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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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120 Jahre städtische Straßenbahn – Frankfurter Straßenbahnen oft zu kurz

von Frank Nagel

(15.04.2019) Die Bahnen der elektrischen Straßenbahn in Frankfurt sollen länger werden. Das fordert Frank Nagel, Vorsitzender des Fachausschusses Verkehr der Frankfurter CDU.

Die Frankfurter Straßenbahn sollte einst aus der Innenstadt verschwinden. Sie spielt aber noch immer eine wichtige Rolle und für die Zukunft ist eine weitere Steigerung der Fahrgastzahlen absehbar. Zum 120-jährigen Jubiläum der elektrischen Straßenbahn in Frankfurt, das am 10. April 2019 gefeiert wurde, weist Frank Nagel auf Handlungsbedarf hin: „Die Nachfrage steigt immer weiter und man sollte den Kapazitätsausbau nicht verschieben, sondern heute anbahnen.“

Nagel erläutert, dass von Beginn an die Wagen der elektrischen Straßenbahn zwar kontinuierlich weiterentwickelt wurden. So seien heutigen Wagen mit einer Breite von 2,40 Meter auch 30 cm breiter als die damaligen Modelle. Doch durch den barrierefreien Einstieg und die Multifunktionsabteile habe sich an der Kapazität kaum etwas geändert. Die bis 1954 gebauten Zweiachser hatten als 3-Wagen-Züge 66 Sitzplätze und etwa doppelt so viele Stehplätze. Die heute eingesetzten Wagen haben die gleiche Kapazität, aber weniger Türen.

Mittlerweile kommen die im Jahr 1992 gelieferten „R-Wagen“ in die Jahre
Deswegen hat die VGF im Jahr 2017 einen Auftrag für neue Wagen ausgeschrieben. Als Ersatz für die 38 vorhandenen R-Wagen wurden 38 T-Wagen bestellt (die 2003 gelieferten S-Wagen werden noch eine Weile fahren). Der Auftrag enthielt die Option zur Bestellung von 15 weiteren Wagen. In diesem Rahmen wurden fünf weitere bereits in Auftrag gegeben. Dies reicht nach Meinung von Frank Nagel aber nicht aus: „Die VGF sollte am besten schon jetzt die möglichen zehn weiteren Wagen bestellen, und zwar mit einem zusätzlichen Mittelteil, der die neuen Bahnen von 31,50 auf 38 Meter verlängert. Das ist noch nicht beschlossen, wäre aber auf jeden Fall die richtige Maßnahme.“

Ein zusätzlicher Mittelteil könne helfen, die Fahrgastnachfrage zu befriedigen. Sie sei insbesondere auf der Mainzer Landstraße und der Linie 17 sehr hoch. In Bockenheim steigt beispielsweise die Vermietung der Gewerbeflächen in der Solmsstraße, das Projekt „VOLTAPARK“ geht der Vollendung entgegen und das Quartier am Lindberghplatz wird gebaut. Damit wird die Nachfrage auf der Linie 17 noch zusätzlich steigen.  

Es müsse aber auch die Infrastruktur ausgebaut werden. Nagel verweist auf die Engpassfaktoren Umsteigehaltestellen und eingleisige Streckenabschnitte. „Die müssen beseitigt werden, sonst ist eine Kapazitätssteigerung nicht drin. Die Fahrgäste brauchen wirklich mehr Platz. Ein großzügiger Umbau ist nötig, besonders an den großen Umsteigehaltestellen wie am Frankfurter Hauptbahnhof.“ 

Hintergrund: Als private Gesellschaften starteten 1872 die Frankfurter Trambahn-Gesellschaft (Pferdebahn) und 1884 die meterspurige Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft (FOTG) mit dem Schienenverkehr in Frankfurt. FOTG war weltweit die dritte Elektrische Straßenbahn der Welt und die erste im öffentlichen Straßenraum. 1898 beantragte dann die Stadt selbst eine Konzession zur Errichtung eines elektrischen Straßenbahnbetriebes und legt mit der Eröffnung am 10. April 1899 den Grundstein für den Straßenbahn- und U-Bahnbetrieb der heutigen VGF. Die erste normalspurige Strecke (1,453 Meter breit) führte vom Osteingang des Palmengartens über Feldbergstraße, Grüneburgweg, Reuterweg, Opernplatz, Neue Mainzer Straße, Untermainbrücke, Schweizer Straße, Mörfelder Landstraße, Darmstädter Landstraße, Lokalbahnhof, Dreieichstraße, Obermainbrücke, Lange Straße, Zeil, Sandweg, Arnsburger Straße und Berger Straße zur Bornheimer Schule. Wegen der Länge der Strecke von 11 Kilometern unterteilte man diese in zwei Linien, die am Lokalbahnhof endeten. Der rasante Ausbau des Streckennetzes beendete am 18. Juni 1904 die Ära der Pferdebahn. Die FOTG stellte am 28. Oktober 1906 ihren Betrieb ein.