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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Ausstellung von Pflanzen mit Migrationshintergrund im Palmengarten

Neophyten: Neu und fest verwurzelt

von Ilse Romahn

(22.05.2017) Hauptakteure der Jahresausstellung 2017 sind Neophyten. Der Begriff umfasst all jene Gewächse, die sich nach der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 neue Lebensräume erschlossen haben. Die gebietsfremden Pflanzenarten lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen: Pflanzen, die gewollt eingeführt wurden und solche, die unbeabsichtigt zu uns gekommen sind.

Bildergalerie
Ausstellungseröffnung mit Umweltdezernentin Rosemarie Heilig
Foto: Palmengarten Frankfurt
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Ausstellungsobjekt `Goethebaum`
Foto: Palmengarten Frankfurt
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Einleitung - was sind Neophythen?

Bei Ersteren handelt es sich um eine große Zahl an Zier- und Nutzpflanzen, die bewusst in eine fremde Umgebung gebracht wurden, um dort kultiviert zu werden. Manche Zierpflanze schaffte dabei „den Sprung über den Gartenzaun" und konnte sich in der freien Natur etablieren. Unbeabsichtigt eingeschleppte Arten kamen häufig in Form von Früchten oder Samen zu uns. Das Einschleppen geschieht z. B. über verunreinigtes Saatgut, Futter oder Wolle. Besonders in Zeiten von Globalisierung wird eine Verbreitung über Handelsgüter und Verkehrswege gefördert. In der Ausstellung geht es unter anderem um Verbreitungswege, bevorzugte Standorte von Neophyten, positive und negative Begleiterscheinungen, Bekämpfungsmöglichkeiten und gesetzliche Bestimmungen. Ein Schwerpunkt der Ausstellung sind Neophyten innerhalb der Rhein-Main-Region.

AusstellungEine Vielzahl der pflanzlichen Neuankömmlinge dürfte uns bekannt vorkommen, so z. B. das Indische Springkraut mit seinen auffälligen rosa Blüten oder die Kanadische Goldrute, die im Spätsommer z. B. Brachland völlig gelb erscheinen lässt. Andere sind fest in das tägliche Leben integriert, wie auch die Armenische Brombeere, die eigentliche Garten-Brombeere, mit ihren köstlichen Früchten oder die Robinie, Lieferant des beliebten Akazien-Honigs. Die spannende Thematik ist aktueller denn je, denn in Zeiten von Globalisierung und veränderten klimatischen Bedingungen wird es weltweit für immer mehr Neophyten möglich, sich in einer neuen Heimat zu etablieren. Oft geschieht dies zuerst an Orten, die in direktem Kontakt zum Menschen und den vielgenutzten Handelswegen stehen. Als internationaler Dreh- und Angelpunkt von Verkehrswegen aller Art und als Metropole dient Frankfurt in besonderem Maße vielen Neophyten als neue Heimat (Vortrag zum Thema „Neophyten in Frankfurt" am 21.08.2017, 19 Uhr).

Absichtlich eingeführte Neophyten dienten häufig als Zierpflanzen, Bienenweide oder Wildfutter. Der Mehrzahl der neuen Pflanzenarten gelingt zunächst keine weiträumige Verbreitung in der neuen Heimat und sie verschwinden wieder. Invasive Neophyten dagegen kommen sehr gut mit den neuen Verhältnissen zurecht und können neue Standorte rasch besiedeln. Dabei kann es auch zur Verdrängung einheimischer Arten kommen. (Vortrag zum Thema „Biologische Invasionen" am 01.07.2017, 15 Uhr)

Manche Neophyten sind für den Menschen gesundheitsgefährdend. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), der im 19. Jahrhundert aus dem Kaukasus als Zierpflanze nach Deutschland gebracht wurde. Der Saft kann in Kombination mit Licht zu starken Verbrennungen auf der Haut führen.

In der eigentlichen Ausstellung werden nur Pflanzen mit Migrationshintergrund thematisiert. Im zur Ausstellung begleitend erschienenen 100-seitigen Sonderheft wird aber auch auf Neozoen und Neomyzeten (Tiere und Pilze mit Migrationshintergrund) eingegangen. Allgemein bekannte Neozoen im Rhein-Main-Gebiet sind z. B. Nilgänse, Nutrias und Schmuckschildkröten.

Neben Ausstellungsbannern mit großen Fotos zeigen wir auch einige der thematisierten Pflanzen sowie spannende Exponate rund um das Neophyten-Thema.

Zum Rahmenprogramm zählen u. a. Neophyten-Führungen durch die Ausstellung sowie durch den Botanischen Garten.

Die Ausstellung wurde in Kooperation mit BioFrankfurt e.V. und dem Ökologisch-Botanischen Garten Bayreuth konzipiert.