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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Bregenzer Festspiele mit zweiter Auflage von „Carmen“

Erstaufführung der Oper „Beatrice Cenci“

von Karl-Heinz Stier und Ingeborg Fischer

(23.04.2018) Zum 73. Mal laden die Bregenzer Festspiele im kommenden Sommer an den Bodensee. In außergewöhnlicher Atmosphäre werden Opern, Musiktheater, Konzerte, Schauspiel und verwandte Kunstformen auf hohem Niveau präsentiert.

Bildergalerie
Totale Bühne
Foto: Festspiele
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Intendantin Elisabeth Sobotka
Foto: Karl-Heinz Stier
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Der Frühjahrsputz : Das Carmen – „Nagelstudio“
Foto: Festspiele
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Dramaturg Olaf Schmitt
Foto: Karl-Heinz Stier
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Plakat Erstaufführung der Oper Beatrice Cenci
Foto: Festspiele
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Am See gibt es ein Wiedersehen mit der Oper Carmen, die am 19.Juli ihre Wiederaufnahme-Premiere feiert. Das Werk von George Bizet stand in der vergangenen Saison zum dritten Mal seit Festspielgründung auf dem Spielplan und zog mehr als 193 000 Besucher an – so viele wie keine andere in Bregenz gezeigte Inszenierung dieser Oper. „Was die Besucherinnen und Besucher faszinierte war Es Devlins einzigartiges Bühnenbild in und außerhalb der Festspielzeit und wird im kommenden Sommer erneut zur spektakulären Kulisse für die leidenschaftliche, aber verhängnisvolle Liebe von Carmen und Don Jose sein“,  versicherte Intendantin Elisabeth Sobotka auf der Pressekonferenz in Frankfurt.

 Im Gegensatz zum Vorjahr,  wo schon vor Beginn der Vorführungen alle Karten verkauft waren, hat die Festspielleitung den Spielsommer um einen Tag verlängert. Es stehen heuer 29 Carmen-Abende auf dem Spielplan. Letzte Vorstellung ist der 19. August um 21 Uhr auf der Seebühne („Es gibt noch Karten“ – so die Intendantin). Insgesamt stehen 210 000 Karten zum Verkauf –von 30 bis 155 Euro. Premium-Tickets gibt es von 240 bis 260 Tickets, für die Festspiel-Lounge werden zwischen 340 und 360 Euro verlangt. Weil das Bühnenbild auch einen harten Winter überstehen musste, blieben ihm restaurative Eingriffe nicht erspart. Insbesondere die Fingernägel litten unter den Wetterbedingungen. Carmen war – so Pressesprecher Axel Renner – „im Nagelstudio“.

Einen Tag vorher, am 18.Juli, um 19.30 Uhr werden die Bregenzer Festspiele 2018 mit der österreichischen Erstaufführung von Berthold Goldschmidts Oper Beatrice Cenci im Festspielhaus eröffnet. Goldschmidt komponierte  die Oper 1949/1950 in England. Er war vor den Nationalsozialisten dort hin geflohen und kehrte auch nicht nach Deutschland zurück. Die Geschichte der Beatrice Cenci, die im 16. Jahrhundert in Italien gelebt und gelitten  hat und dort auch zum Tode verurteilt wurde, faszinierte Goldschmidt.  Er hatte den Stoff 1923 durch Stendhals Novelle über die unglückliche Beatrice Cenci kennen gelernt. Die spannungsgeladene Oper um kirchliche Korruption und menschliche Gewalt findet im Festspielhaus statt. Vorgesehen sind 3 Aufführungen. Das Haus fasst 1.600 Plätze.

Im Opernstudio am Kornmarkt inszeniert Brigitte Fassbender mit den jungen Sängern und Sängerinnen der Studio-Meisterklasse Rossinis „Barbier von Sevilla“. Premiere ist am 13. August 2018 und es folgen 3 Vorstellungen. Dabei lässt sich Fassbender, die in den vergangenen 3 Jahren die Meisterklasse unterrichtet hat, gerne über die Schulter schauen. Das Opernstudio verfügt über 500 Sitzplätze.

Zum Saisonfinale präsentieren die Bregenzer Festspiel  auf der Werkstattbühne  als Musiktheater „Das Jagdgewehr“ von Komponist Thomas Larcher. Regie führt der Schauspieler und Filmregisseur Karl Marcowics. Vorlage für das Stück ist der Roman des japanischen Autors Yasushi Inoue, und es erzählt von der Einsamkeit eines Jägers. Es sind ebenfalls 3 Aufführungen vorgesehen und die Werkstattbühne fasst 400 Plätze. Elisabeth Sobotka erläuterte den besonderen Reiz der Werkstattbühne, die mit ihren 40 x 40 Metern einen idealen Raum für ein offenes Theater bieten würde.

Maestro Karl Böhm ist unbestritten ein Dirigent der Superlative. Umstritten ist aber seine Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich. Er gilt zumindest als Sympathisant und Profiteur. Gerade vor dem Hintergrund der politischen Konstellationen im Bundesland wird es spannend sein, am Kornmarkttheater Böhm als Puppe im Gespräch mit dem Geiger Schneiderhahn und in einer fiktiven Feier über den Anschluss Österreichs an das Nazi-Deutschlands zu beobachten und evtl. Schlüsse zu ziehen. Regie führt Nikolaus Habjahn.

Man darf sich wieder einmal neben dem Magneten   „Carmen“ auf der Seebühne auf die kleinen und großen Leckerbissen während der Bregenzer Festspiele freuen.

Verraten sei noch, dass im nächsten Jahr Verdis „Rigoletto“ auf die Seebühne kommen wird. Intensiv nachgedacht wird natürlich schon jetzt über die Kulissen und Eye-Catcher für das Spektakel. Alles andere ist allerdings noch „top secret“. Dramaturg Olaf Schmitt, der seine Auffassung mit der Aussage „Oper muss zukunftsgewandt sein“ betonte, wird sicher für Überraschungen sorgen

 Die Bregenzer Festspiele sind eine Privatstiftung und zählen 1600 Personen zu ihren Mitwirkenden. Das Jahresbudget umfasst 20 Millionen Euro. Davon 7 Millionen als Subventionen (40 Prozent Österreich, 35 Prozent Land Voralberg und 25 Prozent Stadt Bregenz). Die meisten Besucher auf dem See kommen zu 62 Prozent aus Deutschland, 23 Prozent aus Österreich, 13 Prozent aus Liechtenstein und Schweiz. Zwei weitere Prozent kommen aus dem restlichen Ausland. Die Seebühne selbst bietet 7 000 Sitzplätze. Die anderen Festspielörtlichkeiten mit eingerechnet liegt das Sitzplatzangebot  bei 12 000 .