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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Contact Zones Symposium im Beduinenzelt der Sommerwerft am 31. Juli

Workshops (Barcamp), Podium, Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und Insectotropics

von Ilse Romahn

(30.07.2019) Am Mittwoch, 31. Juli, kommen Kulturschaffende der Region und anderer Länder im Beduinenzelt der Sommerwerft zum Symposium „Kontaktzonen im öffentlichen Raum“ zusammen. Sie sprechen und arbeiten zu Herausforderungen und Verantwortung der Darstellenden Kunst im heutigen Europa.

Symposium im Beduinenzelt
Foto: protagon e. V. / Sommerwerft
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Ihre Ergebnisse präsentieren sie um 16 Uhr ausführlich und abends in Kurzfassung. Denn von 20 bis 21 Uhr ist ein Podiumsgespräch mit Experten für Kultur und Arbeiten im öffentlichen Raum geplant. Der Vorstand des organisierenden Vereins protagon e.V. freut zudem an diesem Abend auf Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt. Sie wird 21.30 Uhr, vor der Aufführung von Insectotropics, Grußworte sprechen.

Contact Zones, auf Deutsch Kontaktzonen, ist ein EU-gefördertes Austauschprojekt von Künstlergruppen. In diesem Rahmen findet am Mittwoch, 31. Juli, im Beduinenzelt der Sommerwerft ein Symposium zu der Verortung der Darstellenden Kunst, ihrer gesellschaftspolitischen Aufgaben und Arbeiten statt. Beginn und Einführung 10 Uhr, 11 Uhr Barcamp mit anschließenden Workshops, deren Ergebnisse um 16 Uhr im Beduinenzelt präsentiert, und um 20 Uhr bei einem Podium im öffentlichen Raum mit regionalen und fachspezifischen Experten und Fürsprechern diskutiert werden.

Worum wird es gehen? Das Leben vieler Menschen wird zunehmend zu einer medialen und virtuellen Realität. Orte der wahrhaftigen Begegnung, öffentliche Räume, sollten wieder eine größere Bedeutung bekommen, um Gemeinschaft und Gesellschaft zu stärken. Was sind dabei die Aufgaben der kulturellen Protagonisten der Darstellenden Künste, jetzt und für die Zukunft?

Darstellende Kunst, besonders im öffentlichen Raum, beschäftigt sich mit aktuell drängenden Themen. Ob in Rhein-Main, Hessen, Europa oder weltweit: Nationalismus und aggressive Politik der Abschottung, die bevorstehende Klimakatastrophe und der notwendige große Wandel, soziale Verantwortung und Migration sind DIE brennenden Themen unserer Gesellschaft. Mit Kunst und Kultur kann gut darauf aufmerksam gemacht werden. Wir möchten auf diesem internationalen Fachtreffen weiter gehen und fragen: Wie kann und soll Darstellende Kunst im öffentlichen Raum gesellschaftliche Prozesse befördern oder initiieren?

Die europäische Kooperation und der Austausch von künstlerischen Arbeiten durch das Projekt „Contact Zones“ passen sehr gut zu den Zielen des Vereins protagon e.V. und dem Vorzeige-Festival Sommerwerft. Inwieweit Festivals und andere Veranstaltungen Treffpunkt und Freiraum für einen gesellschaftlichen Diskurs, Visionen und Entwicklungen sein können, wird sicher ein Thema des Symposiums sein.

Wie können solche kulturellen Bildungsprozesse weiter gestärkt und im Bestand gesichert werden? Können urbane Kulturfreiräume als „Kontaktzonen“ auch in der Zukunft in der Stadt und vor dem virtuellen Leben bestehen? Was ist die Herausforderung für „Contact Zones“ gegenüber unseren Gesellschaften? Eine Antwort gab Theodor W. Adorno vor 60 Jahren: „Die Aufgabe der Kunst ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen.“  

Das Podium im öffentlichen Raum wird ein Gespräch mit Experten über die Arbeiten, Ideen und Themen sein, die während des Symposiums vorgestellt oder entwickelt wurden. Gäste des Podiums sind u.a. ein Vertreter/eine Vertreterin des Theaterbeirats der Stadt Frankfurt am Main, der Landungsbrücken Frankfurt, von protagon - Freunde freier Theateraktion e.V., des Ondadurto Teatro (Contact Zones Projektleitung), von ID_Frankfurt und dem Bundesverband Theater im öffentlichen Raum. 

Nach der Ansprache durch Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig wird um 21:45 Uhr die spanische Gruppe Insectotropics „The Legend of burning man“ zeigen. Diese Multimedia-Show des Künstlerkollektivs aus Barcelona wird durch eine 360-Grad-Bühne in Szene gesetzt. In ihrem Stück geht es um die Geschichte von Mohamed Bouazizi, jenem jungen Gemüsehändler, dessen Selbstverbrennung unmittelbarer Auslöser der Revolution in Tunesien wurde, die wiederum 2011 den arabischen Frühling entfachte. Es beginnt poetisch und dann verschmelzen Videokunst, Malerei, Theater, Performanceaktionen zusammen mit der Live-Musik zu einem brutalen und explosiven Gesamtbild. 

So sind alle Tage auf der Sommerwerft bestückt mit mehr als den Dingen, die die Besucher und Künstler sehen können. Doch sie können es fühlen...

Mit Freude und ein wenig Trauer schauen die Mitwirkenden des Festivals dem Ende am Sonntag entgegen. Denn dann spielen Embryo traditionell den Abschlussgig mit Weltmusik und das Festival wird danach wieder abgebaut. 

Hintergrund: Europaweit ist protagon seit 2016 Teil eines EU-geförderten Kreativprojektes, das die Verbindung zwischen darstellenden Künsten und öffentlichen Räumen geschafft hat. In Zusammenarbeit mit drei anderen Kunst- und Theatervereinen aus England, Italien und Dänemark ist der Frankfurter Verein protagon e.V. für die Organisation in Deutschland / Frankfurt verantwortlich. Sie alle setzten jeweils in ihren Städten Performances und Shows um, boten internationalen Künstlern Raum und Workshops und integrierten die lokale Bevölkerung in ihre Aktionen. Im Mittelpunkt standen bisher Fragen wie: wie würde Deine perfekte Stadt aussehen? Was bedeutet „öffentlich“ für dich? Was bedeutet „Öffentlicher Raum“? Kann Theater im öffentlichen Raum soziale Beziehungen kreieren oder verändern? Mehr über das gesamte Projekt gibt es unter anderem auf diesen Seiten http://www.contact-zones.eu/