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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Deutschlandweit erstes Branchenlabor für ÖPNV der Zukunft ÖPNV Lab im HOLM eröffnet

von Ilse Romahn

(15.02.2019) Mobilitätsdienstleister, Verkehrsverbünde und andere Unternehmen der ÖPNV Branche haben in Deutschland erstmals die Möglichkeit, in einem unternehmensübergreifenden Versuchsraum für Innovationen gemeinsam Konzepte und Geschäftsmodelle für die Tür-zu-Tür-Mobilität der Zukunft zu entwickeln.

HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow, Frankfurts Bürgermeister Uwe Becker, stellvertretende Landtagspräsidentin Karin Müller, Verkehrsminister Tarek Al-Wasir, Präsident von Hessen mobil Gerd Riegelhuth und RMVGeschäftsführer Prof. Knut Ringat
Foto: Holm GmbH
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Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, der Sprecher der RMV-Geschäftsführung, Prof. Knut Ringat, Frankfurts Bürgermeister Uwe Becker und HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow haben am 14. Februar das ÖPNV Lab im House of Logistics and Mobility in Frankfurt in Betrieb genommen.

Im ÖPNV Lab des House of Logistics and Mobility (HOLM) werden Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik von 2019 an Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr der Zukunft arbeiten: Wer organisiert die Tür-zu-Tür-Reise der Zukunft mit welchen Partnern? Welche neuen Kombinationsmöglichkeiten von Bussen und Bahnen mit Alternativen wie autonomes Fahren, Rad- oder Fußverkehr können durch eine weitere Digitalisierung erreicht werden? Darüber hinaus werden sich die Fachleute im ÖPNV-Lab mit der Frage beschäftigen, wer die Daten beschafft, über sie verfügt, und wie sie genutzt werden können, um Angebote in neuer Qualität im Nah- und Regionalverkehr zu entwickeln. Und wer bietet mit welchen Partnern Mobilität als Service aus einer Hand an?

Im ÖPNV Lab im HOLM haben Verkehrsverbünde, Nahverkehrsdienstleister, Zulieferindustrie, Fahrzeughersteller und Hochschulen zum ersten Mal die Möglichkeit in Deutschland, unter einem Dach Wissen und Erfahrungen auszutauschen, voneinander zu lernen und Konzepte und Geschäftsmodelle für die Zukunft zu entwickeln.

Auf rund 270 Quadratmeter Fläche kooperieren Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft branchenübergreifend und interdisziplinär und beschäftigen sich mit Themen wie „Trendscouting", „Mobilitätsleitstand", „Mobilität im ländlichen Raum", „Autonomes Fahren" und „Mobility as a Service (MaaS)".

„Hessen hat den Anspruch, Vorreiter der Verkehrswende zu sein", sagt Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. „Wir sind auf dem Weg in ein digital vernetztes Verkehrssystem, das jeden jederzeit schnell und klimaschonend an sein Ziel bringt. Der öffentliche Personennahverkehr wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Digitale Anwendungen bieten vielfältige Möglichkeiten, ihn leistungsfähiger zu machen und intelligent zu vernetzen. Vom ÖPNV Lab versprechen wir uns konkrete Konzepte dafür. Darüber hinaus erweitert es die Kompetenz des HOLM als Denkfabrik für die Mobilität von morgen."

„Im ÖPNV Lab wollen wir losgelöst von ausgetretenen Pfaden neue Ideen rasch zum Prototyp bringen wie auch erproben - und das über Unternehmensgrenzen hinweg", sagt RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat. „So können wir noch flexibler auf aktuelle Trends reagieren, Innovationstreiber zusammenbringen und nicht zuletzt zeigen, dass der ÖPNV auch als Arbeitgeber eine ganze Menge an spannenden Entwicklungen zu bieten hat."

„Die Digitalisierung eröffnet im Mobilitätssektor neue Möglichkeiten, um Angebote auszubauen, zu vernetzen und den Service weiter zu optimieren. Wir beobachten aber auch, dass neue Wettbewerber im Markt auftreten, die mit den traditionellen Verkehrsdienstleistern konkurrieren. Auf diesem Feld neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, diese sichtbar zu machen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Verkehrsverbünde in Deutschland zu erhöhen, ist eine von vielen Aufgaben, die im ÖPNV Lab bei uns im Hause realisiert werden sollen", sagt HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow.

„Frankfurt ist einer der größten Verkehrsknotenpunkte in Deutschland, an dem jedes Jahr Millionen Menschen aus Zug, Bus, Auto und Flugzeug aus- und umsteigen. Einer Denkfabrik wie dem ÖPNV Lab hier einen Raum für die Verkehrslösungen von morgen zu schaffen, ist deshalb nur folgerichtig. Ich freue mich auf die die ersten Projekte und bin gespannt, welche spannenden Neuerungen im öffentlichen Nahverkehr fortan aus unserer Metropole kommen", sagt Frankfurts Bürgermeister Uwe Becker.

Die Eröffnung des ÖPNV Lab fällt in eine Zeit, in der der Öffentliche Personennahverkehr in Deutschland und vor allem in Hessen zunehmend an Bedeutung gewinnt: 769 Millionen Fahrgäste haben 2018 die Busse und Bahnen beispielsweise im RMV-Gebiet genutzt - rund 15 Millionen mehr als im Vorjahr. Seit dem Start des Verkehrsverbundes 1995 sind die Fahrgastzahlen damit ohne Unterbrechung jedes Jahr gestiegen. Pro Werktag nutzen durchschnittlich 2,5 Millionen Menschen die Angebote des Verkehrsverbundes, davon steigen täglich etwa eine halbe Millionen Männer und Frauen in die S-Bahn ein.

Die Gesamtpersonenkilometer des RMVs, das Produkt aus zurückgelegter Strecke und der Zahl der beförderten Personen, betrug 2017 etwa 7,6 Milliarden Personenkilometer (Pkm). Davon entfallen jeweils ein Drittel auf S-Bahn, Regionalbahn und Bus/U-Bahn/Tram.

Ein gutes Fünftel aller Einwohner, die älter als 14 Jahre sind, verfügen in Deutschland über eine Zeitkarte für den einfachen Zugang zum ÖPNV. Ein Viertel nutzt das Angebot gar nicht, etwa die Hälfte der Befragten nur gelegentlich.

In der EU nutzen nach Angaben des Gallup Organization 22% der Bürgerinnen und Bürger den ÖPNV, während eine knappe Mehrheit (53%) hauptsächlich das Auto für die tägliche Mobilität nutzt. Zwei Drittel der Autofahrer würden aber für ihre Strecken mehrere Verkehrsmittel kombinieren, sofern der Umstieg etwa vom Auto in den ÖPNV einfacher wäre, heißt es in der Gallup-Studie „Future of Transport", die im Auftrag der EU Generaldirektikon Mobilität und Verkehr erstellt worden ist. Jeder zweite Autofahrer geht laut Studie davon aus, dass online verfügbare Informationen über Fahrpläne und Ticketkauf ermutigen würden, verschiedene Verkehrsmittel für die Wege zu kombinieren.

www.rmv.de www.frankfurt-holm.de / www.oepnvlab.de