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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Auf den Spuren der Vergangenheit an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins

von Ilse Romahn

(04.10.2018) Die Nordseeküste Schleswig-Holsteins und ihre spannende Geschichte lassen sich im Rahmen von historischen Führungen entdecken. Sowohl im Sommer als auch in der ruhigeren und dunkleren Jahreszeit werden vielerorts interessante Rundgänge und Führungen angeboten, bei denen man auf den Spuren der Vergangenheit wandeln kann.

Husumer Nachtwächter
Foto: Tourismus und Stadtmarketing Husum GmbH
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Sylt
Die Internetseite https://www.sylt.de/entdecken/erlebnisse/sylt-fuehrungen.html bietet Interessierten die Möglichkeit nach der passenden Führung zu suchen. So sind dort z.B. die Gästeführer der Insel aufgelistet, aber auch die einzelnen Führungen detailliert beschrieben. Zu den profiliertesten Kennern der Sylter Geschichte gehört Silke von Bremen, die auf der Insel seit 20 Jahren als Gästeführerin tätig ist. Sie nimmt interessierte Zuhörer mit auf eine unvergessliche Zeitreise. Silke von Bremen auf ihren Touren zu begleiten, ist ein großes Vergnügen. Mit Begeisterung und Enthusiasmus, gepaart mit einem großen Erzähltalent, schildert sie die früheren insularen Verhältnisse und nimmt die Zuhörer mit auf besondere Zeitreisen. In regelmäßigen öffentlichen Führungen zwischen Ostern und Oktober erfährt man etwa Spannendes über die Geschichte des „flüchtenden“ Dorfs Rantum oder Westerland zur Zeit des Dritten Reichs. Noch bis in den Oktober hinein bietet Silke von Bremen ihre regelmäßigen Touren an. Mehr Informationen zu den einzelnen Führungen gibt es auf www.sylt.de und www.guideaufsylt.de

Föhr
Romantische Friesendörfer und Windmühlen, mittelalterliche Kirchen oder die Friedhöfe der alten Walfänger – ja selbst die Überreste eines Ringwalls aus der Wikingerzeit können auf der 82 km² großen Nordseeinsel Föhr bestaunt werden. Als Wahrzeichen der Insel bergen die drei mittelalterlichen Kirchen aus dem 12./13. Jahrhundert im Inneren einzigartige Sehenswürdigkeiten wie Altarbilder, Schnitzereien und alte Taufsteine. Die größte von ihnen ist die mächtige St. Johannis-Kirche im Inseldorf Nieblum – auch Friesendom genannt. Neben dem Friesendom sind auch die St. Laurentii-Kirche in Süderende und die St. Nicolai-Kirche in Wyk-Boldixum von sehenswerten Friedhöfen umgeben: Bei einem geführten Rundgang auf diesen denkmalgeschützten Friedhöfen können Besucher in die Welt der Walfänger und Kapitäne eintauchen und einen bewegenden Blick in die Lebens- und Zeitgeschichte der Insulaner werfen. Die „sprechenden" Grabsteine berichten als steinerne Zeugen vom bewegten Leben der Föhringer Seefahrer. Allen voran der Stein des „Glücklichen Matthias“ – dem erfolgreichsten Walfänger der Nordfriesen. Seinen Grabstein gibt es auf dem Friedhof der St. Laurentii-Kirche in Süderende zu bestaunen. Etwas ganz Besonderes ist auch die »Zeitreise durch das Friesendorf Oldsum« im Nordwesten der Insel. Zehn friesische Darsteller präsentieren bei einem Rundgang historische Persönlichkeiten des Dorfes Oldsum. In der Tracht der jeweiligen Zeit erzählen sie vor den Originalhäusern von den Schicksalen. Einen tiefen Einblick in die Kulturgeschichte der Föhringer gibt es auch bei regelmäßig stattfindenden Führungen im Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum in der Inselhauptstadt Wyk auf Föhr. Ein Highlight für Besucher ist die Walfang- und Seefahrtsabteilung mit ihren Navigationsinstrumenten, Schiffsmodellen und Geräten für den Walfang. Die volkskundliche Ausstellung begeistert mit prachtvollen Föhrer Trachten mit kostbarem Silberschmuck. Auf dem Außengelände des Museums steht das Haus Olesen aus dem Jahr 1617 – das älteste datierte Haus Norddeutschlands. : 
www.foehr.de/veranstaltungskalender
 
