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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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August Schlegel-Ausstellung im Frankfurter Goethe-Haus

Aufbruch ins romantische Universum

von Ilse Romahn

(18.09.2017) Am 5. September 2017 jährte sich der Geburtstag des Schriftstellers, Übersetzers und Philologen August Wilhelm Schlegel (1767–1845), einer der Hauptfiguren der deutschen und der europäischen Romantik, zum 250. Mal. Ihm ist eine Ausstellung im Goethehaus gewidmet, die bis 12. November 2017 besucht werden kann.

August Wilhelm Schlegel
Foto: Ursula Edelmann
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Vielseitig und ein langes Leben außerordentlich produktiv, war Schlegel der europäischste von allen Romantikern, National- und Universalpoet in einem. Dabei war er längst nicht nur Übersetzer – seine Shakespeare-Übersetzungen gelten bis heute als mustergültig –, sondern auch ein ebenso begnadeter wie gefürchteter Kritiker, Satiriker und Essayist. Nicht zuletzt war er es, der die Gedanken der Romantik einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machte und den interkulturellen Dialog weit über die deutschen Grenzen hinaus immer wieder aufs Neue suchte. Schlegels Weg als Romantiker richtete sich – anders als bei seinem Bruder Friedrich oder bei Novalis – weniger nach innen als vielmehr nach außen, sah er doch seine Aufgabe darin, die kulturellen Räume Europas im Zeichen des „Romantischen" literarisch neu zu vermessen und bis nach Indien auszuweiten.

Die Jubiläumsausstellung im Freien Deutschen Hochstift lässt diesen Universalpoeten der Romantik lebendig werden. Sie zeigt bislang weitgehend unbekannte Originale – Werkmanuskripte, Korrespondenzen, Stücke seiner indischen Sammlung, einen Maternkasten mit den von Schlegel eigens in Paris entwickelten Sanskrittypen, noch nie gezeigte Stücke aus Privatbesitz und vieles mehr – und sie bietet zugleich einen multimedialen Zugang. Im Zentrum steht das interkulturelle Schaffen Schlegels, das sich an jedem seiner Aufenthaltsorte in Europa neu entfaltete und anderen Gegenständen zuwandte. So gerät erstmals das gesamte Spektrum seines Werkes in den Blick.

Zwei Medienstationen nähern sich in der Ausstellung Schlegel digital. Die erste visualisiert sein faszinierendes Briefnetzwerk: Schlegel korrespondierte zeit seines Lebens mit nahezu allen wichtigen Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik quer durch Europa. Die interaktive Visualisierung macht diese Verbindungen sichtbar und zeigt, wie sich die Schaffenszentren des Romantikers im Laufe seines Lebens verlagert haben. In der von Dr. Thomas Burch und Michael Lambertz (Trier Center for Digital Humanities) entwickelten Station können die BesucherInnen Schlegels Netzwerken aktiv nachspüren.

Die zweite Medienstation wurde von Studierenden der Goethe-Universität Frankfurt gestaltet: Naima Gofran, Yannick Hohmann-Huet, Florian Kind, Anika Klier, Charlotte Köhler, Janica Kuhr, Marvin Luh, Maria Michou, Lisa Morbitzer, Julia Schneider und Mareike Timm haben sich in einem zweisemestrigen Seminar mit den Werken Schlegels und der Jenaer Frühromantiker auseinandergesetzt und Konzeptfilme zu einzelnen Themen entwickelt. Angeleitet wurden sie von Georgios Kontos dwb, Regionalplaner und Leiter des Fachbereichs Kommunalservice, Regionalverband FrankfurtRheinMain.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Dr. Claudia Bamberg (Philipps-Universität Marburg) und Dr. Cornelia Ilbrig (Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main). Der Ausstellungskatalog umfasst 236 Seiten und kostet 19,90 Euro).

Zur Ausstellung wird ein vielfältiges Rahmenprogramm angeboten.

Ermöglicht wurde die Ausstellung vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, Kulturfonds Frankfurt RheinMain, »experimente#digital« – eine Kulturinitiative der Aventis Foundation, Adolf- und Luisa-Haeuser-Stiftung, Förderfonds Lehre der Goethe-Universität Frankfurt, Dr. Marschner-Stiftung, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG).
Kulturpartner ist hr2 Kultur. www.goethehaus-frankfurt.de