­Double Feature in der Schirn mit Sandra Schäfer

von Ilse Romahn

Sandra Schäfers wissenschaftliche und künstlerische Praxis hinterfragt die visuelle Politik von Architektur und öffentlichem Raum. Krieg, Revolution und deren Schauplätze sind wiederkehrende Motive ihrer Arbeiten. Schäfers Filme sind das Resultat intensiver künstlerischer Forschung, in der sie vor Ort den Entwicklungen und Veränderungen des Stadtbildes nachgeht. So auch für den Film Constructed Futures: Haret Hreik (2017, 28 Min.), den sie in der Schirn zeigen wird. Das schiitisch dominierte Viertel Haret Hreik in Beirut beherbergt nach außen unsichtbar das Hauptquartier der Hisbollah-Partei. 2006 bombardierte die israelische Armee das Viertel, die Hisbollah baute es in der Folge rasch wieder auf. Dieses Wiederaufbauprojekt ist Teil eines kriegerischen Konflikts und geopolitischen Gefüges, in dem Architektur an der Herstellung von Raum, Landschaft und Erinnerung beteiligt ist. Die Arbeit wirft Fragen auf, etwa was es bedeutet, wenn Neubauten sich ohne Risse und Brüche in die bestehende städtische Struktur und in individuelle Erinnerungen einfügen. Oder was Bauprojekte bewirken, die keinen Platz für Ruinen und Gedenken lassen, weil sie in einer Logik kurzer Intervalle von Kriegslosigkeit gedacht werden.

Nach einem Gespräch mit Kuratorin Katharina Dohm präsentiert die Künstlerin den Film Close Up (1990, 98 Min.) des iranischen Regisseurs Abbas Kiarostami. Close Up ist teils Dokumentarfilm, teils Reenactment und basiert auf der Reportage des Journalisten Hossain Farazmand, der an der Festnahme des Hochstaplers Hossein Sabzians beteiligt war.

Sandra Schäfer studierte Freie Kunst und Politikwissenschaft in Kassel und London. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Schäfers Arbeiten wurden international gezeigt, unter anderem auf dem Berlinale Forum 2016/2017, im Haus der Kulturen der Welt, Berlin, der Camera Austria, Graz oder im Depo, Istanbul.
 
Das monatliche Veranstaltungsformat Double Feature versteht sich als Plattform für verschiedene Tendenzen und Ausdrucksformen des Films in der aktuellen Kunstproduktion. Seit über sechs Jahren lädt die Schirn Kunsthalle Frankfurt nationale und internationale Film- und Videokünstlerinnen und -künstler ein, eine Arbeit aus ihrem eigenen Werk zu präsentieren, gefolgt von einem Film ihrer Wahl. Im Gespräch mit den Kuratoren Katharina Dohm und Matthias Ulrich oder mit Gastkuratoren geben sie einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen und insbesondere in ihr filmisches Interesse. 

Am Mittwoch, 23. Oktober, wird die Reihe mit Shen Xin fortgesetzt.

Schirn Kunsthalle Frankfurt, Römerberg, Frankfurt   www.schirn.de
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