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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Die Jammerbucht im Nordwesten Dänemarks

von Gesine Unverzagt

(26.06.2018) Unser Navi führt uns durch eine menschenleere Dünenlandschaft. Am Ende einer Schotterpiste taucht endlich ein abgelegenes Ferienhaus auf, davor eine winkende Person. Brigitte Bak Aastradsen empfängt uns mit einem fröhlichen Lächeln und einem „Willkommen in der Jammerbucht!“ Ja, so heißt die 100 km weite Bucht an der Nordwestküste Jütlands wirklich, denn die raue See kostete früher zahlreichen Seeleuten das Leben, zurück blieben die jammernden Familien.

Bildergalerie
Einsames Ferienhaus in prächtiger Dünenlandschaft
Foto: Gesine Unverzagt
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Küstenlandeplatz für Fischerboote in Thorup
Foto: Gesine Unverzagt
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55 km Sandstrand in der Jammerbucht
Foto: Gesine Unverzagt
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Strandhotellet im Badeort Blokhus
Foto: Gesine Unverzagt
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Der langsam versandete Leuchtturm von Rubjerg Knude
Foto: Gesine Unverzagt
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Wir beziehen unser gut ausgestattetes, geschmackvoll eingerichtetes Ferienhaus, aber schnell treibt es uns ans Meer, das hinter einer Düne tobt. Die Luft ist klar, der Wind kühl, die Landschaft großartig, die Wolken dreidimensional am blauen Himmel.

Unsere Ferien beginnen mit einem tiefen Schlaf, denn die intensive Meeresluft macht müde, geweckt werden wir vom Ruf eines Kuckucks. Herrlich!

Wir machen uns auf, die Gegend zu entdecken. Das Gut Sanden Bjergaard in traditionellem Gelb ist etwas in die Jahre gekommen, vermittelt uns aber eine Vorstellung von der frühen Bade-und Strandkultur dieser Gegend.

Der Strand von Thorup bietet ein ungewöhnliches Bild. Da es an dieser Küste wegen des wandernden Sandes keine Häfen gibt, werden die Boote der Fischer hier durch eine Seilwinde an den Strand gezogen. Es kann dauern bis das Boot die richtige Position erreicht, um zum Küstenlandeplatz hochgezogen zu werden.

Ganz in der Nähe besuchen wir die Bootsbauinitiative „Han Herred Havbåde“, wo auf traditionelle Art Holzboote hergestellt und repariert werden.

Wir treffen Anne Nøhr Ringgren, die mit uns die Naturparks Svinklove und Lien-Fosdalen besuchen möchte. Es ist eine herrliche Landschaft mit 55 km langem Sandstrand. Die weite, grasbewachsene Dünenlandschaft erstreckt sich bis zum Horizont, ein Paradies für Naturfreunde.

Ist es die Natur, die Landschaft oder die klare Luft, dass die Menschen hier so entspannt sind? Die Dänen haben den Ruf, das glücklichste Volk Europas zu sein. Auch uns fällt auf, wie positiv und zufrieden alle wirken. Immer werden wir im Vorbeigehen freundlich begrüßt.

Nicht nur Anne ist eine fröhliche Dänin, auch der Abenteurer Anders Bilgram. Auf zahlreichen Expeditionen in die Arktis, beobachtete er bei den Einheimischen illegale Schnapsbrennereien. Das brachte ihn auf die Idee, in Dänemarks Fjerritslev eine Schnapsbrennerei zu gründen. Mit viel Erfolg verwendet die „Nordisk Brænderi“ nur heimische Früchte, Beeren und Kräuter.

Bemerkenswert ist auch das köstliche Essen, das sich in den letzten Jahren in Dänemark zu einer wahren Gourmetküche entwickelt hat. Im Badeort Blokhus kommen wir gleich doppelt in den Genuss einer hervorragenden Küche und zwar im Strandhotellet und am Abend im Strandingskroen. Mit einheimischen Produkten werden hier die Gäste verwöhnt.

Ungewöhnlich vielen Touristen begegnen wir bei Rubjerg Knude an der Steilküste von Lønstrup, denn alle wollen sehen, wie der inmitten einer Wanderdüne stehende Leuchtturm versandet. Die ehemals vier Gebäude um den Leuchtturm herum sind bereits unter dem Sand verschwunden. Die raue Nordsee holt sich peu à peu ein Stück des Landes, so dass sich der Leuchtturm immer mehr dem Abgrund nähert und der Westwind den entstehenden Flugsand nach oben weht. 200 m von der Küste entfernt befand sich der Turm bei seiner Einweihung im Jahre 1900, heute sind es nur noch wenige Meter. Wer also das Naturphänomen noch besuchen will, muss sich beeilen.

Zum Abschluss einer Kurzreise nach Dänemark, möchte Anne uns noch das Feriencenter Skallerup zeigen. Wir sind nicht begeistert, denn gerade die leeren Strände und die unberührte Natur waren für uns großartig.

Umso begeisterter sind wir von dem Konzept dieser Ferienanlage, die eine Stiftung ist. Das ehemalige Lager für deutsche Flüchtlinge, die nach dem 2. Weltkrieg Schutz in Dänemark suchten, wurde zum ultramodernen Feriencenter Skallerup Seaside Resort.

Eines der Blockhäuser wurde als Museum erhalten und zeigt anhand historischer Fotos und Utensilien das Leben im Lager.

Heute stehen 263 gut isolierte und fernbeheizte Häuser ganzjährig den Gästen zur Verfügung. Auch hier sind die in den Dünen weit verteilten Häuser stilvoll eingerichtet, das Essen großartig und das Freizeitangebot unglaublich vielseitig mit einem großen Spa, Bowlingbahn, Tenniscourt, Kinderspielplätze und vieles mehr.

Und wer sich zurückziehen will, hat allen Platz der Welt in den Dünen. Hier hört man nur das stetige Rauschen des Meeres.

Infos zu Nordjütland:
https://www.visitnordjylland.de

https://www.visitjammerbugten.de