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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Deutsche schenken Behörden eher geringes Vertrauen bei Digitalisierung

von Helmut Poppe

(03.06.2019) Im europäischen Vergleich sind die Deutschen weniger optimistisch als andere Nationen, wenn es um die Bewertung der Chancen durch die Digitalisierung geht.

Technik Radar 2019
Foto: acatech/Köerber Stiftung
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Einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft durch die Digitalisierung erwarten nur die Hälfte (54 Prozent) der Menschen in Deutschland – in Schweden sind es 76 Prozent und im europäischen Durchschnitt immerhin 64 Prozent. Das zeigt das TechnikRadar 2019, das heute in Berlin vorgestellt wird. Dabei handelt es sich um den Vergleich einer repräsentativen Befragung von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Körber-Stiftung mit internationalen Studien. Wenn es einzig um die Auswirkungen auf die Wirtschaft geht, ist Deutschland vergleichsweise zuversichtlich: Mit 82 Prozent erwarten etwas mehr Deutsche als Schweden (79 Prozent) positive Effekte durch Digitalisierung, im europäischen Mittel sind es mit 75 Prozent sogar weniger als hierzulande. Positive Entwicklungen für die Lebensqualität erwarten wiederum weniger Deutsche (63 Prozent) als Europäer insgesamt (67 Prozent).

»In Europa gibt es erhebliche Unterschiede bei der Wahrnehmung und Bewertung des digitalen Wandels. Digitalisierung wird insbesondere dann kritisch erlebt, wenn sie als ein Prozess wahrgenommen wird, dem man sich ausgeliefert fühlt. Menschen, die sich in der Digitalisierung als vergleichsweise kompetent erleben und auf die institutionelle Regulierung vertrauen, sind auch optimistischer bei der Bewertung von Gestaltbarkeit und Chancen«, erklärt Cordula Kropp, wissenschaftliche Projektleiterin und Soziologin vom Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart die Ergebnisse. »Deutschland rangiert in diesem Zusammenhang in der Mitte zwischen skandinavischen und südeuropäischen Ländern«, so Kropp weiter.

Das TechnikRadar 2019 zeigt: Dänen, Schweden und Niederländer, die ihre digitale Kompetenz überdurchschnittlich gut bewerten, haben auch überdurchschnittlich positive Erwartungen an die Digitalisierung. Die Deutschen haben nur durchschnittliches Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und auch ihr Optimismus liegt im europäischen Mittelfeld. »Andere Länder in Europa machen uns vor, wie man die Chancen der Digitalisierung ergreift«, kommentiert Lothar Dittmer, Vorsitzender des Vorstands der Körber-Stiftung. »Wir müssen uns in Deutschland in Zukunftsfragen mehr zutrauen, um unseren Wohlstand und unsere Position als weltweit führender Technologie- und Innovationsstandort nicht zu gefährden«, so Dittmer weiter. (Das neue TechnikRadar 2019 von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Körber-Stiftung)
Die Körber-Stiftung ist eine 1959 von dem Unternehmer und Stifter Kurt A. Körber ins Leben gerufene gemeinnützige Stiftung. Mit operativen Projekten, in Netzwerken und mit Kooperationspartnern engagiert sie sich in aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Die drei Themen „Digitale Mündigkeit“, „Neues Leben im Exil“ und „Russland in Europa“ stehen aktuell im Fokus ihrer Arbeit.