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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Amorphophallus titanum, die besondere Attraktion im Palmengarten

von Ilse Romahn

(07.08.2017) Der Frankfurter Palmengarten hat in diesem Jahr eine besondere Attraktion zu bieten: Gleich zwei Amorphophallus titanum stehen derzeit im "Tiefland-Regenwald-Haus" des Tropicariums.

Amorphophallus titanum (Titanenwurz, Araceae)
Foto: Palmengarten Frankfurt
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Die überwiegend in tropischen Regenwäldern verbreitete Gattung Amorphophallus gehört zu den Aronstabgewächen und umfasst etwa 200 Arten, von denen rund 40 im Palmengarten kultiviert werden. Bekanntester und größter Vertreter ist die Titanenwurz (A. titanum) aus Sumatra, die regelmäßig im Palmengartenblüht und dann in den Schauhäusern ausgestellt wird.

Alle Amorphophallus-Arten haben Knollen, aus denen entweder ein einziges Blatt oder ein Blütenstand austreibt. Das Fiederblatt hat meist einen kräftigen Stiel und ist baumförmig verzweigt. Bei A. titanum wird es bis 4 m hoch. Der Blattstiel ist fleckig gemustert, wodurch ein alter moos- oder flechtenbewachsener Baumstamm imitiert wird.

Der Blütenstand wird bis 3 m hoch und ist die größte Blume (Bestäubungseinheit) im Pflanzenreich. Er ist von einem außen hellgrünen, faltigen Hochblatt (Spatha) umgeben und wirkt wie ein umgekehrter Faltenrock. Innen ist es dunkelviolett bis rotbraun gefärbt. Der Blütenstand öffnet sich meist am Nachmittag oder gegen Abend. Im untersten Bereich des kolbenartigen Blütenstandes befinden sich viele unscheinbare weibliche, stark reduzierte Blüten, darüber stehen die männlichen. Die obere, sterile Hälfte des Kolbens ist grünlich-gelb gefärbt und erinnert in seiner Gestalt an einen Phallus (daher der Gattungsname Amorphophallus, was „unförmiger Penis" bedeutet).

Die Blütenstände entsenden einen aasartigen Gestank, um die Bestäuber (Käfer) anzulocken. Der unfruchtbare gelbe Teil des Kolbens produziert Wärme und erreicht mehrere Grad über der Umgebungstemperatur, sodass sich der Geruch besonders gut in der Luft ausbreiten kann. Käfer, die sich am Grund des Blütenstandes befinden, kommen mit den empfängnisbereiten Narben in Kontakt und bestäuben sie mit an ihnen haftendem Pollen, den sie von einer anderen Titanenwurz-Blume mitgebracht haben. Erst am nächsten Tag, wenn die weiblichen Blüten verblüht sind, entlassen die männlichen Blüten ihren Pollen, wodurch eine Selbstbestäubung verhindert wird. Beim Verlassen des Blütenstandes werden die Käfer mit Pollen bepudert, den sie dann auf ein anderes Amorphophallus-Individuum übertragen können. Der Blütenstand hält sich nur einen bis wenige Tage, bis er sich wieder schließt und in sich zusammenfällt. Nach erfolgreicher Bestäubung und Befruchtung der Samenanlagen entwickelt sich ein Fruchtstand mit roten, fleischigen, etwa kirschgroßen Beeren. Nach der Blüte bzw. Fruchtreife benötigen die Knollen eine Ruhezeit, in der sie nicht gegossen werden dürfen. Danach treibt dann wieder ein Blatt aus.

Noch immer ist das Aufblühen einer Titanenwurz in einem botanischen Garten ein besonderes Ereignis. Entdeckt wurde Amorphophallus titanum im Jahr 1878 von dem florentinischen Botaniker Odoardo Beccari (1843-1920). Die von ihm in den Botanischen Garten Florenz gebrachten Knollen gingen ein. Einige der mitgebrachten Samen keimten aber aus und wurden nach Kew Gardens abgegeben. Diese wuchsen dort zu kräftigen Pflanzen heran, und 1889 kam dort erstmals eine Titanenwurz außerhalb ihrer tropischen Heimat zur Blüte