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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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‚Wenn einem Gutes widerfährt, sollte man es zurückgeben‘

Irene Brix-Lorenz engagiert sich als Paten-Oma und ist dankbar dafür

von Ilse Romahn

(13.09.2018) Irene Brix-Lorenz weiß wie es ist als Mutter berufstätig zu sein und alles unter einen Hut zu kriegen. Als sie ihren Sohn bekam, war sie 20 und ihr Mann hat noch studiert. Wenn sie nicht hätte arbeiten können, wäre es schwierig geworden für die junge Familie.

„Kitas für unter Dreijährige gab es damals nicht. Wenn ich meine Eltern und meine Schwiegermutter nicht gehabt hätte, wäre es sehr schwierig geworden für uns damals“, erzählt die 69-jährige Frankfurterin. „Das hat mich sehr dankbar gemacht, dass ich so eine Unterstützung bekommen habe. Und wenn einem Gutes widerfährt, sollte man das zurückgeben.“ Deshalb engagiert sich Brix-Lorenz als Paten-Oma. „Ich weiß, wie es ist, wenn man niemanden hat, um mal sein Kind vertrauensvoll abzugeben. Eine Großeltern-Beziehung ist vertrauenswürdig“, sagt Brix-Lorenz, die selbst zwei Enkelkinder hat.

Spielplatz, Zoo-Besuch, Malen, Basteln und mit den Puppen spielen
In einer Zeitungsmeldung hat sie von der Möglichkeit erfahren, als Paten-Oma über den Verein Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) tätig zu sein. „Als ich in Rente ging, dachte ich, dass man ja was tun kann fürs Gemeinwohl, wenn man noch gesund und fit ist.“ Zunächst hatte sie ein älteres Kind zur Betreuung vom Verein Sozialdienst katholischer Frauen vermittelt bekommen. Aber das passte zeitlich und vom Betreuungsumfang nicht so gut. So beendete sie erst mal ihr Engagement. Dann fand sich die passende Familie: eine alleinstehende Mutter mit einer zweijährigen Tochter. „Das fand ich den richtigen Ansatz für mich. Denn genau das ist die Situation, in der man jemanden braucht: Alleinerziehend mit Kleinkind – das ist nicht einfach und genau diesen Personenkreis wollte ich mit meinem Engagement erreichen“, erzählt Brix-Lorenz.

Dann lernten sich Mutter, Kind und Irene Brix-Lorenz kennen – zunächst unternahmen sie gemeinsam etwas, damit sich das Mädchen an ihre Paten-Oma gewöhnen konnte. Irgendwann konnte Brix-Lorenz dann mit dem Mädchen ganz ohne Begleitung etwas unternehmen. Das war vor rund drei Jahren. Seitdem betreut Brix-Lorenz ihre Paten-Enkelin – wann immer sie gebraucht wird, ist sie da. Spielplatz, Zoo-Besuch, Basteln, Kneten, Malen oder mit den Puppen spielen. „Es ist mir wichtig, einen Wert für das Kind zu haben. Ich sehe mich auch nicht als Oma, eher als ältere Freundin für Mutter und Kind.“ Das Mädchen nennt sie Irene und die Paten-Oma bleibt sogar auch mal über Nacht, wenn die Mama etwas für sich unternehmen möchte. Und wenn der Kindergarten mal zu hat oder das Mädchen krank ist, dann ist Irene Brix-Lorenz da. In der Regel ist sie zwei bis dreimal im Monat für rund fünf Stunden als Paten-Oma im Einsatz. „Es gibt aber auch Zeiten, in denen ich mehr mache und dann mal drei Wochen gar nicht. Wir haben auch ausgemacht, dass ich ‚Nein‘ sagen kann, wenn es bei mir nicht passt. Aber im Notfall kriegen wir das auch hin.“ Brix-Lorenz weiß, wie wichtig es ist, dass man als Mutter auch mal Zeit für sich hat: „Nur eine glückliche Mutter kann eine gute Mutter sein.“

Oma bleibt man ein Leben lang
Brix-Lorenz hat 45 Jahre lang als EDV-Fachfrau gearbeitet – zuletzt war sie verantwortlich für alle EDV-Prozesse bei Lufthansa-Cargo – und hatte keine Zeit für ein Ehrenamt. „Die Zeit als Rentnerin empfinde ich als Befreiung von der Verantwortung als Berufstätige. Im Ehrenamt wollte ich keine Fremdbestimmtheit. Deshalb passt das als Paten-Oma gut, weil es so flexibel ist.“

Für ihr Ehrenamt ist Brix-Lorenz der Kontakt zu jungen Menschen wichtig – vergangenes Jahr hat sie zudem über 18-jährige Nicht-Muttersprachler als Coach beim Deutschlernen unterstützt. „Das hat mir unheimlich Spaß gemacht. So etwas könnte ich mir auch wieder vorstellen zu machen“, sagt sie. Aber ihr Engagement als Paten-Oma will sie nicht aufgeben: „Oma bleibt man ein Leben lang. Und so lange ich fit bin und gebraucht werde, bin ich da. Es ist wichtig, Kinder zu begleiten.“ Ihr Ehrenamt gebe ihr Nähe und sie fühle Dankbarkeit, dass sie am Leben teilhaben und Beziehungen aufbauen kann. „Das ist eine ganz natürliche Beziehung, die sich aufbaut und es ist schön, dass man einfach angenommen wird.“

Der Frankfurter SKF-Ortsverein wurde 1901 gegründet. Heute unterhält der gemeinnützige Verein im Gallus das Kinder- und Familienzentrum Monikahaus. Die Idee zur Oma-Opa-Vermittlung entstand vor über 10 Jahren im Familien-Info-Café MoniKaffee. Der SKF stellt sich neben vielen anderen Vereinen, Verbänden und Initiativen auch auf der Ehrenamtsmesse vor, die am Samstag, 15. September, von 10.30 bis 17 Uhr im Römer stattfindet.