Amrum
Man könnte auf Amrum in der Historie versinken, so voll ist die kleine Nordseeinsel von Erinnerungen an Walfang, Vogelkojen und Urahnen-Geschichte. Angefangen im nördlichsten Inselort: Unbekanntes, Geheimes und Dubioses erzählt der Amrumer Reinhard Boyens bei seiner historischen Führung durch Norddorf. Wo es heute so schmuck ist, hat man früher ums Überleben gekämpft. Boyens erzählt von den Schicksalen, der argen Feuersbrunst und vom Streit der Strandvögte mit den Strandräubern. Einmal wöchentlich 1,5 Stunden für 10/5 Euro. Der Heimatverein Öömrang Ferian begibt sich auf die Spuren der Toten und erzählt dabei über die Besiedlung der Insel, über wikingerzeitliche Gräberfelder, den höchsten Grabhügel und den Friedhof der Namenlosen, wo die Unbekannten liegen, die das Meer brachte. Weil mitten in den Dünen ein eisenzeitliches Haus nachgebaut wurde, kann man auf dem Weg dorthin alles aus der Frühzeit der Insel erfahren. Es gibt Führungen auf den Spuren alter Amrumer – reicher Rückkehrer aus Sklavenfahrt und Walfang und armer Kojenmänner, Eiersammler und Fallensteller. Experten aus Amrums reicher Ehrenamts-Community führen über den 800 Jahre alten Friedhof mit seinen sprechenden Steinen, die von Menschen und Meeren, von Leid und vergnüglichen Ehen erzählen. Und vom Leben im Haus erzählen die reizenden Alten des Öömrang-Hüs in Nebel, wenn sie Besucher durch das uralte Häuschen von 1751 führen, mit Feuerstelle, Kojenbetten und Bilegger-Ofen. Wer mag, kann in dem Ambiente auch heiraten. 
 
Husum
Neben den regelmäßigen öffentlichen Stadtführungen, die in Husum zwischen Mitte März und Ende Oktober (Montag bis Samstag) zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Storm-Stadt führen, gibt es von September bis Dezember und im März/April (Dienstag) Rundgänge mit dem historischen Nachtwächter. Mit Sturmlaterne und Morgenstern ausgestattet nimmt er die Besucher mit auf einen Rundgang durch die romantische Altstadt und erzählt dabei Interessantes und Spannendes aus der Gegenwart und der Vergangenheit der Hafenstadt. Einmal im Monat stehen unter dem Motto „Tatort Husum“ die dunklen Seiten der Nordsee-Stadt auf dem Programm.

Im Schloss vor Husum, dem einzigen Schloss an der schleswig-holsteinischen Westküste, werden Besucher einmal im Monat bei der Gewandführung „Zwischen Tugend und Laster“ auf eine Zeitreise in den Barock geschickt. Zwei prachtvoll und zeitgemäß gekleidete Damen zeigen die Widersprüche dieser spannenden Epoche auf. Informationen unter http://www.museumsverbund-nordfriesland.de/schloss-vor-husum/40-0-Fuehrungen.html.    
 
Tönning – Hafenhygge in der maritimen Fischerstadt
Das maritime Flair zieht die Besucher Tönnings gleich in seinen Bann. Schiffe und Boote ankern in dem kleinen Hafen an der Eider und unterstreichen so die Ruhe und Gelassenheit dieser kleinen Fischerstadt. Doch so klein der Hafen auch ist, so groß ist seine Bekanntheit über die Grenzen Eiderstedts als beliebtes Ausflugsziel und erholsamer Urlaubsort. In der Vergangenheit kam dem Tönninger Hafen eine große Bedeutung zu. Die direkte Nähe zur Nordsee brachte der kleinen Hafenstadt viele Vorteile. Von 1803 – 1807, während des Krieges zwischen Frankreich und England, war der Hamburger Hafen von den Briten blockiert. Dies hatte zur Folge, dass die wichtigsten Waren über Tönning geschickt wurden. Zu Spitzenzeiten musste der kleine Hafen im Jahr mit 2.000 Schiffen rechnen. Das historische Packhaus ist ein sehenswertes Relikt aus dieser Epoche, welches heute für Veranstaltungen, Ausstellungen und das Tönninger Weihnachtsereignis dient. Jeden Dienstag und Donnerstag von 10:45 bis 12:30 Uhr gibt es die Möglichkeit die kleine Hafenstadt Tönning mit einem ausgebildeten Stadtführer zu entdecken. Treffpunkt ist die Tourist-Information, Am Markt 1 in Tönning. 
https://www.spo-eiderstedt.de/eventsuche/veranstaltungen/veranstaltung/stadtfuehrung-durch-toenning-2860.html 
  
