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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Chemieverband warnt vor Protektionismus im Welthandel

von Karl-Heinz Stier

(18.04.2018) Trotz steigender Energie– und Rohstoffkosten und Unsicherheiten durch mögliche Handelskonflikte und Brexit-Folgen blickt die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen grundsätzlich positiv auf das laufenden Geschäftsjahr 2018.

Auskunftgeber auf dem Podium (v.l.n.r.) Gregor Disson (Geschäftsführer Verband Chemische Industrie Hessen), Dr. Helmut Prestel, (BASF Lampertheim), Dirk Meyer (Hauptgeschäftsführer HessenChemie)
Foto: Karl-Heinz Stier
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43 Prozent der befragten Unternehmen planen mit einer Steigerung ihrer Produktion. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (54 %) rechnen mit einem Umsatzzuwachs, aber nur 24 Prozent erwarten eine bessere Ertragssituation. Als Gründe hierfür werden nachteilige Währungseffekte sowie volatile Rohstoffpreise genannt. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Arbeitgeberverbandes HessenChemie hervor. Insgesamt rechnet die Branche in Hessen mit einem Umsatzwachstum von 3 Prozent im laufenden Geschäftsjahr.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Hessen im Verband der Chemischen Industrie Dr. Helmut Prestel nannte einen florierenden Welthandel und offene Märkte als zentrale Faktoren für einen globalen Aufschwung. Protektionistische Tendenzen bereiten der Pharma– und Chemiebranche Sorgen. „Ein Ende potenzieller Handelskonflikte ist derzeit noch nicht in Sicht“. Daneben sorgt sich die Branche auch um den Brexit. Allein nach Großbritannien wurden im letzten Jahr aus Hessen Chemie– und Pharmaerzeugnisse im Wert von rund 730 Millionen Euro exportiert. Auch zunehmende Regulierung und Bürokratisierung seien für die Wachstumsperspektiven Europas abträglich.

Ferner bedürfe es einer klug umgesetzten Energiewende, die die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im globalen Kontakt im Blick halte. „Für die im internationalen Wettbewerb stehende Industrie ist diese Mehrbelastung kritisch“, meinte Prestel. Er forderte eine Klärung, wie die deutlich steigenden Kosten des verstärkten Ausbaus der Erneuerbaren Energien getragen würden. Hier gäbe es bisher keine Hinweise seitens der Politik.

Rückblickend auf die chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen sind 2017 die Umsätze um ein Prozent gestiegen. Faktisch unverändert blieben die Umsätze im Ausland mit rund 17,7 Milliarden Euro. Das Inlandsgeschäft brachte einen Zuwachs um 3 Prozent auf knapp 8,2 Milliarden Euro.

Anders die Situation bei der klassischen Chemie in Hessen. Hier legte sie 2017 um 2,2 Prozent auf 14, 2 Milliarden Euro zu. „Dieser Zuwachs in der Chemie wurde ausschließlich vom Auslandsumsatz getragen“, betonte Dr. Helmut Prestel. Die pharmazeutische Industrie stagnierte, wobei der Inlandsumsatz um 6,3 Prozent auf 4,1 Milliarden anstieg. Hauptgrund war die starke Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar.

Der Chemieverband bemängelte die Anzahl der gut ausgebildeten Fachkräfte. „Wir suchen geeignete Bewerber für unsere klassischen Ausbildungsberufe, wie z.B. den Chemikanten, zu gewinnen. Derzeit werden in den Ausbildungsbetrieben in Hessen etwa 4 500 junge Menschen ausgebildet.