Leben, richtete dabei den Fokus auf Darstellungen der sogenannten „Neuen Frau“ und fing ihre Bildmotive mit einem dezidiert weiblichen Blick ein. Erfolgreich beteiligte sie sich an zahlreichen Ausstellungen und Wettbewerben und erhielt viel Lob von der Kunstkritik.

Nach der frühen Anerkennung endete ihre Karriere jedoch schlagartig: aufgrund der politischen Bedingungen im Nationalsozialismus wurde die Malerin, die zwar christlich getauft war, doch aufgrund ihrer Großeltern als jüdisch deklariert wurde, zunehmend aus dem öffentlichen Kulturbetrieb ausgeschlossen. 1937 gelang es ihr, Deutschland zu verlassen und nach Schweden zu emigrieren, wo sie allerdings nicht mehr an ihre frühen Erfolge anknüpfen konnte. Abgeschnitten von der internationalen Kunstszene geriet ihre Werk weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung.

„Lotte Lasersteins teilt das Schicksal vieler ihrer Zeitgenossen, die in der Weimarer Republik anfingen, sich eine Reputation aufzubauen, deren künstlerische Laufbahn durch das NS-Regime aber massiv beschnitten wurde. Sie kann der sogenannten „verschollenen Generation“ zugerechnet werden, da ihre realistisch gemalten Bilder in der avantgardeorientierten Nachkriegsforschung vernachlässigt wurden. Erst seit den 1990iger Jahren findet diese außergewöhnliche Künstlerin eine späte Würdigung, zu der unsere Ausstellung einen entscheidenden Teil beitragen kann“, stellen die Kuratoren  Alexander Eiling und Elena Schroll  heraus.