Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

Werbung
Werbung

Der Frankfurter Bogen der Landesregierung

(24.06.2019) Frankfurts Planungsdezernent Mike Josef: „Frankfurter Bogen der Landesregierung ist alter Wein in neuen Schläuchen“

Bahnhof Friedberg
Foto: Hermann Wygoda
***

In dem Vorschlag des Hessischen Wirtschafts- und Wohnungsbauministers in einem Radius von 30 Zugminuten um den Frankfurter Hauptbahnhof herum Flächen für 200 000 Wohnungen zu realisieren, kann der Frankfurter Planungsdezernent Mike Josef nicht viel neues sehen. Josef begrüßte zwar dass Minister Tarek Al Wazier jetzt die Region in die Pflicht nehmen wolle um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, da die Stadt Frankfurt das erwartetet Bevölkerungswachstum nicht alleine stemmen könne. Allerdings seien etliche Flächen, die der Minister vorgeschlagen habe, nicht neu, sondern bereits in den Planungen vorgesehen. Es handle sich um „alten Wein in neuen Schläuchen“. Dass die vom Land geplanten neuen Wohnungsflächen sich an den öffentlichen Personennahverkehrslinien orientierten, sei „vernünftig“ sagte der Planungsdezernent. Frankfurt am Main habe das bereits in neuen Wohnungsarealen wie dem Rebstock, den Güntersburghöfen oder dem Römerhof umgesetzt. Nach diesem Plan werde auch Frankfurts neuer Stadtteil im Nordwesten geplant, wo „bereits die S-Bahn S5 fährt und die U-Bahnlinie U7 verlängert werden“ könne. Unterstrich der Planungsdezernent. Auch sei die Regionaltangente West bereits in der Planung. Der geplante neue Stadtteil liege zudem „voll im Radius des Ministers“.

Für den Regionalverband hat der erste Beigeordnete Thomas Horn darauf hingewiesen, dass in dem neuen, in Arbeit befindliche Flächennutzungsplan des Verbandes auch die Stadtentwicklungen an den Linien des öffentlichen Nahverkehrs ausgewiesen würden. Er begrüßte es, dass das Land auch mit finanzieller Unterstützung den Kommunen helfen wolle. Zugleich mahnte der Beigeordnete, dass „endlich dafür gesorgt werden muss, dass die Projekte für den öffentlichen Personennahverkehr schneller realisiert werden müssen“. Es sei unverständlich, „dass diese Projekte bis zu 30 Jahren dauern bevor sie auf die Schiene kommen“. Als Beispiel nannte der Regionalpolitiker die Regionaltangente West, an der seit 1992 gearbeitet werde.

Dass die Industrie- und Handelskammern oder auch die Wohnungswirtschaft über den Vorstoß des Ministers applaudieren war zu erwarten, doch von den Bürgermeistern in der Region kam kaum Zustimmung, da man vor Ort die Probleme für weiteren Wohnungsbau genauer kennt als in Wiesbaden, dass in vielen Kommunen in ihrer weiteren Entwicklung von Wohnungsbauflächen etwa von Landschaftsschutzgebieten für den Weinbau oder Landschaftsschutzgebieten eingeengt sind. In Friedberg hatte die Frankfurter ABG Holding bereits vor einigen Jahren fast in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs eine große Anzahl Wohnungen gebaut.

In Frankfurt wird in den nächsten Jahren der von den Grünen angelegte Grüngürtel die weitere Entwicklung der wichtigsten Stadt des Landes schmerzhaft einengen wird. Wer die Diskussionen in der Region seit vielen Jahren beobachtet, der war sicher nicht davon überrascht, dass man auch noch andere Stimmen hören konnte, die sich gegen neue Wohnungen in ihren Städten ausgesprochen haben weil sie befürchten, dass durch weitere Wohnungen mit den neuen Bürgerinnen und Bürgern der seit Jahrzehnten bestehenden Charakter des Ortes verloren gehen könnte.