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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Bundesweit einzigartige Studie zu Vielfalt in der Stadtbevölkerung

Stadt Frankfurt am Main nimmt psycho-soziale Einrichtungen in den Blick

von Ilse Romahn

(07.12.2018) Sie geben Halt bei seelischen Krisen, bieten Unterkunft oder Erste-Hilfe-Versorgung: Psycho-soziale Dienste findet man in praktisch jedem Frankfurter Stadtteil. Inwiefern sie gerüstet sind für die Herausforderungen einer vielfältigen Stadtgesellschaft, hat eine Studie ermittelt, die das Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) finanziert und herausgegeben hat.

Sylvia Weber, Dezernentin für Integration und Bildung, hat die Studie am Donnerstag, 6. Dezember, auf einem Fachtag im Saalbau Gallus vorgestellt.

„Psycho-soziale Dienste leisten einen unschätzbaren Beitrag für die Gesundheitsversorgung“, sagte die Stadträtin vor über 50 Fachtagsgästen. „Die Stadt Frankfurt möchte die Einrichtungen unterstützen, allen Menschen den Zugang zu ihren Angeboten zu erleichtern. Ämter, Verbände und Träger arbeiten dafür eng zusammen. Uns liegt viel daran, dieses Zusammenspiel weiter zu intensivieren.“ Die vorliegende Studie soll dafür ein wichtiger Schritt sein, betonte die Dezernentin. In ihrer Tiefe und als Bestandsaufnahme für eine deutsche Großstadt ist sie bundesweit einmalig.

Sprachbarrieren überwinden
Befragt wurden über 60 Einrichtungen in freier Trägerschaft – die Liste der Träger reicht vom Caritasverband über die Aidshilfe Frankfurt bis zur Deutsch-Iranischen Beratungsstelle für Frauen und Mädchen. Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik.

Das Fazit: Mehr als die Hälfte der Einrichtungen treibt ihre interkulturelle Öffnung erfolgreich voran. Nachholbedarf besteht unter anderem beim Erstkontakt. Wenn es also darum geht, Menschen anzusprechen, die kaum oder kein Deutsch sprechen. Online bietet nicht mal jede fünfte Einrichtung Auskünfte in mindestens einer weiteren Sprache an. Broschüren liegen häufig nur auf Deutsch vor, und auch für Dolmetscher und Dolmetscherinnen fehlt vielerorts das Geld. Das alles führt dazu, dass sich Migranten und Migrantinnen in Notlagen erst gar nicht an die Einrichtungen wenden.

Kommt der Kontakt zustande, stehen Fachpersonal und Klienten sowie Klientinnen häufig vor Verständigungsproblemen – wenngleich die meisten Einrichtungen mindestens eine Person mit Migrationsgeschichte beschäftigen. Unter den Leitungskräften ist der Anteil laut Studie aber noch zu gering. Ebenfalls in den Blick nahmen die Autoren die psycho-soziale Versorgung von Geflüchteten.

Rechtliche und sprachliche Barrieren erschweren demnach die Behandlung oder Beratung. Geflüchtete sollen schnell Deutsch lernen, dem steht aber oft eine mangelnde Perspektive auf gesellschaftliche Integration gegenüber.

Vergleiche zu anderen Großstädten ließen sich mangels vorhandener Untersuchungen nur grob ziehen, so die Wissenschaftler und ihre Kolleginnen. Insgesamt stellen sie den Frankfurter Einrichtungen für ihre vielfaltsgerechte Arbeit ein gutes Zeugnis aus – wenngleich es noch viel zu tun gebe, um alle Menschen gleichermaßen gut zu erreichen.

Die Studie „Interkulturelle Öffnung in Einrichtungen der psycho-sozialen Dienste in Frankfurt am Main“ steht kostenlos unter https://www.vielfalt-bewegt-frankfurt.de/studie zum Download bereit. Für Fragen steht das Amt für multikulturelle Angelegenheiten gerne zur Verfügung. (ffm)