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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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`Die Justinuskirche in Frankfurt am Main` von Dr. Wolfgang Metternich

von Ilse Romahn

(03.07.2017) Man glaubt es kaum. Seit der Gründung der Stiftergemeinschaft Justinuskirche 1983 wurden die Kirche und ihre Ausstattung umfassend restauriert, was seither in 30 Publikationen seinen Niederschlag in der wissenschaftlichen und informellen Literatur fand. Bereits seit 1837 ist die Justinuskirche in Frankfurt a.M. - Höchst Gegenstand der Literatur. Aber es gab bis heute nur drei Publikationen, welche diesen ältesten Sakralbau in Frankfurt am Main und zugleich eine der am besten erhaltenen karolingischen Kirchen nördlich der Alpen insgesamt würdigten.

Die Justinuskirche in Frankfurt am Main
Foto: Verlag Langewiesche in Königstein
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Diese Veröffentlichungen, deren jüngste 1973 vorgelegt wurde, waren zeitbedingt eher knappe Zusammenfassungen und mussten auf Abbildungen fast vollständig verzichten. Sie allesamt sind vergriffen und im Buchhandel nicht mehr erhältlich. Wer sich nach 1983 in Wort und Bild umfassend über die Kirche informieren wollte, war auf viele verstreute und schwer zugängliche Publikationen angewiesen. Dem hat der Verlag Langewiesche in Königstein nun mit einem neuen Buch über die Justinuskirche abgeholfen.

In der seit 1909 bestehenden angesehenen Reihe der Blauen Bücher hat dieser Verlag ein  Buch über die Justinuskirche auf dem aktuellen Stand der Forschung vorgelegt. Auf 112 Seiten mit insgesamt 245 Abbildungen bringt es das fast 1200 Jahre alte Gotteshaus und seine reichhaltige Ausstattung aus vielen Jahrhunderten in einer bisher so nicht gekannten Weise dem Leser nahe. Der Autor ist Wolfgang Metternich, dem die Kirche seit 60 Jahren vertraut ist. Metternich trägt seit 1983 im Wissenschaftlichen Beirat der Stiftergemeinschaft Justinuskirche gemeinsam mit vielen anderen Verantwortung für die Erforschung und die denkmalpflegerische Gestaltung der seit dem 9. Jahrhundert ohne Unterbrechung für den katholischen Gottesdienst genutzten Justinuskirche und hat seit 1979 zahlreiche Bücher und Beiträge zu diesem Thema verfasst.

Die Forschung in den vergangenen Jahrzehnten hat zu einigen neuen Erkenntnissen geführt. So kann die Frage, warum die Kirche ausgerechnet in Höchst errichtet wurde, nunmehr mit guten Argumenten beantwortet werden. Die schon immer berühmten Kapitelle und Kämpfer können in ihrem Ursprung bis weit in die Antike zurückgeführt werden. Vergleichsbeispiele belegen die Orientierung der karolingischen Architektur an den römisch/byzantinischen Traditionen, die im gesamten Mittelmeerraum von Spanien bis in den Orient lebendig waren und die „Karolingische Renaissance“ ganz wesentlich bestimmten. Ein Schwerpunkt in dem neuen Buch gilt dem Umbau der Kirche im 11. Jahrhundert. Anhand der Neuübersetzung der Urkunde von 1090 und beweiskräftiger Befunde am Bau kann nun sicher nachgewiesen werden, dass es in dieser Epoche nicht zu einem Neubau kam. Ältere Hypothesen und Datierungen mussten korrigiert werden. Das Bauwerk wurde lediglich, unter Erhalt des Ursprungsbaus aus dem 9. Jahrhundert, nach den Vorstellungen der römischen Kirchenreform umgestaltet.

Wie am Bau kam es auch durch die Restaurierungsarbeiten an der Ausstattung zu zahlreichen neuen Erkenntnissen. Die herausragenden Kunstwerke aus der Spätgotik und dem Barock gaben lange gehütete Geheimnisse preis. Jüngstes Beispiel ist die Sitzfigur des hl. Antonius, dessen historische Farbigkeit durch die Restaurierungsarbeiten wieder ans Licht kam. Er steht nun dem berühmten Antonius im Isenheimer Altar in nichts nach, war vielleicht gar dessen Vorbild. Der Hochaltar und die Orgel aus dem Barock erstrahlen und erklingen wieder in ihrer alten Pracht, was in dem Buch ausführlich gewürdigt wird. Die weitere Ausstattung der Kirche, ihre Grabdenkmäler, Glocken, Paramente und das kostbare Altargerät, nehmen im Text und mit zahlreichen Bildern breiten Raum ein. Etliche Kunstwerke, auch solche, die dem Besucher sonst nie unter die Augen kommen, werden erstmals und ausführlich im Bild und mit vielen Hintergrundinformationen vorgestellt.

Das Buch erscheint bei gleichem Inhalt in zwei unterschiedlichen Ausgaben. Die preiswertere Paperback-Auflage zum Preis von € 14,80 wendet sich an die zahlreichen Besucher der Kirche und einen großen Kreis von Interessenten. Vom Format her passt sie ohne Probleme in eine Handtasche, was jedem eine individuelle und persönliche Führung in der Kirche ermöglicht. Die in Leinen gebundene Hardcover-Ausgabe zum Preis von € 22,80 besitzt eine besondere Wertigkeit und eignet sich vorzüglich als Geschenk bei besonderen Anlässen. Das neue Buch bietet nicht nur die bisher ausführlichste Würdigung der Kirche einschließlich ihrer Ausstattung und ist als Ausgabe in edlem Leinen auch eine bibliophile Kostbarkeit für die zahlreichen Besucher und Liebhaber der Kirche.