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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Beim Geruchs-Rundgang bleiben keine Fragen offen

Infraserv Höchst informiert interessierte Bürger über das Geruchs-Programm

von Ilse Romahn

(23.05.2017) „Jetzt riecht es nicht.“ Mohamed Amhamdi, Mitarbeiter der Firma Olfasense, die im Auftrag von Infraserv Höchst Geruchsmessungen im Umfeld des Industrieparks Höchst durchführt, hat gerade tief eingeatmet. Dabei wird er von etwa 25 Begleitern beobachtet – den Teilnehmern des „Geruchs-Rundgangs“, zu dem Infraserv Höchst interessierte Bürger eingeladen hat. Sie stimmen mit dem 26-Jährigen überein: Bei dem Rundgang waren keine unangenehmen Gerüche wahrnehmbar. Dass es manchmal auch anders ist, wird seit 2007 durch das Geruchsmessprogramm dokumentiert. Bei dem Rundgang in Sindlingen erfuhren die Teilnehmer, wie die Messwerte zustande kommen. Und sie konnten viele Frage loswerden.

Beim Geruchs-Rundgang erklärte Prüfer Mohamed Amhamdi (rechts) den Bürgern, wie er Gerüche in einer App dokumentiert.
Foto: 2017 Infraserv GmbH & Co. Höchst KG
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„Warum geht in Ihrer Statistik die Kurve runter, obwohl es viele Beschwerden gab?“, wollte ein Anwohner wissen. „Und wie kann es sein, dass die Gerüche in Sindlingen nicht weniger werden, obwohl Sie doch schon Umbaumaßnahmen durchgeführt haben?“, fragte ein anderer. Dr. Guido Schmitt, Leiter Umweltschutz von Infraserv Höchst, stand Rede und Antwort.

Geruchshäufigkeit ist zurückgegangen

„Die Geruchshäufigkeit ist in den letzten Jahren zurückgegangen, das belegen die Ergebnisse des Messprogramms“, sagte Dr. Schmitt. „Es kann aber dennoch Situationen geben, bei denen es kurzzeitig sehr intensiv riecht und sich demzufolge auch viele Anwohner beschweren, beispielsweise in Zusammenhang mit Wartungsarbeiten, wenn wir die Abluftreinigungsanlage nicht nutzen können.“

„Gleitender Jahresmittelwert“

Ein weiterer Grund für die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung einzelner Anwohner und den Ergebnissen des Messprogramms: Hier wird gemäß der gesetzlichen Richtlinien der Immissionswert über ein Jahr errechnet. Infraserv Höchst stellt diesen monatlich aktualisiert als sogenannten „Gleitenden Jahresmittelwert“ dar, der sich immer aus den Ergebnissen der letzten zwölf Monate zusammensetzt. Auch wenn es einmal in einem Monat besonders häufig oder sehr selten riechen sollte, sind die Auswirkungen in der Statistik relativ gering, da dieser Wert die Ergebnisse eines ganzen Jahres berücksichtigt.

Infraserv Höchst investiert Millionen Euro in Geruchsreduzierung

Dr. Guido Schmitt erläuterte, welche Maßnahmen Infraserv Höchst in den letzten Jahren umgesetzt hat, um mögliche Geruchsquellen zu eliminieren. Mehrere Millionen Euro hat das Unternehmen hierfür investiert. „Das Messprogramm zeigt, dass diese Maßnahmen auch erfolgreich waren“, erklärte Dr. Schmitt. Die Zahl der sogenannten Geruchsstunden sei in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Einen völlig geruchsfreien Betrieb der Entsorgungsanlagen könne es jedoch nicht geben.

„Können Sie anhand von Beschwerden ermitteln, wo der Geruch herkommt?“, wollte ein Bürger wissen. „Manchmal geht das“, antwortete Dr. Schmitt. Nach jeder Beschwerde, die am Bürgertelefon des Industrieparks eingeht, überprüfen Infraserv-Mitarbeiter die Situation und forschen bei den Entsorgungsanlagen nach möglichen Geruchsquellen. „Jeder Hinweis ist wertvoll. Wir versuchen in jedem Fall, die Ursache von Geruchsemissionen ausfindig zu machen“, betonte Dr. Schmitt.

Es gibt nur ein Messinstrument: Die menschliche Nase

Wie die Messergebnisse zustande kommen, erläuterte Bettina Mannebeck, Geschäftsführerin der Olfasense GmbH. Das auf olfaktorische Untersuchungen spezialisierte Unternehmen führt die Messungen im Auftrag von Infraserv Höchst durch. Olfasense-Mitarbeiter wie Mohamed Amhamdi sind täglich an fest definierten Stellen in Sindlingen und Kelsterbach unterwegs, um dort die Nase in den Wind zu halten und per Handy mit einer speziellen App zu dokumentieren, ob Gerüche wahrgenommen werden und wenn ja, welche Gerüche. Hierfür ist das einzige geeignete Messinstrument die menschliche Nase. „Wir messen, ob es riecht und wonach. Das entspricht der derzeitigen gesetzlichen Grundlage. Die Intensität der wahrgenommenen Gerüche wird bei der Betrachtung des Immissionswertes, also des erlaubten Grenzwertes im Einwirkbereich, nicht berücksichtigt“, so Bettina Mannebeck. „Allerdings erfassen wir zusätzlich die Intensität der Anlagengerüche bei den Prüfern am Ende eines Messpunktes als zusätzliche Information, auch für direkte Rückmeldungen an Infraserv.“

Die Prüfer werden regelmäßig überprüft

Um sicherzugehen, dass die ausnahmslos nebenberuflich tätigen Olfasense-Mitarbeiter richtig riechen, müssen sich die Geruchs-Prüfer einem Test unterziehen: Nur wer an drei verschiedenen Tagen einen Standardriechstoff in einem bestimmten Konzentrationsbereich „riechen“ kann, kommt als Tester infrage. Alle sechs Monate müssen die Prüfer den Test wiederholen. „Der Geruchssinn kann sich im Lauf der Zeit auch verändern, daher führen wir die Überprüfungen regelmäßig durch“, so Mannebeck.

Mohamed Amhamdi schnuppert weiter und überträgt seine Wahrnehmungen in sein elektronisches Geruchsprotokoll, das von der Olfasense GmbH ausgewertet und regelmäßig an Infraserv Höchst geschickt wird. Unter www.ihr-nachbar.de stehen die aktuellen Ergebnisse im Internet. Auch im Gesprächskreis der Nachbarn des Industrieparks Höchst, der in der Regel zwei Mal pro Jahr stattfindet, werden die Ergebnisse regelmäßig vorgestellt. Der nächste Termin ist am Donnerstag, 23. November.