Wesselburen
Die St. Bartholomäus-Kirche in Wesselburen bietet Menschen mit Entdeckerfreude auf den Spuren der Vergangenheit etliche „Bonbons“. Drei seien herausgegriffen: Von außen nähert man sich im Westen einem runden Turm, dem sogenannten Walzenturm, der bereits im 13. Jahrhundert dem erstmaligen Kirchenbau angefügt wurde. Dieser galt damals noch als Seezeichen; lag doch die Nordsee mit den vorgelagerten Eindeichungen (Norderdeich/Süderdeich) noch in Sichtweite! Nach mehrfachen Zerstörungen im oberen Bereich wurde der Turm nach dem großen Brand 1738 als Stumpf mit unter das große Kirchendach genommen. So bekam die St. Bartholomäus-Kirche die weithin sichtbare Form einer „Glucke“. Wo aber sind nun die Kirchenglocken, die im Dreiklang bei vollem Geläut zu hören sind? Antwort: Sie sind versteckt hinter den Dachpfannen mit Löchern. Betritt man die Kirche, eröffnet sich innen eine farbenreiche Halle, die nach dem Geschmack der damaligen reichen Bauern der barocken Innengestaltung bunte Farben auferlegten und z. B. einen auffälligen Erntekorb an der oberen Ecke des Blauen Stuhls finden lässt. In der Mitte ist ein Kürbis zu erkennen; eine prägnante Spur in die Vergangenheit: Warum ist im Land des Kohlanbaus Dithmarschen hier kein Kohlkopf zu sehen? Antwort: Den Kohlanbau gibt es in dieser Gegend erst seit gut einhundert Jahren! Eine dritte Besonderheit der Kirche ist die Darstellung von braun angemalten Tieren an den Füßen etlicher menschlicher Figuren, an der ansonsten in Weiß-Schwarz-Gold gehaltenen Kanzel. Hier führt die historische Spur zu dem einheimischen Holzbildhauer und Künstler A. Hinrich Burmester. Dieser hat damit seinen Landsleuten gut vorstellbare Zeichen gegeben, die zu den Figuren aus der Bibel passten (Evangelisten des Neuen und Propheten des Alten Testaments); also ohne Lesen verstanden werden konnten. 
  
Der Trischendamm – ein besonderer Weg durchs Watt
Wo in Friedrichskoog-Spitze Land und Meer mit dem Horizont verschmelzen, führt ein eher unauffälliger Damm ca. 2,2 km weit mitten in den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer hinein. Und ganz nebenbei bildet der Trischendamm einen Schutzwall gegen die heranströmende Nordsee. Das war nicht immer so. Im Kampf gegen den blanken Hans wurden in Friedrichskoog in den letzten hundert Jahren viele Maßnahmen ergriffen um Mensch und Tier vor Sturmfluten zu schützen. Deiche und Dämme wurden gebaut. Aber die Natur hat ihre eigenen Gesetze. Das Herandrängen eines gefährlichen Priels an den Deich in Friedrichskoog-Spitze ließ sich mit all den Maßnahmen nicht aufhalten. Die wohl einzige Lösung war, den gefährlichen Priel zu durchdämmen und seine Strömung abzuleiten. Ein Damm musste gebaut werden. Heute schützt der einzigartige Damm das dahinter liegende Land. Das Küstenschutzbauwerk Trischendamm wurde in den Jahren 1934-1936 in mühsamer Handarbeit erbaut. Basaltsteine aus der Rhön bilden das Fundament des westwärts führenden Damms. Das Deckwerk wurde mit Asphalt befestigt und ein gut begehbarer Weg entstand. Zahlreiche Hinweis-Tafeln entlang des Weges informieren Besucher über das Wattenmeer und seine Bewohner. Eine geführte Wanderung auf dem Trischendamm in Friedrichskoog-Spitze ist ein einmaliges Erlebnis. Bis Mitte November bietet der Tourismus-Service Friedrichskoog jeden Freitag um 14 Uhr eine geführte Wanderung auf dem Damm an. Die Teilnahme ist kostenfrei. Bei ungünstiger Witterung fällt die Wanderung aus. 
www.friedrichskoog.de
 
Weitere Tipps für schöne Herbst- und Wintererlebnisse im Wattenmeer sowie Unterkunftsangebote finden sich in der neuen Broschüre „nordsee Winterfrische“ sowie auf www.nordseetourismus.de/winterangebote. Die „nordsee Winterfrische“ ist über die Internetseite www.nordseetourismus.de oder telefonisch unter der Tel: (04841)89750 kostenfrei bestellbar.